• 12.09.2004 19:54

Schumacher: "Unser Auto war fantastisch"

Michael Schumacher über seinen Dreher in der ersten Runde und seine Aufholjagd, die ihn bis auf den zweiten Platz brachte

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Deine erste Runde muss interessant gewesen, am Ende lagst du nur auf Rang 15."
Michael Schumacher: "War es wirklich Rang 15? Ich dachte ich wäre nach dem Dreher ganz hinten gewesen, weil ich alle durchlassen musste. Ich musste warten, um keinen Unfall zu verursachen. Aber es war ein interessantes Rennen. Wir hatten heute interessante Zweikämpfe. Und ich hätte nicht gedacht, in diesem Rennen Zweiter zu werden, weil es schwer einzuschätzen war, wer was tut. Ich hätte auch nicht erwartet, dass wir die Vorderleute so gut überholen würden. Ich dachte, dass alle viel enger beieinander liegen würden. Aber unser Auto war fantastisch."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher konnte sich über Platz zwei riesig freuen

Frage: "Was genau geschah während der ersten Runde in der ersten und zweiten Schikane?"
Schumacher: "In der ersten Kurve konnte ich nicht rechtzeitig verzögern. Es schien, als ob wir mehr Probleme hatten als die andere Reifenfirma. Ich musste daher geradeaus fahren. Dann habe ich langsam gemacht, um Juan wieder vorbeizulassen. Dabei hat Juan etwas gespielt und selbst langsamer gemacht, damit sollte es so aussehen, als ob ich mir einen Vorteil verschafft hätte. Als ich dann zur zweiten Schikane kam, war es wieder rutschig. Ich rutschte über alle vier Räder. Jenson war außen und konnte es nicht vermeiden. Ich traf mit meinem Vorderreifen seinen Seitenkasten und ich drehte mich. So etwas passiert eben. Die Bedingungen waren sehr schwierig. Ich dachte, es wäre die richtige Entscheidung, auf Trockenreifen zu starten. Ich wusste ja, dass es schwer werden würde. Am Ende lagen beide Autos innerhalb einer Sekunde, also waren sohl beide Entscheidungen richtig."#w1#

Frage: "Wie schwierig war die Entscheidung für dich, in der Startaufstellung Trockenreifen aufziehen zu lassen?"
Schumacher: "Ich wusste ja nicht, ob die Entscheidung richtig sein würde, das war das Problem. Ich wusste, dass Rubens darüber nachdachte, auf Intermediates zu setzen. Also habe ich den anderen Weg eingeschlagen, damit zumindest eines unserer Autos gut aussehen würde. Aber am Ende waren wohl beide Entscheidungen ähnlich, auch wenn ich mich gedreht habe. Vielleicht wäre es daher etwas besser gewesen, aber er verdient diesen heutigen Sieg. Er fuhr ein großartiges Rennen und hatte gestern ein fantastisches Qualifying."

Frage: "Wir haben im Fernsehen leider nicht genau sehen können, was in der zweiten Schikane geschah."
Schumacher: "Es war sehr rutschig. Es war schwer, durch die 'Curva Grande' zu kommen und dann im Nassen mit den Trockenreifen anzubremsen. Es war wie auf Eis, jedenfalls für uns. Ich rutschte über alle vier Räder, was man manchmal ja auch begrüßt, aber mir ging der Platz aus und Jenson fuhr gerade außen. Ich berührte ihn leicht und drehte mich. Das war's. Ich hatte einfach nicht genug Grip."

Frage: "Hast du da gedacht, dass alles bereits gelaufen wäre?"
Schumacher: "Nein, sicher nicht. Der schlimmste Moment bei einem Dreher ist, wenn man da steht und wartet, bis jeder vorbei ist, ehe man selbst wieder losfahren kann. Das ist furchtbar. Man möchte weiterfahren. Ich habe den Motor am Laufen behalten und dachte, ich könnte das Auto sofort herumwerfen und weiterfahren. Doch dann kam ein Renault auf mich zu. Hätte ich es da versucht, dann hätten wir uns berührt, und das wollte ich nicht."

Frage: "Das war ein wirklich schwieriges Rennen für dich, aber es macht den Anschein, als hättest du viel Spaß dabei gehabt."
Schumacher: "Wenn man vom letzten Platz aus auf den zweiten Platz fährt, dann glaubt man das nicht. Wir lagen zu einem Zeitpunkt so weit zurück, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie wir noch gewinnen sollten. Selbst als Rubens nach dem Boxenstopp vor mir auf die Strecke kam, fragte ich über Funk nach: 'Wer ist nun Erster und was machen wir jetzt?' Ich dachte an Jenson, denn ich war ja vorher auf Platz drei direkt hinter ihm. Dann sah ich einen Renault, der sich gedreht hatte. Ich dachte an Trulli und war überzeugt, Alonso wäre noch vor uns. Aber sie sagten, dass ich Zweiter wäre direkt hinter Rubens. Da dachte ich: 'Großartig'."

Frage: "Hast du mitbekommen, dass du zu Beginn des Rennens einen Nachteil gegenüber den Führenden hattest?"
Schumacher: "Nein. Man bekommt nur die Informationen über die, die vor einem liegen. In einer solchen Phase ist es nicht wichtig, wer das Rennen anführt, denn man liegt ja weit zurück."

Frage: "Immer wenn wir dich über die guten Starts der Renaults gefragt haben, hast du gesagt, dass auch ihr gute Starts macht. Hier kam Fernando Alonso wieder unglaublich gut vom Fleck. Spielten da bei diesen Bedingungen auch die unterschiedlichen Reifen eine Rolle?"
Schumacher: "Ja, er hatte einen etwas besseren Start, aber der Unterschied war nicht so groß wie schon auf anderen Strecken. Außerdem war es leicht feucht, und wir wissen, dass wir uns da schwer tun. Die meisten Starts von uns waren ja gut, aber es gab auch schlechte."