• 27.05.2003 14:51

Briatore-Interview: Neues Motorenkonzept fix

Im Interview erklärt Renault-Teamchef Flavio Briatore das neue Motorenkonzept der Franzosen ab der kommenden Formel-1-Saison

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Flavio, wie sieht nach dem Weggang von Jean-Jacques His die neue Management-Struktur in der Motorenabteilung in Viry aus?"
Flavio Briatore: "Die neue Struktur basiert auf dem gegenwärtigen technischen Management in Viry, denn das sind durchwegs extrem kompetente und motivierte Renault-Mitarbeiter. Ich habe Bernard Dudot zum stellvertretenden Management-Direktor bestellt. Projektmanager Jean-Philippe Mercier wird sich mit der Weiterentwicklung des 2003er-Motors befassen und Léon Taillieu ist Chefdesigner für den 2004er-Motor."

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Hat His wegen des 110-Grad-Konzepts nicht gewollt: Flavio Briatore

Frage: "Wie wird die Zusammenarbeit dieser Struktur mit der Chassisabteilung in Enstone aussehen?"
Briatore: "Meine oberste Priorität ist das Erreichen der totalen Integrität von Chassis- und Motorentwicklung. Mit diesem Ziel im Hinterkopf haben wir eine Vorstandsversammlung ins Leben gerufen, die von Patrick Faure und mir geleitet wird und jeweils fünf Ingenieure aus Viry und Enstone beinhaltet."

Weitwinkel-Konzept wegen Reglement praktisch unmöglich

Frage: "Kannst du schon etwas über eure Entscheidung hinsichtlich des 2004er-Motors verraten?"
Briatore: "Unser Ziel ist die Entwicklung eines Motors, der den Anforderungen des neuen Reglements, welches nur noch einen Motor pro Rennwochenende erlaubt, gerecht wird, während gleichzeitig die Performance-Ziele erreicht werden sollen. Grundsätzlich wird es sich um einen High-Performance-Motor handeln, der Trainings und Rennen überstehen kann."

Frage: "Was sind die Charakteristika dieses Motors?"
Briatore: "Um die Zuverlässigkeit gewährleisten zu können, wird er über eine traditionelle Architektur verfügen, allerdings ohne dabei an Gewicht zuzulegen. Das Performance-Niveau wird hoch sein, weil dieser Motor von den technischen Innovationen, die wir in den letzten drei Jahren in Viry-Châtillon entwickelt haben, profitieren müsste."

Frage: "Warum habt ihr euch jetzt doch für eine konventionelle Lösung entschlossen?"
Briatore: "Wir müssen uns ans Reglement anpassen. Das bedeutet aber keinen Rückschritt, denn mit der Expertise, über die wir in Viry verfügen, werden wir einen Motor für ein ganzes Wochenende bauen, der auf genau dieselben Leistungsdaten kommen wird wie die bisherigen Motoren, die nur die Hälfte dieser Distanz überstehen mussten."

Chassis/Motor/Getriebe-Paket wichtiger als Schwerpunkt

Frage: "Früher habt ihr oft angedeutet, dass euer weitwinkliger Motor das Chassis-Handling vereinfacht hat. Trifft das nicht mehr zu?"
Briatore: "Während der Schwerpunkt ein wichtiger Faktor ist, ist die Integrität des gesamten Chassis/Motor/Getriebe-Pakets für ein gut ausbalanciertes und steifes Auto kombiniert mit geringer Masse und niedrigem Schwerpunkt noch ausschlaggebender. Die neue Motorenkonfiguration für 2004 wird uns daran nicht hindern."

Frage: "Wie gut könnt ihr den neuen Motor ins Chassis integrieren?"
Briatore: "Der Schlüsselfaktor ist die totale Integrität zwischen Chassis und Motor. Der neue Motor ist genau abgestimmt auf eine Wunschliste von Mike Gascoyne aus Enstone. Die Chassis- und Motorenabteilungen werden das neue Gesamtpaket Schritt für Schritt in totaler Synergie entwickeln. Wir haben daher in Enstone eine kleine Motorenabteilung installiert (die frühere TWR-Anlage; Anm. d. Red.), die vom bisherigen Projektmanager in Viry, Pascal Tribotté, geleitet wird."

Frage: "Wie sieht euer Timing für den neuen Motor aus?"
Briatore: "Der Plan sieht vor, dass der Motor Mitte Januar 2004 fertig sein wird."

Frage: "Wie lautet die Typenbezeichnung des Motors?"
Briatore: "RS24."