Barrichello gewinnt turbulenten Grand Prix in Monza

Doppelsieg für Ferrari vor Button trotz miserabler Startphase - anfänglich nasse Piste sorgte für Action und Überholmanöver

(Motorsport-Total.com) - Der von den Meteorologen gestern angekündigte Regen ist heute in Monza tatsächlich gekommen - aber bereits Stunden vor dem Rennen. Der Grand Prix von Italien wurde dann auf feuchter Piste gestartet und bot in der Folge jede Menge Spektakel. Schlussendlich sorgten Rubens Barrichello und Michael Schumacher für einen auf sensationelle Weise erkämpften Ferrari-Doppelsieg.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello feierte heute seinen zweiten Sieg in Monza nach 2002

Jede Menge Spannung schon vor dem Start, als alle rätselten, wer mit Intermediates und wer mit Trockenreifen ins Rennen gehen würde. Polesetter Barrichello wollte kein Risiko eingehen und entschied sich für Intermediates, ebenso wie Felipe Massa (Sauber-Petronas). Beide hatten dadurch eine grandiose erste Runde, bauten dann aber relativ rasch wieder an Performance ab. David Coulthard wechselte sofort nach der Aufwärmrunde an der McLaren-Mercedes-Box auf Trockenreifen zurück.#w1#

Riesenvorsprung für Barrichello nach der ersten Runde

Aus der ersten Runde kam Barrichello dank der Reifen mit einem Vorsprung von 6,9 Sekunden auf Fernando Alonso (Renault) zurück, Dritter war Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) vor Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes), Jenson Button, Takuma Sato (beide BAR-Honda), Massa, Jarno Trulli (Renault) und Christian Klien (Jaguar-Cosworth), der vom Tumult der ersten Kurven profitierte und so bis auf Platz neun nach vorne rutschte.

Michael Schumacher war zu diesem Zeitpunkt nur noch 15., nachdem er sich gleich zu Beginn der ersten Runde gedreht hatte. Der Deutsche hatte relativ viel Benzin für einen langen ersten Stint an Bord und konnte daher auch nicht gleich mit seiner Aufholjagd loslegen, wurde dann aber mit leichter werdendem Fahrzeug immer schneller. Im selben Tumult, in dem der Deutsche Federn lassen musste, schied Olivier Panis (Toyota) aus.

In den folgenden Runden sortierte sich das Feld langsam ein, es gab mehrere Überholmanöver - unter anderem Button gegen Montoya, Schumacher gegen Coulthard und Klien gegen Trulli. In der fünften Runde wechselte sogar die Führung, als Barrichellos Intermediates abbauten und Alonso vor der Ascari-Schikane problemlos an ihm vorbeiging. Im selben Umlauf musste der Brasilianer die Box ansteuern, nachtanken und neue Pneus aufziehen lassen, wodurch er weit zurückfiel, aber noch knapp vor seinem Teamkollegen blieb.

Klien stellte in der Anfangsphase sein Talent unter Beweis

Nach zehn Runden lag der stark aufzeigende Klien, der in jener Phase des Rennens auch Teamkollege Webber sicher im Griff hatte, bereits an sechster Position, und er war es dann auch, der die Serie der ersten Routinestopps eröffnete - ein Großteil des Feldes war auf zwei Stopps programmiert. Die Ferraris arbeiteten sich indes mit längeren Stints als die Konkurrenz weiter nach vorne, wobei Barrichello wegen des volleren Tanks Schumacher passieren lassen musste.

Relativ früh bildete sich dann eine Spitzengruppe, die über weite Strecken zusammenbleiben sollte - nur Räikkönen verabschiedete sich mit einem Defekt im Motorenbereich früh. Zwischendurch sorgte Webber, der beim Boxenstopp an Klien vorbeikam, mit Zweikämpfen gegen Schumacher, Pizzonia (BMW-Williams) und Fisichella (Sauber-Petronas) für gute Unterhaltung, ehe er dann wegen mangelnder Jaguar-Performance immer weiter nach hinten durchgereicht wurde.

Mit Fortdauer des Rennens wurde Schumacher immer schneller

Um die 30. Runde herum drehte Michael Schumacher ganz groß auf: Durch seinen langen Stint konnte er länger draußen bleiben als die Konkurrenz und er kam so hinter Button, Alonso und Sato zurück auf die Strecke, wobei er letzteren gleich in der ersten Schikane nach dem Stopp überholte. Anschließend drehte sich Alonso und der Weltmeister lag plötzlich an dritter Stelle - und übte fortan Druck auf den vor ihm fahrenden Button aus.

Zu diesem Zeitpunkt führte Barrichello, der etwa zu Halbzeit des Rennens von zwei auf drei Stopps umstellte und mit einem Zwischenspurt von Platz vier in Führung gehen wollte. Der Brasilianer vergrößerte seinen Vorsprung von zwölf auf über 20 Sekunden und blieb beim letzten Stopp tatsächlich vorne. Sehr zur Freude der Tifosi überholte just in derselben Sekunde Schumacher Button bei Start und Ziel, was Ferrari mit einem Schlag eine Doppelführung bescherte.

In dieser Reihenfolge rollte das Führungstrio dann auch ins Ziel, wobei Schumacher noch einmal ein wenig Druck machte, dann aber doch keine Attacke mehr wagte. Sato fuhr sicher Platz vier nach Hause, gefolgt von Montoya, der am Ende mit Problemen immer mehr Boden einbüßte. Coulthard und Pizzonia fighteten bis in die letzte Runde um Platz sechs und kollidierten im letzten Umlauf sogar noch in der ersten Schikane, an der Reihung änderte dies aber nichts mehr. Fisichella holte den letzten Punkt für Sauber.

Webber am Ende Neunter vor schwachem Trulli

Webber wurde nach starker Anfangsphase nur Neunter, gefolgt vom farblosen Trulli, Ricardo Zonta (Toyota), Massa, dem zwischendurch einmal von einem Konkurrenten ein Frontflügel abgefahren wurde, und Klien, der wegen Pit-Lane-Speedings eine Durchfahrstrafe zur Kenntnis nehmen musste. Nick Heidfeld (Jordan-Ford), aus der Boxengasse gestartet, kam ohne Chance auf Punkte als 13. vor Zsolt Baumgartner (Minardi-Cosworth) ins Ziel.

Apropos Minardi: Gianmaria Brunis zweiter Boxenstopp ging kräftig daneben - aus bisher noch ungeklärten Gründen stand sein Auto plötzlich in Flammen. Dank der vorbildlichen Reaktion der Mechaniker wurde dabei aber niemand ernsthaft verletzt. Jordans Giorgio Pantano verabschiedete sich in der Parabolica gen Leitplanke, was unterm Strich dazu führte, dass nur 15 von 20 gestarteten Fahrzeugen die Zielflagge sahen.

In der Marken-WM gab es heute auch einige interessante Entwicklungen: BAR-Honda liegt dank des soliden Ergebnisses nun drei Zähler vor Renault auf Position zwei, während BMW-Williams den Vorsprung auf McLaren-Mercedes leicht ausbauen konnte. Bei den Fahrern wurde indes die Entscheidung über den Vizetitel vertagt, Barrichello hat aber 27 Punkte Vorsprung auf Button bei nur noch drei zu fahrenden Rennen.