In der Formel 1 gibt es keine Garantie für Erfolg - Selbst dann nicht, wenn das neue Team eines Fahrers die Königsklasse zuvor teilweise über Jahre dominiert hat
Wer einen Vertrag bei einem Formel-1-Topteam unterschreibt, der bekommt nicht immer auch ein Topauto. Wir blicken auf Beispiele, in denen Piloten zu einem Weltmeisterteam gewechselt sind, beim neuen Arbeitgeber dann aber lediglich ein mittelmäßiges Auto bekommen haben.
Daniel Ricciardo (Red Bull): Bevor es Max Verstappen gibt, feiert Red Bull mit Sebastian Vettel seine bis dahin größten Erfolge in der Formel 1. zwischen 2010 und 2013 gewinnen Vettel und Teamkollege Mark Webber viermal in Folge die Konstrukteurs-WM mit den Bullen. Als Webber Ende 2013 aus der Formel 1 zurücktritt, ...
... zieht Red Bull Nachwuchstalent Daniel Ricciardo von Toro Rosso hoch. Der Australier gewinnt mit den Bullen 2014 auch direkt drei Rennen, doch die vorherige Dominanz des Teams endet mit dem neuen Hybrid-Reglement. Konstrukteurs-Weltmeister wird man erst 2022 wieder - als Ricciardo längst weg ist.
Jochen Rindt (Brabham): Bevor der Österreicher 1970 posthum Weltmeister auf Lotus wird, fährt er 1968 ein Jahr für Brabham. Der Wechsel dorthin ist auf dem Papier logisch, weil das Team gerade zweimal in Folge den Fahrer- und Konstrukteurstitel gewonnen hat. Doch 1968 ...
... sorgt unter anderem ein viel zu unzuverlässiger Motor dafür, dass das Team in der WM auf Rang acht abstürzt und Rindt selbst in zwölf Rennen lediglich zweimal die Zielflagge sieht. Den Österreicher zieht es weiter zu Lotus, wo er zwei Jahre später seinen größten Erfolg hat - den er selbst aber nicht mehr miterlebt.
Michael Schumacher (Mercedes): Als der Rekordweltmeister Ende 2009 sein Formel-1-Comeback mit Mercedes bekanntgibt, haben die Stuttgarter gerade das Brawn-Team übernommen, das in jenem Jahr sensationell beide WM-Titel gewonnen hat. Doch das neue Mercedes-Werksteam ...
... kann in den folgenden Jahren nicht an diese Erfolge anknüpfen. Schumacher steht in seinen drei Comeback-Saisons lediglich einmal auf dem Podium. Der ganz große Mercedes-Aufschwung kommt erst mit dem neuen Reglement ab 2014. Da sitzt aber nicht mehr der jetzt endgültig zurückgetretene "Schumi" im Auto, sondern Lewis Hamilton.
Jacky Ickx (Lotus): Nachdem Lotus zweimal in Folge den Konstrukteurstitel gewonnen hat, scheint der Belgier als Nachfolger von Emerson Fittipaldi, der mit Lotus 1972 auch Fahrer-Weltmeister geworden ist, in einer guten Position zu sein. Doch in der Saison 1974 ...
... kann Lotus nicht an diese Erfolge anknüpfen. Ickx steht lediglich zweimal auf dem Podium und der neue Lotus 76 erweist sich als Reinfall. Ronnie Peterson gewinnt zwar drei Rennen, holt all diese aber im alten Lotus 72E. Ein Jahr später stürzt Lotus in der WM sogar auf Rang sieben und Ickx verlässt das Team mitten in der Saison.
Heikki Kovalainen (Renault): Der Finne tritt 2007 bei Renault, das gerade zweimal in Folge die WM gewonnen hat, als Rookie in große Fußstapfen. Er ersetzt Fernando Alonso, der sich mit zwei Fahrertiteln im Gepäck in Richtung McLaren verabschiedet hat. Doch während Alonso auch mit McLaren weiter ganz vorne mitmischt, ...
... stürzt Renault ab, holt 2007 keinen Sieg und wird nur WM-Dritter. Für Kovalainen endet das Gastspiel nach nur einem Jahr, weil der "verlorene Sohn" Alonso nach Enstone zurückkehrt. Der Finne wechselt im Gegenzug zu McLaren, wo er dann auch einen Sieg holt - aber in zwei Saisons insgesamt chancenlos gegen Lewis Hamilton ist.
Carlos Reutemann (Lotus): Als der Argentinier 1979 von Ferrari zu Lotus wechselt, hat das Team gerade die Fahrer- und Konstrukteurs-WM gewonnen. Was da noch niemand weiß: Der sechste Fahrer- und der siebte Konstrukteurstitel sollen die letzten in der Geschichte des Teams bleiben, sodass Reutemann ...
... in seinem einzigen Lotus-Jahr kein Rennen gewinnt, während das Team auf den vierten WM-Rang abstürzt. Der neue Lotus 80 ist nicht der erhofft große Wurf, sodass Reutemann die komplette Saison mit dem Vorgängermodell bestreitet. Weltmeister wird 1979 ausgerechnet Jody Scheckter - sein Nachfolger bei Ferrari.
Jean Alesi/Gerhard Berger (Benetton): Weil Michael Schumacher 1996 als zweimaliger Weltmeister zu Ferrari wechselt, zieht es im Gegenzug die beiden Ferrari-Piloten Alesi und Berger nach Enstone. Schlecht für die zwei: "Schumi" nimmt zahlreiche Benetton-Leute mit zu Ferrari und das Team ...
... stürzt in den kommenden Jahren nach und nach ins Mittelfeld ab. 1996 bleibt Benetton komplett sieglos und Weltmeister wird man erst wieder 2005. Da heißt das Team nicht mehr Benetton, sondern Renault, und Alesi und Berger sind längst im Ruhestand.
Jacques Laffite (Williams): Nachdem das Team in den drei Jahren zuvor jeweils zweimal den Konstrukteurs- und Fahrertitel gewonnen hat, wechselt der Franzose 1983 als Teamkollege von Weltmeister Keke Rosberg zu Williams. Doch die neue Saison ...
... wird von den Turbomotoren dominiert, während Williams zunächst noch am Ford-Cosworth-V8 festhält. Erst Ende des Jahres folgt der Umstieg auf einen Honda-Turbo, der jedoch eigene Herausforderungen mit sich bringt. Laffite steht in zwei Jahren für Williams nie auf dem Podium, und das Team wird erst 1986 wieder Weltmeister.
George Russell (Mercedes): Der Brite kommt 2022 als Nachfolger von Valtteri Bottas zu den Silberpfeilen, die da gerade mit dem achten Konstrukteurstitel in Serie einen neuen Formel-1-Rekord aufgestellt haben. Mit Mercedes wird Russell in den kommenden Jahren zwar auch zum Grand-Prix-Sieger, aber ...
... die große Dominanzphase endet mit dem neuen Formel-1-Reglement, das ab 2022 greift. Der WM-Titel 2021 bleibt der vorerst letzte für Mercedes und so gutes Material wie seine Vorgänger Bottas und Nico Rosberg hat Russell nie zur Verfügung.
In der Formel 1 gibt es keine Garantie für Erfolg - Selbst dann nicht, wenn das neue Team eines Fahrers die Königsklasse zuvor teilweise über Jahre dominiert hat