Mercedes-Motorenchef: Aktueller V6 kraftvoller als alter V8
Andy Cowell ist mit den aktuellen 1,6-Liter-V6-Turbomotoren sehr zufrieden und glaubt, dass die neue Motorengeneration noch nicht am Ende ihrer Entwicklung steht
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Motorenchef Andy Cowell bricht eine Lanze für die aktuelle Motorengeneration. Er erklärt, warum der heutige 1,6-Liter-V6-Turbomotor leistungsstärker ist als die alten V8-Motoren, die in der Königsklasse bis einschließlich 2013 verwendet wurden. Den großen Unterschied machen dabei die umfangreichen Hybridsysteme der neuen Power-Units. Außerdem lobt Cowell, dass die aktuellen Antriebe mehr Leistung haben als die alten V10-Motoren, die Ende 2005 aus der Königsklasse verbannt wurden.
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Andy Cowell ist davon überzeugt, dass in den aktuellen Motoren noch mehr drinsteckt Zoom
"Wenn wir uns nur den Verbrennungsmotor ansehen, dann ist der heutige 1,6-Liter-V6-Turbo ungefähr so leistungsstark wie der V8", erklärt Cowell und ergänzt: "Beide von ihnen verwenden ein Hybridsystem. Wenn man das KERS zum V8 dazunimmt und das ERS zum V6 und sich die maximalen Leistungswerte ansieht, dann ist der heutige V6 mit ERS zehn Prozent stärker als es der V8 mit dem KERS war."
"Das ERS ist für einen Großteil der Runde verfügbar, während das KERS nur 6,7 Sekunden pro Runde verfügbar war. Der V6 hat mit dem ERS daher einen viel größeren Einfluss auf die Rundenzeit", erklärt Cowell. KERS erlaubte den Piloten bis 2013 den Einsatz von 82 zusätzlichen PS über einen Zeitraum von 6,7 Sekunden pro Runde. Beim neuen ERS stehen den Fahrern 163 PS über ganze 33,3 Sekunden pro Runde zur Verfügung.
"Wir haben mehr Leistung als am Ende der V10-Ära", berichtet Cowell außerdem und findet das vor allem deshalb bemerkenswert, weil der Benzindurchfluss heutzutage deutlich niedriger ist als noch in der V10-Ära. Während heute maximal 100 Kilogramm pro Stunde erlaubt sind, war es damals noch fast die doppelte Menge. Laut Cowell ist das eine "phänomenale Änderung in Sachen Effizienz."
Zuverlässigkeit "phänomenal"
Sind die aktuellen Motoren also sogar die stärksten in der Geschichte der Formel 1? In dieser Frage will sich Cowell nicht festlegen: "Wir sind jetzt in einer Situation, in der wir vier Power-Units pro Fahrer für eine Saison haben. Wie spielt dieser Faktor hinein?" Während es früher beispielsweise Motoren gab, die nur im Qualifying eingesetzt wurden, müssen die Aggregate heute im Schnitt mindestens fünf komplette Rennwochenenden halten.
Für Cowell sind das "phänomenale Haltbarkeitsvorgaben", doch trotzdem glaubt er, dass die Entwicklung der aktuellen Motoren noch nicht am Ende angekommen ist. "Viele Leute dachten, dass es nicht viele Möglichkeiten geben würde, um die Dinge weiter voranzutreiben. Das stimmt aber nicht, es gab signifikante Entwicklungen", stellt Cowell klar und ergänzt: "Es gibt immer etwas Neues, man muss nur suchen."
"Die Anzahl an Tokens, die man verwenden kann, sinkt mit jedem Jahr. Wir müssen also pro Token mehr herausholen. Das ist die Herausforderung", verrät der Mercedes-Motorenchef, der dabei auch auf die Unterstützung von Partner Petronas hofft. Auch Petronas-Manager Andrea Dolfi ist sich sicher: "Wir sind noch nicht einmal ansatzweise am Ende dieser Reise."
Er verrät: "Für 2015 haben wir ungefähr 50 verschiedene Benzinformeln ausprobiert. Wir haben fast 65.000 Liter Sprit nur in der Entwicklung verbraucht." Auch in Zukunft soll die Entwicklung in diesem Bereich weitergehen. Das Mercedes-Werksteam gewann in der abgelaufenen Saison 16 der 19 Rennen und stellte mit 703 Punkten in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft einen neuen Rekord auf.