• 05.03.2005 13:04

  • von Marco Helgert

Minardi-Streit zieht immer weitere Kreise

Nachdem die FIA mit einem Rückzug aus Australien drohte, meldete sich nun der australische Verband zu Wort - Stoddart vermutet "Rache"

(Motorsport-Total.com) - Minardi-Teamchef Paul Stoddart brachte mit seinem Gang vor Gericht ein Stein ins Rollen, auf den der Australische Motorsportverband 'CAMS' ('Confederation of Australian Motor Sport') gerne verzichtet hätte. So aber provozierte der Australier eine Reaktion der FIA, die kaum heftiger hätte ausfallen können.

Titel-Bild zur News: Minardi-Teamchef Paul Stoddart

Paul Stoddart: "Bald gibt es keine Heilung mehr für die Formel 1"

"Gestern hat ein Richter in Melbourne eine einstweilige Verfügung erteilt, die anordnet, dass den zwei Autos die Teilnahme an den Trainingseinheiten am Samstag gestattet werden muss, obwohl diese nicht den Regeln der 2005 FIA Formula One World Championship genügen", heißt es in einer Mitteilung der FIA. "Die Stewards des Australien-Grand-Prix' und die FIA wurden über dieses Vorgehen nicht informiert und es wurde ihnen nicht die Möglichkeit gegeben, anwesend zu sein, als der Richter den Fall angehört hat."#w1#

Sollte es in Australien in allen Fällen so einfach möglich sein, eine Sportveranstaltung ohne Einbeziehung der Veranstalter zu beeinflussen, "wird es Sache des Weltmotorsportrats sein, zu entscheiden, ob eine Motorsportveranstaltung mit WM-Status irgendeiner Art jemals wieder in Australien abgehalten werden kann", heißt es in der Mitteilung der FIA weiter.

Australischer Motorsportverband stellt sich hinter die FIA

Eine erste Reaktion aus Australien geben der FIA in dieser Beziehung recht. "Die 'Confederation of Australian Motor Sport (CAMS) hat die Mitteilung der FIA zur Kenntnis genommen und teilt die geäußerten Sorgen, da ein Teilnehmer (Minardi; d. Red.) versuchte, beim Obersten Gericht von Victoria eine einstweilige Verfügung zu erlangen, ohne die FIA oder die 'CAMS' davon in Kenntnis zu setzen", heißt es in einem offiziellen Statement.

Man wird sich am 30. März beim Treffen des FIA-Weltmotorsportrats diesem Thema stellen, denn in Australien gibt es ein festes Vorgehen für solche Angelegenheiten, das im Falle von Minardi übergangen wurde. "Die 'CAMS' muss die dem Gericht vorgelegten Details bestimmen", heißt es weiter. "Der juristische Prozess im Motorsport ist angemessen, um sportliche Belange zu lösen, und das Oberste Gericht hat bereits mehrmals festgestellt, dass zuvor alle juristischen Wege im Sport ausgeschöpft werden sollten, ehe gerichtliche Verfahren angestrengt werden."

Für Paul Stoddart ist diese Erklärung kaum hinnehmbar. Er habe die Durchsetzung der einstweiligen Verfügung nur deshalb ausgesetzt, da FIA-Präsident Max Mosley drohte, das Rennen am Sonntag abzusagen oder zumindest alle FIA-Vertreter abzuziehen, sodass das Rennen nicht mehr zur Formel-1-Weltmeisterschaft zählen würde.

Stoddart: "Wir treiben die Formel 1 hier ins Verderben"

"Ich ersuche alle, die an dieser Angelegenheit interessiert sind, das FIA-Dokument als das zu sehen, was es ist, nämlich eine schlecht getimte und schlecht eingeschätzte Mitteilung, mit der Minardi, der Grand Prix von Australien und ich in Verruf gebracht werden sollen", wird Stoddart von 'Reuters' zitiert. Der Australier vermutet hinter dem Vorgehen der FIA also eine Racheaktion.

Doch was als Streit zwischen Minardi und Ferrari begann, könnte nun ein ganzes Land innerhalb der FIA in Verruf bringen, Stoddarts Ansehen in Australien dürfte davon ebenfalls betroffen sein. Der Frieden in der Formel 1 wiederum wurde neuerlich auf das Tiefste erschüttert, was auch Stoddart eingestehen musste. "Wir treiben die Formel 1 hier ins Verderben", gab er zu Protokoll. "Die Wunden sind langsam schon so tief, dass es bald keine Heilung mehr gibt. Wir nähern uns dem Untergang der Formel 1 durch unsere eigene verdammte Blödheit, zu viel Arroganz in allen Bereichen. Das ist ganz offensichtlich."