Adrian Newey: Warum Audi keine Lust auf die Formel 1 hat

Design-Superhirn Adrian Newey hält die geplanten Regeländerungen für die Formel-1-Saison 2017 für überbewertet und sieht den Grund allen Übels noch nicht erfasst

(Motorsport-Total.com) - Er war Anfang der 1990er-Jahre der Tüftler bei Williams, kurz vor der Jahrtausendwende das Zünglein bei McLaren und jüngst das Genie hinter der Red-Bull-Ära: Adrian Newey weiß aus einem weitreichenden Erfahrungsschatz in der Formel 1 zu berichten. Die geplante "Revolution" der Königsklassen-Regularien 2017 lässt ihn daher vergleichsweise kalt. Seiner Meinung nach liegt die Motorsportwelt außerdem nicht durch seine Verkleidung, sondern im Herzen im Argen. Ihm ist nach wie vor die momentane Motoren-Dominanz ein Dorn im Auge - und das mangelnde Interesse neuer Wettbewerber.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey

Viele Sorgenfalten: Adrian Newey beschäftigen die Probleme der Formel 1 Zoom

"Erst einmal sollte der eigentliche Motor, der an die Kundenteams geliefert wird, der gleiche sein" plädiert er gegenüber 'The National' aus Abu Dhabi für einen ausgeglicheneren Wettbewerb. "Aber es geht nicht nur um die Hardware, sondern auch um Kraftstoffe und die Software. Das könnte man für die Kundenteams auch vereinheitlichen, wenn sie es so wollen."

Newey macht sich außerdem um die finanzielle Situation Sorgen. Dort sieht er das Hauptargument, das andere Hersteller von einem Einstieg in die Formel 1 abhält und den Wettbewerb so zusätzlich bremst. "Als Hersteller an der Formel 1 teilzunehmen kostet einfach unheimlich viel - gut über 200 Millionen Euro, eher an die 300-Millionen-Grenze heran. Das ist gewaltig." Dabei nennt er im speziellen das Beispiel Audi, die zusammen mit der Volkswagen-Gruppe im vergangenen Jahr vor allem im Zusammenhang mit der Motoren-Suche von Red Bull als mögliche Neueinsteiger gehandelt wurden.

Ein neues Motoren-Reglement soll ich sich der Formel 1 aber ohnehin erst frühestens 2018 anbieten. Stattdessen wird die aerodynamische Revolution angepriesen, die die Boliden schneller, schöner und showträchtiger machen soll.

"Ich mochte Regeländerungen immer, weil sie frischen Wind reinbringen", schwelgt Newey dabei in Erinnerungen. "Damals, in den 1970er- oder 1980er-Jahren, hat man noch eine Reihe Autos in den verschiedensten Formen sehen können, weil die Regeln relativ offen waren." Für die neuen Ideen hat der Brite, der bei Red Bull mittlerweile nur noch in beratender Rolle tätig ist, weil er sich neuen Herausforderungen stellen wollte, wenig übrig.


Fotostrecke: Die zehn denkwürdigsten F1-Regeländerungen

"Wenn man alle Autos weiß anstreichen würde, müsste man sich schon sehr gut auskennen, um sie den Teams zuordnen zu können. Regeländerungen sollen einem die Möglichkeit bieten, etwas Neues zu versuchen. Die Änderungen, die für 2017 im Gespräch sind, unterscheiden sich aber eigentlich kaum von den jetzigen. Es geht um etwas weitere Reifen und ein wenig andere aerodynamische Vorgaben. Das sind keine grundlegenden Unterschiede."