Nico Rosberg: "Für mich ist Piastri ab heute der klare WM-Favorit"

(Motorsport-Total.com) - Hat sich Lando Norris mit seiner Aktion in Kanada aus dem Titelrennen der Formel 1 2025 verabschiedet? Natürlich ist das mathematisch noch viel zu früh zu sagen, doch für Ex-Champion Nico Rosberg war Kanada ein entscheidender Punkt. "Für mich ist Oscar Piastri ab heute der ganz klare WM-Favorit", sagt der Deutsche bei Sky.

Der Australier hat die Vorteile auf seiner Seite. Auch wenn er in Montreal nur Vierter wurde, besitzt er mutmaßlich das beste Auto und hat in der WM jetzt 22 Punkte Vorsprung. Doch darum geht es Rosberg nicht. Es ist das, was er in Kanada gesehen hat, was ihn in seiner Meinung bestärkt.

Norris, so sein Urteil, kommt mit der aktuellen Situation nicht klar. Der Brite hatte immer wieder mentale Probleme eingeräumt und schlug sich in Kanada mit zwei Fehlern in Q3 und dem überambitionierten Manöver gegen seinen Teamkollegen wieder selber. "Die Fehler gehen immer weiter bei ihm", kritisiert Rosberg.

"Und er hat auch keinen Weg der Verbesserung gefunden bis jetzt."

Ganz anders sei es bei Piastri, der "einfach unglaublich solide" fährt und sein Niveau die ganze Zeit über hält. "Das hätte ich jetzt nie gedacht, gerade wenn man jetzt die letzten zwei Jahre gesehen hat. Aber in diesen neuen Situationen, wo so viel Druck drauf ist, ist er einfach stark", lobt er.

Pizza statt Party

Bezeichnend war für ihn das Verhalten nach seinem Sieg in Miami. Dort war er einfach nur mit seinem Manager Mark Webber abends Pizza essen gegangen - das habe ihm zumindest sein Ex-Williams-Teamkollege an diesem Wochenende erzählt.

"Alle anderen Fahrer wären dann feiern gegangen", so Rosberg. "Und ob der gewinnt oder Fünfter wird, das ändert bei ihm fast gar nichts. Natürlich herrscht in dem Moment nach dem Rennen große Freude, aber dann abends ist alles wieder beim Alten - und das ist einfach diese Stabilität, die er hat, das ist seine größte Stärke."

Auch Ex-Pilot Timo Glock stimmt dieser Einschätzung zu und findet an Piastri vor allem dessen Ruhe beeindruckend - "als würde er schon zehn Jahre fahren und keine Ahnung wie oft um die WM gefahren sein", so der Deutsche bei Sky.

Auch die Situation mit Norris in Kanada habe Piastri abgeklärt abgehandelt und sein Rennen einfach zu Ende gefahren. "Er wird nicht laut und lässt nichts an sich ran. Und das zeugt von unfassbarer Intelligenz in seinem Umfeld."

"Wo wollte er da hin?"

Zwar sieht Glock Norris im WM-Kampf angesichts des enormen Restprogramms noch nicht außen vor, "aber die Fehlerquote ist einfach zu hoch", meint er - auch schon im vergangenen Jahr.

Für die Aktion im Rennen von Montreal hat er kein Verständnis: "Wo wollte er da hin? Wo war der Ansatz zu sagen, da passt links noch ein Auto daneben? Er kennt die Strecke ja, die ist nicht jetzt in den letzten fünf Runden breiter geworden. Also die Mauer steht immer noch da."

"Und die Frage ist, wieso er in diesen entscheidenden Momenten nicht den klaren Kopf bewahren kann."