Adventskalender 2010: Timo Glock

Timo Glock hat 2010 das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht, dennoch war es unterm Strich eine enttäuschende Saison für den Deutschen

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2010 geht als eine der spannendsten in die Formel-1-Geschichte ein. Vier Fahrer kämpften beim letzten Rennen in Abu Dhabi noch um den Gewinn der Weltmeisterschaft; den Sieg sicherte sich letztendlich einer, der die Fahrerwertung zuvor noch nie angeführt hatte. Auf dem Weg nach Abu Dhabi kam es zu zahlreichen Sternstunden und Dramen. Grund genug für 'Motorsport-Total.com', das Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Thema heute: Timo Glock.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock sammelte in der Saison 2010 keinen einzigen WM-Punkt

Zweimal auf dem Podium, einmal in der ersten Startreihe: Glock erlebte 2009 eine gute, aber keine perfekte Saison. 2010 wäre laut Dreijahresplan erstmals der Kampf um den WM-Titel fällig gewesen, aber dazu kam es bekanntlich nicht: Toyota zog sich aus der Formel 1 zurück, Glocks Verhandlungen mit Renault scheiterten - und so fand er sich plötzlich bei Virgin, einem der drei neuen Teams in der Formel 1, wieder.

In der Realität gelandet

Von Toyota zu Virgin, das ist ein Kontrast, wie er extremer kaum sein könnte. Den Deutschen reizte nach den sehr politisch geprägten zwei Jahren bei Toyota vor allem die No-Bullshit-Mentalität von John Booth, aber auch vom CFD-Designansatz von Nick Wirth versprach er sich viel. Vor den ersten Testfahrten wirkte er glücklich und entspannt wie selten zuvor in seiner Karriere. Doch das Gefühl dieser "Flitterwochen" sollte nicht lange halten.

Als Ferrari und Co. im Winter Kilometer wie am Fließband ablieferten, stand Glock meist nur als Zuschauer an der Box. Wenn einmal nicht die Hydraulik oder das Getriebe streikte (ein Leiden, mit dem teilweise auch die anderen neuen Teams zu kämpfen hatten), machten sich Frontflügel selbstständig oder passierten sonstige Pannen, weil die Abläufe des jungen Teams natürlich nicht auf Anhieb perfektioniert werden konnten. Auf die Spitze fehlten durchschnittlich acht Sekunden pro Runde.

¿pbvin|512|3355||0|1pb¿Zumindest kam Glock nicht voller Illusionen zu Virgin: "Ich weiß ja, auf was ich mich eingelassen habe", meinte er nach dem ernüchternden Testwinter. "Mir war klar, dass es am Anfang hart wird. Ich glaube, das Potenzial ist da, dass wir übers Jahr kleine Schritte nach vorne machen können. Ob wir Richtung Mittelfeld kommen oder in einem Chaosrennen mal einen Punkt abstauben können, das wäre ein Traum. Da müssen wir abwarten und hart arbeiten."

Tatsächlich war er von WM-Punkten meilenweit entfernt. Virgin hatte immerhin HRT im Griff, aber der Rückstand auf Lotus, den einzigen direkten Konkurrenten, war groß. Je nach Strecke konnte es Glock manchmal mit Jarno Trulli und Heikki Kovalainen aufnehmen, in der Regel kämpfte er aber mit stumpfen Waffen. Immerhin spülte ihn der Regen in Sepang auf den 16. Startplatz und in Suzuka erreichte er als 14. sein bestes Rennergebnis, aber von Mittelfeld-Platzierungen konnte keine Rede sein.

Ernüchternder Saisonauftakt

Den ersten Tiefpunkt bildeten die Asien-Rennen im Frühjahr: Erst warf Glock mit einem übermotivierten Überholversuch gegen Trulli in Sepang seine beste Startposition der Saison weg, dann blieb er in Schanghai wegen eines Defekts in der pneumatischen Ventilsteuerung schon in der Startaufstellung stehen. In den ersten acht Rennen sah er nur zweimal die Zielflagge - dann dafür gleich sechsmal hintereinander.

"Was er aus dem Auto rausgeholt hat - besser geht's nicht", lobt 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. "Man kann ihn mit seinem Teamkollegen vergleichen - und den Vergleich gewinnt er. Im Vergleich zu Lotus hatte er sicherlich das schlechtere Auto, aber trotzdem hat er die ab und zu geschlagen. Vor allem war er immer dann stark, wenn widrige Verhältnisse herrschten, in denen es auf den Fahrer ankam. So gesehen hat er einen perfekten Job gemacht."

Timo Glock und Sébastien Buemi

Timo Glock hatte sich seine erste Saison bei Virgin sicher anders vorgestellt Zoom

Der 28-Jährige gewann das Qualifying-Stallduell gegen Lucas di Grassi überlegen mit 17:2 und beendete damit wahrscheinlich die Formel-1-Karriere des Brasilianers, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Er selbst konnte sich wegen des unterlegenen Materials kaum bei Topteams ins Gespräch bringen - trotz erneuter Kontakte zu Renault blieb ihm unterm Strich nichts anderes übrig, sich auch für 2011 zu Virgin zu bekennen...

Saisonstatistik:

Fahrerwertung: 25. (0 Punkte)
Gefahrene Rennen: 18/19
Siege: 0
Podestplätze: 0
Pole-Positions: 0
Schnellste Rennrunden: 0
Durchschnittlicher Startplatz: 20,2 (22.)
Bester Startplatz: 16.
Bestes Rennergebnis: 14.
Ausfallsrate: 44,4 Prozent (24.)

Qualifyingduelle:

Glock vs. di Grassi: 17:2


Fotos: Highlights 2010: T. Glock


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