Piquet: "Mein Sohn ist besser als ich"

Ex-Formel-1-Weltmeister Nelson Piquet sieht in seinem Sohn "Nelsinho", derzeit in der Formel 3, einen Champion heranwachsen

(Motorsport-Total.com) - Seit Emerson Fittipaldi 1974 auf McLaren-Ford jüngster Weltmeister aller Zeiten wurde und damit in seinem Heimatland eine wahre Euphorie für den Motorsport entfachte, haben brasilianische Superstars in der Formel 1 Tradition. Seit dem tragischen Tod von Ayrton Senna vor neun Jahren fuhr aber kein "Paulista" mehr ernsthaft um die WM-Krone mit.

Titel-Bild zur News: Nelson Piquet und sein Sohn

Nelson Angelo Piquet will in die Fußstapfen seines berühmten Vaters treten

Geht es nach Nelson Piquet, der 1981, 1983 und 1987 selbst Formel-1-Champion wurde, könnte das Warten aber bald ein Ende haben. Ausgerechnet sein Sohn Nelson Angelo, von britischen Journalisten der Einfachheit halber liebevoll "Nelsinho" genannt, ist drauf und dran, demnächst den Sprung in die Königsklasse zu schaffen. Dass er Motorsport im Blut und das Talent des Vaters geerbt hat, stellt Piquet jr. derzeit in der Britischen Formel 3 unter Beweis.

"Nelsinho" ist eines von sieben Piquet-Kindern mit drei verschiedenen Frauen, wurde übrigens in Deutschland geboren. Mit acht Jahren saß er erstmals in einem Kart ? und daran erinnert er sich noch heute gerne: "Es hat mir gleich Spaß gemacht und ich gewann auf Anhieb ein paar Rennen. Von da an ging es los." Laut Piquet sr. hat der Sprössling "alles niedergerissen. Es schien für ihn ganz natürlich zu sein. Er hat immer gewonnen."

Südamerika-Durchbruch 2002, jetzt Großbritannien

Vor ein paar Jahren erkannte der Ex-Formel-1-Pilot dann das Riesentalent seines Sohnes und er verhalf ihm zu einem Platz in der Südamerikanischen Formel 3, wo "Nelsinho" 2002 bei 16 Pole Positions 13 von 18 Rennen gewann. Es folgte der logische Wechsel nach England. Sein Vater legte seine zahlreichen Geschäfte auf Eis und gründete einen eigenen Rennstall. Dieses Jahr tritt das Piquet-Sports-Team mit einem Auto in der Britischen Formel 3 an.

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Piquet jr. gewann den insgesamt achten Lauf zur Meisterschaft in Knockhill und legte am vergangenen Sonntag in Silverstone einen weiteren Sieg nach. Für das gestrige zweite Silverstone-Rennen reiste sogar Formel-1-Teamchef Frank Williams an, aber der Brite sah wegen eines mechanischen Defekts am Start nur einen mageren sechsten Platz nach beherzter Aufholjagd und ohne zweiten Gang.

Am Talent des erst 17-Jährigen, der sich in Knockhill übrigens als jüngster Formel-3-Sieger aller Zeiten in Großbritannien in die Geschichtsbücher eintragen durfte, gibt es dennoch keinen Zweifel, wie der stolze Vater dem 'Independent' gegenüber versicherte: "'Nelsinho' ist besser als ich. Die Art und Weise, wie er sein Auto im Nassen kontrollieren kann, ist schlichtweg unglaublich. Ich bin ganz sicher, dass er gut genug für die Formel 1 ist, gut genug, eines Tages Weltmeister zu werden."

Dritter Weltmeister-Sohn mit eigenem Titel?

Damit würde er als dritter Rennfahrer-Sohn nach Damon Hill 1996 und Jacques Villeneuve 1997 nach den Sternen greifen ? aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Dennoch stehen die Karten nicht schlecht, Piquet jr. bald auch in der Formel 1 zu sehen. Die Britische Formel 3, in der er spätestens nächstes Jahr Meister werden möchte, brachte neben Superstars wie Ayrton Senna auch in den letzten Jahren Grand-Prix-Fahrer ? Coulthard, Button, Sato und viele mehr ? hervor.

Piquet sr. will sich voll und ganz auf die Karriere seines Sohnes konzentrieren, um den Traum von der Königsklasse wahr werden zu lassen: "Wir haben in meinem Team nur das eine Auto für 'Nelsinho', denn es interessiert mich nicht, auch mit einem anderen Fahrer zu arbeiten. Als wir hier begonnen haben, standen uns keine Daten zur Verfügung, wir waren völlig unerfahren. Daher dachten wir, es würde mindestens zwei Jahre dauern, aber 'Nelsinho' gewinnt jetzt schon Rennen."

"Ich würde ihn gerne noch ein Jahr in der Formel 3 sehen", fuhr Piquet sr. stolz fort, "aber wenn morgen ein Formel-1-Team für nächstes Jahr anklopft, ist das auch kein Problem. Er könnte es schaffen. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen um seine Karriere." Um jeden Preis in die Königsklasse zu wollen, sei aber nicht der richtige Weg, betonte er: "Eine Saison im falschen Team kann dich drei oder vier Jahre der Karriere kosten."

Formel-3-Titel genau 25 Jahre nach dem Vater?

Gestern trat Nelson Angelo, wie er mit vollem Vornamen heißt, übrigens erstmals in die großen Fußstapfen seines Vaters und Mentors, als er in Silverstone ein paar Runden in dessen Formel-3-Auto von 1978 drehte. Ein Vierteljahrhundert nach dem späteren dreifachen Weltmeister greift nun der nächste Piquet nach dem Titel in Großbritannien ? und der gilt als Ticket in die Formel 1. Läuft alles nach Plan, könnte der 17-Jährige noch Ende dieser Saison einen BMW-Williams testen.

Die Karriere seines Vaters hat er übrigens nicht wirklich mitverfolgt, weil er dafür damals noch zu jung war. Erst in der Schumacher/Hill-Ära begann ihn die Königsklasse zu interessieren. Dass es schon einmal einen Weltmeister Piquet gegeben hat, "fand ich erst später heraus. Als ich mit dem Rennfahren begonnen habe, wusste ich über die Formel 1 nicht Bescheid. Logischerweise habe ich daher auch nie ein Rennen meines Vaters gesehen."

Der legt die Latte für seinen Sprössling übrigens denkbar hoch: "Wir haben in Brasilien eine große Tradition im Motorsport und wir haben sehr viele Fahrer, aber die sind momentan nicht auf höchstem Niveau. Vielleicht kann uns 'Nelsinho' geben, was wir wollen. Vielleicht wird er Brasiliens nächster Weltmeister. Wir hoffen es."