Hans-Joachim Stucks Aufräum-Tick: Stimmt's wirklich?

Auf den Spuren der "Mythbusters" - Ausgabe 15: Räumte Hans-Joachim Stuck immer sein Zimmer auf - für den Fall, dass er nicht mehr lebendig zurückkehrt?

(Motorsport-Total.com) - Seit Jahrzehnten ist das Formel-1-Fahrerlager eine Welt, die voll ist von kleinen Geschichten um skurrile Teamchefs, von Piloten am Rande des Wahnsinns (oder jenseits davon) und irren physikalischen Phänomenen. In unserer Serie "Stimmt's wirklich? Formel-1-Mythen unter der Lupe!" gehen wir Legenden der Szene nach, die sich hartnäckig halten - und erkundigen uns bei denjenigen, die es wissen müssen. Nach Vorbild der US-TV-Doku Mythbusters.

Titel-Bild zur News: Hans-Joachim Stuck

Hans-Joachim Stuck fürchtete weder Tod noch Teufel, doch räumte er trotzdem auf? Zoom

In unserer 15. Ausgabe beschäftigt uns eine von vielen Erzählungen, die sich um Marotten, Rituale und Aberglauben drehen. Wir sind der Story auf der Spur, dass Hans-Joachim Stuck zu seiner aktiven Zeit stets sein Hotelzimmer aufgeräumt und in ordentlichem Zustand verlassen hätte, wenn er an die Rennstrecke fuhr - als eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls er nicht lebendig zurückkehrt.

Um was geht's?

Als Stuck in den Siebzigerjahren in der Formel 1 fuhr, gehörte der Tod zum Geschäft. Roger Williamson starb in Zandvoort bei einem grausamen Feuerunfall, kurz darauf verunglückte Francois Cevert in Watkins Glen. Es ging weiter mit Peter Revsons folgenschwerem Aufhängungsbruch bei einer Testfahrt in Kyalami und Helmuth Koiniggs Blaupausen-Unfall des Cevert-Crash, ehe Mark Donohue in Spielberg unter eine Absperrung geriet und Tom Pryce, der in Kyalami von dem Feuerlöscher eines Streckenposten erschlagen wurde, ums Leben kam. Ganz zu schweigen von den unzähligen Todesfällen in den Nachwuchsserien, bei Sportwagen-Rennen und in anderen Klassen.

Was ist der Mythos?

Hans-Joachim Stuck soll jede Unordnung in seinem Hotelzimmer beseitigt haben, wenn er an die Rennstrecke gefahren ist, um dort sein Leben zu riskieren. Es heißt, er hätte immer den Kleiderschrank eingeräumt, herumliegende Habseligkeiten wie Zahnbürsten wieder eingepackt und für einen ordentlichen Gesamtzustand gesorgt, damit der Gesamtzustand wieder vorzeigbar ist.

Und, stimmt's nun wirklich?

Hans-Joachim Stuck sagt: "Ja, das stimmt. Du musstest dein Zimmer so hinterlassen, dass falls einer kommt, der aufräumen muss, anschließend nicht in Ohnmacht fällt. Es wäre mir wichtig gewesen, einen ordentlichen Eindruck zu hinterlassen. Das war für mich der Anlass. Und es wurde zum Ritual." Die vielen Unfälle während seiner Laufbahn waren Stuck im Gedächtnis geblieben. Nach dem Tod Ronnie Petersons 1978 in Monza musste er selbst mit dessen Ehefrau Barbro die Habseligkeiten des Freundes im Hotel Fossati unweit des Königlichen Parks zusammensammeln - als er noch kurz zuvor mit dem Schweden im Krankenhaus gelegen und sich unterhalten hatte.

Dabei war Stuck zunächst kein pedantischer Saubermann mit Ordnungsfimmel. Ganz im Gegenteil, wie er schmunzelnd erzählt: "Ich war als Kind die Unordnung in Person", erinnert sich "Strietzel" an Chaostage in der Jugend. "Erst als ich in meiner Wohnung in München auf eigenen Füßen stand, habe ich gelernt aufzuräumen. Seitdem bin ich nicht penibel, aber korrekt", so Stuck weiter.


Fotostrecke: Tragödie statt Triumph: Unvollendete Karrieren

Wer hat uns aufgeklärt?

Hans-Joachim Stuck, der Sohn der Rennlegende Hans Stuck, fuhr von 1974 bis 1979 in der Formel 1. Für die Teams March, Brabham, Shadow und ATS bestritt er 74 Grands Prix. Später wechselte er in die Sportwagen-Szene und errang jeweils zweimal den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans und bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring. Als Tourenwagen-Pilot gewann er 1990 die DTM-Gesamtwertung. Heute ist der 66-Jährige der Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB).

Wie geht's weiter?

Gibt es irgendeine Geschichte, von der du schon immer mal wissen wolltest, ob sie wirklich wahr ist? Wir begeben uns auf die Spuren der Mythbusters und haken für euch nach. Einfach deinen Mythos via Kontaktformular oder auf Twitter an unsere Formel-1-Spezialisten Christian Nimmervoll und Dominik Sharaf schicken! Die nächsten Folgen sind schon in Planung.

Bisherige Folgen von "Stimmt's wirklich?"

01: Dürfen McLaren-Mitarbeiter im Büro wirklich keine Frühstücksbrote essen?
02: Bestimmte Jean Todt den Ausgang der Rallye Paris-Dakar mit einem Münzwurf?
03: Sah Jacques Villeneuve per Computerspiel die Zukunft der Formel 1 voraus?
04: War Formel-1-Boss Bernie Ecclestone beim großen Postzugraub dabei?
05: Gewann Porsche den Sportwagen-WM-Titel mit Zange und Panzerband?
06: Designte Jacques Villeneuve seinen bunten Helm nach dem Vorbild eines Kleides seiner Mutter?
07: Werden die Gymkhana-YouTube-Videos von Ken Block in einem Take gefilmt?
08: Hatte der Schumacher-Benetton von 1994 eine verbotene Traktionskontrolle eingebaut?
09: Ist es im Privatflieger des McLaren-Bosses Ron Dennis nicht erlaubt, Schuhe zu tragen?
10: Fährt ein Formel-1-Auto mit Sprit von der Tankstelle?
11: Kassierte Eddie Irvine einen Bonus für Schumacher-Titel?
12: Versetzte Patrick Head aus Geldnot seinen privaten Helikopter?
13: War früher im Funk nur das Motorengeräusch zu hören?
14: Wählte Jackie Stewart sein Helmdesign als Hommage an die Punkmode?