Melbourne: Zwei "Silberpfeile" im Freitagstraining voran

Pedro de la Rosa und Kimi Räikkönen waren heute am schnellsten - Heidfeld in ereignisreichem Training vor Michael Schumacher Dritter

(Motorsport-Total.com) - Nach einer mäßig interessanten Vormittagssession, in der die Top-Fahrer kaum auf die Strecke gegangen sind, um ihre Motoren zu schonen, verlief das zweite Freie Training zum Grand Prix von Australien 2005 wesentlich spannender: Bei prächtigen Bedingungen mit Temperaturen knapp über 20 Grad und gut gefüllten Tribünen hatten am Ende die "Silberpfeile" die Nase vorne.

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Einstand mit Bestzeit: Pedro de la Rosa fuhr als Testfahrer ein anderes Programm

Überschattet wurde der Trainingsfreitag jedoch vom Theater um das Minardi-Team, welches eigentlich mit 2004er-Boliden antreten wollte, jedoch für eine Starterlaubnis auf die Unterschrift von Ferrari angewiesen war. Als sich deren Teamchef Jean Todt endlich dazu bereiterklärt hatte, die Minardis trotz regelwidriger Autos fahren zu lassen, legte plötzlich die FIA ihr Veto ein - und entgegen erster Ankündigungen konnten Patrick Friesacher und Christijan Albers somit auch am Nachmittag nicht auf die Strecke gehen.#w1#

"Silberpfeile" machten heute den stärksten Eindruck

Bestzeit fuhr indes Pedro de la Rosa (McLaren-Mercedes/28 Runden) mit einer Zeit von 1:25.376, gefolgt von seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen (+ 0,300/15 Runden). Die "Silberpfeile" hinterließen einen sehr starken Eindruck und konnten jederzeit ganz vorne mitmischen. Bestätigt wurde das Potenzial des MP4-20 auch von Juan-Pablo Montoya (14 Runden), der als Fünfter 0,851 Sekunden Rückstand hatte und erst gegen Ende nach hinten durchgereicht wurde.

Für eine positive Überraschung sorgte in den Schlussminuten BMW WilliamsF1 Team Pilot Nick Heidfeld (23 Runden), der bis auf gut eine halbe Sekunde an die Bestzeit herankam und Dritter wurde, nachdem er über weite Strecken außerhalb der Top 10 gelegen war. Besonders bemerkenswert ist diese Vorstellung im direkten Vergleich mit Mark Webber (+ 1,953/19 Runden), denn der australische Lokalmatador kam im zweiten Williams BMW FW27 über den 15. Platz nicht hinaus.

"Schumi" trotz des Rückstands nicht unzufrieden

Relativ zufrieden präsentierte sich nach der Session trotz eines Rückstandes von 0,705 Sekunden Michael Schumacher: Der Vorjahressieger umrundete den Kurs im Albert Park 15 Mal, hielt sich lange vornehm im Hintergrund und drehte erst in den Schlussminuten auf - Platz vier. Teamkollege Rubens Barrichello wurde mit 1,263 Sekunden Rückstand nach 14 Runden Neunter, wirkte aber - wie schon in vergangenen Jahren - nicht ganz so souverän wie Schumacher und drehte sich gleich zweimal.

Renault landete im Klassement nicht ganz vorne, musste sich mit den Positionen sieben (Fernando Alonso) und zehn (Giancarlo Fisichella) zufrieden geben. Immerhin spulten die Franzosen aber ein Pensum von 44 Runden ab, was für die Standfestigkeit des Motors spricht. Auch der Rückstand hielt sich mit etwas mehr als einer Sekunde im erträglichen Rahmen. Einziges Manko: Fisichella leistete sich einen Dreher, konnte aber problemlos weiterfahren.

Beim Blick auf die Zeitentabelle sticht das Sauber-Team sofort ins Auge: Felipe Massa (19 Runden) erfüllte mit nur 0,981 Sekunden Rückstand als Sechster die Erwartungen, doch Jacques Villeneuve (16.) kam - wie schon bei den Wintertests - bei weitem nicht an die Zeiten des Brasilianers heran. Der Kanadier spulte 18 Runden ab und büßte mehr als zwei Sekunden auf die Schnellsten ein. Irgendwo dazwischen: Jenson Button (BAR-Honda/+ 1,235/26 Runden) als Achter.

Red Bull Racing mit solidem Formel-1-Einstand

Die Red-Bull-Piloten David Coulthard (12./+ 1,641/22 Runden) und Christian Klien (17./+ 2,168/ 14 Runden) wurden nach starkem Beginn nach hinten durchgereicht, wirkten aber insgesamt trotzdem stärker als erwartet. Bestätigt wurde das Potenzial des neuen Rennstalls vor allem durch Testfahrer Vitantonio Liuzzi, der zwar nach einem unnötigen Dreher aus seinem Wagen aussteigen musste, aber mit seiner Zeit vom Vormittag auch im zweiten Freien Training Vierter geworden wäre.

Für Ralf Schumacher begann das Abenteuer Toyota mit gemischten Gefühlen: Der Wahl-Österreicher belegte mit 1,786 Sekunden Rückstand den 13. Platz und musste daraufhin seine Erwartungshaltung für das Wochenende nach unten korrigieren, drehte aber 16 Runden ohne Probleme und ließ wenigstens seinen angesichts der Wintertestzeiten höher eingeschätzten Teamkollegen Jarno Trulli (14./+ 1,819/24 Runden) knapp hinter sich.

Jordan-Toyota-Piloten abgeschlagen auf den letzten Plätzen

Das hintere Ende des Feldes besiedelten erwartungsgemäß die Fahrer von Jordan-Toyota, von denen sich heute der Inder Narain Karthikeyan (19./29 Runden) mit 2,792 Sekunden Rückstand noch am besten aus der Affäre zog. Allerdings fiel der 28-Jährige durch eine unnötige Kollision mit de la Rosa in der ersten Kurve auf, die glimpflich verlaufen ist. Robert Doornbos (20./+ 3,244/30 Runden) und Tiago Monteiro (22./+ 4,295/23 Runden) blieben farblos.

Das Kräfteverhältnis ist auch nach dem zweiten Freien Training schwer einzuschätzen, wenngleich sich die Tendenzen der Wintertestfahrten weitgehend bestätigt haben. Und noch ein Detail fällt auf: Die heutige Bestzeit von 1:25.376 ist nur um gut eine halbe Sekunde langsamer als die Freitagsbestzeit aus dem vergangenen Jahr, was die Sinnhaftigkeit der Regeländerungen, die ja eingeführt worden sind, um die Formel 1 einzubremsen, in Frage stellt...