• 04.03.2005 11:18

  • von Marco Helgert

Kritik und Unterstützung für Paul Stoddart

Paul Stoddart dürfte mit seinem Ansinnen, mit den Vorjahresautos in Australien zu fahren, nur wenige neue Freunde gewonnen haben

(Motorsport-Total.com) - Das Sportliche, so der erste Eindruck, wurde in Melbourne zum Trainingsauftakt ein wenig getrübt. Die Posse um die Startberechtigung für das Minardi-Team drängte sich immer wieder in den Vordergrund. Da zunächst Ferrari, später auch Red Bull Racing und Jordan, kein Einverständnis gaben, war der Kampf um die Teilnahme eröffnet. Dabei stand am Ende eine Lösung, als wegen der gewechselten Besitzverhältnisse bei zwei Teams ein neues Schreiben in Umlauf kam.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Paul Stoddart zeigte in Australien wieder einen außergewöhnlichen Kampfgeist

Doch die Freude war von kurzer Dauer, denn plötzlich schaltete sich die FIA ein. Die Stewards untersagten die Teilnahme des Teams wieder. Entweder man halte sich an die Regeln der Saison 2005, oder ein Start ist unmöglich. Minardi-Teamchef Paul Stoddart zog vor Gericht, erwirkte eine einstweilige Verfügung und darf zumindest am Samstag den Rennbetrieb wieder aufnehmen.#w1#

Die Aktionen der vergangenen Tage blieben auch anderen Teams nicht verborgen, sie waren ja auch daran beteiligt. Dabei gab es für Stoddart, obschon er am Ende von allen mehr oder weniger unterstützt wurde, nicht nur gute Noten. Christian Horner, Teamchef von Red Bull Racing, verweigerte am Donnerstag noch die Unterschrift, und war froh, als die FIA letztlich einschritt.

Nur wenig Verständnis für Stoddarts Aktionen

"Ich bin erfreut, dass sich die Stewards der Sache angenommen haben", so Horner. "So wie ich es sehe, ist die FIA der Regelmacher, und ich sehe nicht ein, warum die Teams auf einmal bestimmen sollten, ob jemand nun die Regeln brechen darf oder nicht." Die neue Wendung der Geschichte war Horner zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht bekannt.

Nick Fry, Teamchef von BAR-Honda, war anfänglich auch nicht von Stoddarts Idee begeistert, wollte im Sinne des Sports aber seine Zustimmung geben. "Es ist gut, dass die Teams letztlich zusammengefunden und versucht haben, Paul zu unterstützen", so Fry. "Aber ein Schiedsrichter ist nun einmal ein Schiedsrichter, und ich denke, sie haben eine mutige Entscheidung getroffen."

Strickt gegen eine Entscheidung im Sinne Stoddarts war das Jordan-Team unter der neuen Midland-Führung. Jordan sei im Dezember und Januar in einer schwierigeren Lage gewesen und habe dennoch ein regelkonformes Auto auf die Räder gestellt. "Wir haben das Schreiben nicht unterzeichnet", so Teamchef Colin Kolles. "Wir haben nur gesagt, dass wir nicht gegen Minardi protestieren würden."

Todt: "Es geht nicht darum, gemein zu Minardi zu sein"

Das Gros der Meldungen betraf jedoch Ferrari, die anfänglich nicht einmal eine Gesprächsbereitschaft signalisierten. Dass Jean Todt nur ein politisches Spiel spielt, wies der Franzose weit von sich. "Wir haben Minardi immer unterstützt", wird Todt von 'Reuters' zitiert. In der Tat besteht zwischen den beiden Teams bereits seit Mitte der 70er Jahre eine freundschaftliche Beziehung.

"Es geht nicht darum, gemein zu Minardi zu sein", so Todt weiter. "Wir respektieren Minardi sehr, ich persönlich habe viel Respekt vor den kleinen Teams, die so hart kämpfen müssen. Aber wenn man ein Spiel hat und mitspielen möchte, dann sollten die Regeln für alle gleich sein. Ausdrücklich führte der Franzose die Leistungsunterschiede an. Sollte Minardi mit dem alten Auto starten, so hätten sie als einziges Team gegenüber 2004 keinen Nachteil.

Außerdem verwies auch er auf die FIA. Sie habe als unabhängige Sportbehörde die Entscheidungsgewalt in solchen Fragen. "Die FIA macht die Regeln und sorgt für deren Durchsetzung", so Todt. "Wenn es aber an den Teams liegt und alle anderen unterschrieben haben, dann wird sich Ferrari nicht sperren und auch unterzeichnen."