Adventskalender 2010: Nick Heidfeld

Nick Heidfelds Jahr 2010 in der Analyse: Warum es vielleicht klüger gewesen wäre, bei Pirelli zu bleiben anstatt sich Kamui Kobayashi anzutun

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2010 geht als eine der spannendsten in die Formel-1-Geschichte ein. Vier Fahrer kämpften beim letzten Rennen in Abu Dhabi noch um den Gewinn der Weltmeisterschaft; den Sieg sicherte sich letztendlich einer, der die Fahrerwertung zuvor noch nie angeführt hatte. Auf dem Weg nach Abu Dhabi kam es zu zahlreichen Sternstunden und Dramen. Grund genug für 'Motorsport-Total.com', das Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Thema heute: Nick Heidfeld.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld fuhr zwischen 2001 und 2010 insgesamt dreimal für Sauber

Im Winter 2003/04 musste Nick Heidfeld lange zittern, ob er seine Formel-1-Karriere fortsetzen kann. Letztendlich fand er bei Jordan Unterschlupf. Eigentlich hatte er vor, nie wieder so ungewisse Monate zu erleben, aber im vergangenen Winter kam es wieder genauso: Sein noch relativ neuer Manager Andre Theuerzeit verhandelte um ein Stammcockpit bei einem Topteam, letztendlich konnte er "Quick Nick" aber nur als Testfahrer bei Mercedes unterbringen.

Auf das falsche Pferd gesetzt

Eigentlich waren die Verhandlungen mit McLaren schon weit fortgeschritten, aber dann "passierte" Michael Schumacher: Durch das Comeback des siebenfachen Weltmeisters, mit dem noch im November kaum jemand gerechnet hatte, waren mit einem Schlag die noch freien Cockpits bei Mercedes und McLaren (Jenson Button) besetzt, auf die Heidfeld spekuliert hatte. Dritter Fahrer bei Mercedes zu werden, war aufgrund des Testverbots während der Saison nur eine Notlösung.

Der 33-Jährige kam zu interessanten Demoeinsätzen wie in Kuala Lumpur, wo er eine Runde mit dem legendären Mercedes W196 drehen durfte, und stand diversen TV-Sendern im Zuge der Rennberichterstattung als Mercedes-Experte zur Verfügung. Wirklich zufrieden wirkte er in jenen Monaten nicht. Mitte August ergriff er dann die Chance, von Mercedes zu Pirelli zu wechseln und dem neuen Reifenhersteller bei seinen Formel-1-Vorbereitungen zu helfen.

Nick Heidfeld

Nick Heidfeld bei einer Demofahrt mit dem W196 in Kuala Lumpur Zoom

Dank dieses Jobs kam Heidfeld wenigstens wieder zum Fahren - in einem Toyota TF109 aus dem Vorjahr. Parallel führte sein Manager Gespräche mit mehreren Teams, darunter auch Sauber. In Monza war es endlich so weit: Die Schweizer warfen Pedro de la Rosa raus (der Heidfelds Aufgaben bei Pirelli übernahm) und holten stattdessen den Deutschen an Bord - bereits zum dritten Mal nach 2001 bis 2003 und 2006 bis 2009.

Comeback zum falschen Zeitpunkt?

Aber: "Bei Nick muss man philosophieren, denn die Frage ist, ob es richtig war, während der Saison zurückzukehren. Ich glaube nicht", meint 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. "Für ein paar Rennen zurückzukommen, obwohl du in dem Team ja doch keine Zukunft hast, ist ein großes Risiko. Warum? Wäre er weiterhin Pirelli-Testfahrer geblieben, dann wäre er jetzt der Mann mit der meisten Erfahrung mit den neuen Reifen. Dadurch hätte er vielleicht einen Trumpf in der Hinterhand gehabt."

¿pbvin|512|2521||0|1pb¿Heidfeld saß beim Nachtrennen in Singapur erstmals im Sauber-Ferrari C29 und war in seinem ersten Qualifying gleich mal um fast eine Sekunde langsamer als Kamui Kobayashi. "Gegen Kobayashi", findet Surer, "hat er auch keinen Stich gemacht. Er hat einen guten Job gemacht, aber Kobayashi hat ihm schon gezeigt, wer der Chef im Haus ist. Dadurch hat er sich eigentlich keinen Gefallen getan. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn er die Saison als Testfahrer durchgezogen hätte."

Das Sauber-Qualifying-Duell ging 4:1 für den talentierten Japaner aus, der den C29 aus 14 Renneinsätzen natürlich viel besser kannte als Heidfeld und dadurch klar im Vorteil war. Als Heidfeld am Freitag in Singapur erstmals einstieg, hatte er noch keinen einzigen Testkilometer mit seinem neuen Arbeitsgerät absolviert. Umso erstaunlicher, dass er trotzdem zweimal in die Punkteränge fuhr und in fünf Rennen gleich viele Zähler sammelte wie de la Rosa in 14.

Kobayashi Sieger im Stallduell

Aber als Tatsache bleibt stehen, dass er das Stallduell gegen Kobayashi verloren hat. Natürlich ist das durch den Einstieg mitten während der Saison zum Teil erklärbar, aber Surer schränkt ein: "Da er sich mit den Pirelli-Tests wieder einschießen konnte, glaube ich nicht, dass das als Ausrede gilt. Natürlich musste er sich zum Beispiel auf die Qualifikation wieder einstellen, aber das hatte er sehr schnell wieder drin", so der ehemalige Formel-1-Pilot.

Heidfeld zeigte sich zum Beispiel in Suzuka als Teamplayer, als er den von hinten heranstürmenden Kobayashi bei dessen Heimspiel in Suzuka anstandslos überholen ließ. Es sollte Saubers bestes Rennwochenende der Saison werden. Die Premiere in Singapur verlief weniger erfreulich: Nach der bereits erwähnten Klatsche im Qualifying schied "Quick Nick" im Rennen nach einer Kollision mit seinem Ex-Mercedes-Teamkollegen Schumacher aus.

Nick Heidfeld

Einen Monat lang testete Nick Heidfeld für den neuen Reifenhersteller Pirelli Zoom

Auch in den beiden letzten Saisonrennen in São Paulo (17.) und Abu Dhabi (11.) ging Heidfeld leer aus - und er musste die Enttäuschung darüber verarbeiten, dass Peter Sauber den GP2-Youngster Sergio Pérez als Neuzugang für 2011 verpflichtet hatte. Damit stehen die Chancen auf ein Stammcockpit in der Formel 1 schlecht. Nicht ausgeschlossen, dass der Routinier als dritter Mann zu Mercedes zurückkehrt und parallel dazu ein Engagement in der DTM anstrebt...

Saisonstatistik:

Fahrerwertung: 18. (6 Punkte)
Gefahrene Rennen: 5/19
Siege: 0
Podestplätze: 0
Pole-Positions: 0
Schnellste Rennrunden: 0
Durchschnittlicher Startplatz: 13,4 (13.)
Bester Startplatz: 11.
Bestes Rennergebnis: 8.
Ausfallsrate: 20,0 Prozent (13.)

Qualifyingduelle:

Heidfeld vs. Kobayashi: 1:4


Fotos: Highlights 2010: N. Heidfeld


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