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Vettels erster Formel-Test: "Der Hintern war zu klein"

Nico Rosberg war Zeuge, als Karttalent Vettel mit 13 zum ersten Mal ein Formelauto testete - Erinnerungen an einen sporthistorischen Moment

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg war an Sebastian Vettels WM-Titel nicht ganz unbeteiligt. Der Deutsche duellierte sich in der ersten Runde mit seinem Teamkollegen Michael Schumacher, der sich daraufhin drehte und somit für eine Safety-Car-Phase sorgte. Dadurch absolvierten einige Piloten, darunter auch Rosberg, sofort ihren einzigen Boxenstopp und zwängten sich so zwischen Vettel und seine Titelrivalen Fernando Alonso und Mark Webber.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Sebastian Vettel

Rosberg war dabei, als für Vettel im Formelsport alles begann

Als Königsmacher sieht sich der Wiesbadener mit finnischen Wurzeln aber nicht. "Ist ja auch total egal, denn Sebastian hat den Titel sowieso verdient", sagt er gegenüber 'Sport Bild'. "Wenn er während der Saison ein bisschen weniger Pech gehabt hätte, hätte er meine Hilfe nie gebraucht." Dass Vettel einmal zu den Besten zählen würde, ahnte Rosberg schon früh in seiner Karriere.

Es war der 13. Juni 2001. Schauplatz: der hügelige A1-Ring in Österreich. Rosberg war damals 15 Jahre alt und ein aufstrebendes Formeltalent. "Erstmals habe ich Sebastian bei einem Test in Zeltweg gesehen", erinnert er sich. "Da war ich gerade auf dem Weg zu meiner Formel BMW Meisterschaft und er durfte als Kartpilot das erste Mal ein Formelauto fahren. Damals war er schon recht schnell unterwegs."

Vettel zu klein für den Sitz

Vettel war schon 2001 Teil von Helmut Markos Red-Bull-Juniorprogramm. Motorsport-Manager Thomas Überall hatte das enorme Talent des 13-Jährigen erkannt und war neugierig, wie sich der Kartpilot in einem Formelauto schlagen würde. Die Idee: Vettel sollte den 120 PS starken Formel-König-Boliden des amtierenden Meisters Bernhard Auinger unter Aufsicht von dessen Vater, Motorrad-Legende Gustl Auinger, ausprobieren. Der Junge aus Heppenheim kannte die beiden, weil auch Auinger von Red Bull unterstützt wurde und Vettel bei einigen Rennen des Österreichers als Zuschauer in der Box war - dabei hatte der später Formel-1-Champion den Boliden sogar geputzt.

Bernhard Auinger erinnert sich in der österreichischen 'SportWoche' an den durchwachsenen Start am A1-Ring: "Es war schwierig: Der Sitz war doppelt so groß wie sein Hintern." Gustl Auinger hoffte, dass die Sicherheitsinspektoren keinen Wind davon bekommen würden. Doch Vettel, der im Auto mit Vater Norbert und Schwester Stefanie angereist war, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

"Schon damals in Zeltweg war Vettel recht schnell unterwegs." Nico Rosberg

Er hatte schon damals die Gabe, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Gustl Auinger erinnert sich: "Mir fiel seine Wissbegierde auf, dieses Vertrauen in uns. Er wollte alles ganz genau wissen, sog alle Informationen auf. Es schien, als ob er das Ziel von der ganz großen Karriere ganz klar vor sich hatte - mit aller Konsequenz. Und das im Körper eines Kindes."

Selbe Tugenden wie heute

Vettels Strategie machte sich bezahlt: Langsam tastete er sich ans Limit heran, während andere Piloten aus Übereifer von der Strecke flogen. "Interessant war, wie er sich Runde für Runde ohne jede Hektik steigerte", blickt der inzwischen 28-jährige Bernhard Auinger, der selbst einige Formel-3000-Rennen bestritt, zurück. "Ich habe mir damals oft gedacht, 'der versäumt seine Kindheit'. Doch heute weiß ich: Er hatte recht."

Auch Vettel erinnert sich freilich an seine ersten zwei Formel-Testtage in der Steiermark - und bedankt sich: "Die Auingers gaben mir alle Zeit der Welt, damit ich mich Schritt für Schritt an das neue Fahrgefühl gewöhnen konnte. Gustl und Bernhard investierten viel Mühe, um mir alles genau zu erklären", sagt er gegenüber der 'SportWoche'.

"Ich dachte, Vettel versäumt seine Kindheit. Doch heute weiß ich: Er hatte recht." Bernhard Auinger

Auch Rosberg hat es damals irgendwie gespürt, dass er Zeuge eines sporthistorischen Moments war. Heute ist das begabte Kind von damals Formel-1-Weltmeister, während der Weltmeistersohn zwar eine großartige Saison hinter sich hat, seinem ersten Sieg aber weiterhin nachjagt. Kommt da etwas Neid auf? "Neidisch bin ich nicht", winkt Schumachers Mercedes-Teamkollege gegenüber 'Sport Bild' ab. "Aber ich erhoffe mir nur selbst auch ein Topauto. Ich bin überzeugt, dass ich von Mercedes ein gutes Auto kriegen werde. Sebastian saß schneller in einem siegfähigen Auto."