Reglement 2011: Die Zeit drängt

Die Formel-1-Teamchefs wünschen sich eine baldige Entscheidung, was das Reglement für 2011 angeht - Ideen liegen auf dem Tisch, bleiben aber geheim

(Motorsport-Total.com) - Für nächstes Jahr soll das Formel-1-Reglement wieder einmal angepasst werden. Zwar sind keine revolutionären Änderungen geplant, aber einige Modifikationen. So sollen zum Beispiel die Doppeldiffusoren und die F-Schacht-Systeme verboten werden. Außerdem gilt es auch noch Rahmenbedingungen für den neuen Reifenhersteller zu schaffen.

Titel-Bild zur News: Pressekonferenz mit Stefano Domenicali, Franz Tost, Ross Brawn und Adam Parr

Die Teamchefs sind sich in den meisten, aber nicht allen Fragen einig

Am 21. Juni soll das Reglement bei einer Sitzung der Formel-1-Kommission beschlossen werden, wie 'Motorsport-Total.com' erfahren hat, ratifizieren kann es aber nur der Motorsport-Weltrat der FIA. Das gilt normalerweise als reiner Formalakt. Das heißt, es liegt an den Teams, möglichst rasch eine Einigung zu erzielen, denn viele der noch offenen Fragen müssen im Designprozess für 2011 möglichst rasch angegangen werden.#w1#

Brawn als Vorsitzender in Führungsrolle

Williams-Geschäftsführer Adam Parr spricht von einem "ganzen Paket großartiger Vorschläge" für nächstes Jahr: "Wir haben den Prozess noch nicht abgeschlossen, aber ich hoffe, dass uns Ross in den kommenden Tagen hindurchbegleiten wird." Mit Ross meint er Mercedes-Teamchef Brawn, der gleichzeitig Vorsitzender der Technischen Arbeitsgruppe der Teamvereinigung FOTA ist und somit den größten Einfluss auf die Gestaltung des neuen Reglements hat.

"Wir sind noch nicht ganz dort", sagt Brawn über den Status quo der Diskussionen. "Ich denke, es wäre unangemessen, genau zu verraten, was wir machen wollen, aber uns liegt viel daran, die Show ständig zu verbessern, das Potenzial für gute Rennen, und wir denken auch daran, die Performance der Autos zu reduzieren, weil wir jedes Jahr um ein bis zwei Sekunden schneller werden und dem entgegensteuern müssen."

Franz Tost findet das wichtig, "denn wer weiß, was sich die Ingenieure schon wieder ausdenken? Wahrscheinlich haben sie schon fünf neue Ideen im Kopf, die sie erst nächstes Jahr zeigen wollen. Dann müssen wir die wieder verbieten." Den Ground-Effect meint er damit wohl nicht, denn der soll weiterhin unterbunden bleiben. Nur Ferrari kann sich vorstellen, Ground-Effect zu erlauben, um mehr Überholmanöver zu forcieren - aber auch nicht vor 2013.

Streckendesign schuld am Überholverbot?

Brawn hält stattdessen vielmehr das Streckendesign für entscheidend: "Auf einigen wird mehr überholt als auf anderen. Das Format der Rennwochenenden ist ein weiterer wichtiger Faktor, denn wir arbeiten zwei Tage lang darauf hin, dass die Schnellsten vorne stehen. Jetzt haben wir noch dazu den Gewichtsfaktor für das Qualifying entfernt", kritisiert der Brite. Man müsse aber natürlich auch an der Technik der Autos arbeiten und nicht nur am Sportlichen Reglement.

Und: "Wir müssen darauf achten, nicht zu weit zu gehen. Die Formel 1 hat einen Charakter, eine DNA, die wir nicht zerstören wollen. Ich finde zum Beispiel Basketball schwierig zu verfolgen, wenn sie 90 Punkte machen, während ich Fußball mit ein oder zwei Toren spannend finde. Ich sehe es halt so. Ich finde, dass Motorsport mit ein bis zwei wirklich tollen Überholmanövern pro Rennen genau das ist, was wir wollen", erklärt Brawn.

Die Frage nach KERS stellt sich übrigens nicht, was das Technische Reglement angeht, denn rein theoretisch ist die Hybridtechnologie weiterhin erlaubt - der Verzicht der Teams aus Kostengründen ist rein freiwilliger Natur. Allerdings muss am 21. Juni auch KERS besprochen werden, denn wenn das System in die Formel 1 zurückkehrt, dann wahrscheinlich nur unter anderen Rahmenbedingungen als in der vergangenen Saison.