• 12.09.2004 18:29

  • von Reinhart Linke

Ferrari mit grandiosem Doppelsieg in Monza

Trotz einer schwierigen Anfangsphase konnte Ferrari beim Grand Prix von Italien in Monza einen Doppelsieg feiern

(Motorsport-Total.com) - Obwohl sowohl Rubens Barrichello wie auch Michael Schumacher am Sonntag beim Grand Prix von Italien zum Teil außerhalb der Punkteränge lagen, feierte das Ferrari-Team am Ende einen Doppelsieg im königlichen Park von Monza. Rubens Barrichello begann das Rennen zunächst auf Intermediates-Reifen und konnte sich damit von der Konkurrenz absetzen, ehe er bereits nach fünf Runden an die Box kam, um auf Trockenreifen wechseln.#w1#

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello holte in Monza seinen ersten Saisonsieg

In der 29. Runde kam der Mann aus Sao Paulo zum zweiten Mal an die Box und stoppte mit knapp sieben Sekunden nur sehr kurz, so dass er kurz vor Ende des Rennens noch ein zweites Mal nachtanken musste. Doch bevor der 32-Jährige zu seinem zweiten Stopp rein kam, hatte er einen so großen Vorsprung herausgefahren, dass er nach seinem letzten Stopp in Führung bleiben konnte und schließlich seinen ersten Saisonsieg feierte.

"Ich habe schon einige Rennen gewonnen, aber dies ist zum ersten Mal, dass ich ein Rennen zweimal gewinnen konnte", erklärte der Rennfahrer aus Sao Paulo. "Dieser Erfolg hier in Monza ist genauso unfassbar wie der erste. Einige Leute sagen, dass die Formel 1 langweilig sei, aber man kann nicht sagen, dass das heutige Rennen langweilig war. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Diese Saison war die beste überhaupt. Alles, was mir fehlte, war ein Sieg. Der Sieg geht auf das gute Team zurück und ich möchte ihnen allen und den Fans danken. Danke euch, ich liebe jeden Moment dieses Wochenendes. Wenn es dein Tag ist, dann ist es dein Tag!"

"Zu Beginn des Rennens war es eine schwierige Entscheidung, die richtige Reifenwahl zu treffen", fuhr der Brasilianer fort. "Ich entschied mich für Regenreifen, denn es wäre sonst gefährlicher gewesen, in einen Unfall verwickelt zu werden, weshalb ich denke, dass es so besser war. Denn ich konnte so viel Druck machen. Ich hatte auch ein Set-up gewählt, was für die Bedingungen gut war. Wenn ich eine Runde eher zum Reifenwechsel an die Box gekommen wäre, wäre mein zweiter Rennteil möglicher Weise etwas einfacher geworden. Als dann Michael und Pizzonia führten, dachte ich, dass alles vorbei sei. Aber als mein Benzin weniger wurde, konnte ich viel Druck machen und es war eine gute Idee des Teams, die Strategie zu ändern. Ich sagte mir: 'Drück das Gaspedal so weit durch wie es geht.' Dann sah ich, dass ich auf Platz vier lag und konnte die anderen Autos vor mir sehen, so dass ich wusste, dass ich eine Chance hatte. Ich konnte nicht glauben, dass die Mannschaft mir nach meinem Stopp sagte, dass ich auf Platz eins liege. Ich sagte dann etwas auf portugiesisch, was ich hier nicht wiederholen kann."

Michael Schumacher musste nach dem Start in der ersten Schikane abkürzen und anschließend auf dem Weg zur zweiten Schikane einige Konkurrenten wieder vorbeilassen, um keine Strafe zu kassieren. Schließlich drehte sich der Familienvater in der zweiten Schikane und kam so aus der ersten Runde nur auf Platz 15 zurück. Auf Platz drei liegend kam der Kerpener in der 15. Runde zu seinem ersten Stopp an die Box. Nach seinem letzten Stopp 18 Runden vor Schluss musste der Weltmeister noch die beiden BAR-Honda-Fahrer Takuma Sato und Jenson Button überholen, ehe er mit 1,391 Sekunden Rückstand den Doppelsieg für Ferrari perfekt machte.

"Dies war ein interessantes Rennen mit interessanten Zweikämpfen", so der 35-Jährige. "Ich hätte nie gedacht, dass ich von fast ganz hinten vor auf Platz zwei fahren kann. In der ersten Schikane musste ich abkürzen und in der zweiten Schikane war ich neben Jenson, als wir uns berührten und ich mich drehte. Es war frustrierend, warten zu müssen, während die anderen Autos vorbeifuhren, ehe ich weiterfahren konnte. Aber das Auto war fantastisch. Was meine Reifenwahl betrifft, so wusste ich wirklich nicht, was richtig ist. Als ich sah, dass Rubens auf Regenreifen setzte, entschied ich mich für das Gegenteil, damit wenigstens ein Ferrari eine Chance hatte. Aber nach diesem Resultat kann man sagen, dass beide Entscheidungen gut waren. Nach einem fantastischen Qualifying verdient Rubens diesen Sieg."

Rennleiter Jean Todt erklärte: "Dies war ein unglaubliches Rennen! Nachdem sich die Wege von Rubens und Michael zu Beginn trennten, wurden sie am Ende wieder zusammengeführt - und das Wichtigste: Vor allen anderen. Rubens hatte das Rennen auf Regenreifen begonnen, wobei Michael mit Trockenreifen losfuhr. Die ersten Runden waren für uns sehr schwierig. Michael hatte einen Dreher und fiel ans Ende des Feldes zurück. Rubens konnte einen geringfügigen Vorsprung herausfahren, ehe er in der fünften Runde an die Boxen kommen musste, um Trockenreifen aufzuziehen. Wir wussten, dass wir mit unserem Motor und den Bridgestone-Reifen ein schnelleres Paket als die Konkurrenz hatten. Folglich entschieden wir, Rubens ein zusätzliches Mal an die Box zu holen."

"Beide Fahrer fuhren unglaubliche Rundenzeiten", fuhr der Franzose fort. "Der entscheidende Moment war, als Rubens nach seinem letzten Boxenstopp als Führender auf die Strecke zurückkam, während Michael am Ende der Geraden Button überholte. Dies ist ein verdienter Doppelsieg, nicht nur für das gesamte Team, sondern auch für unsere Partner, ganz besonders für Bridgestone und Shell, die eine entscheidende Rolle bei unseren Erfolgen spielen. Ich bin auf unsere Mannschaft, unsere Fahrer und die gesamte Firma stolz. Besonders freue ich mich heute für Rubens, da dieser Sieg die Glasur auf den Kuchen ist: Ein grandioser Sieg in einer großartigen Saison. Diesen Erfolg vor unseren Fans und unseren Mitarbeitern zu erreichen, ist ein sehr emotionaler Moment."

Technikchef Ross Brawn fügte hinzu: "Wir wussten, dass wir auf leicht feuchter Bahn einen Nachteil haben. Im Nachhinein ist es schwierig zu sagen, ob Michael oder Rubens die richtige Wahl getroffen haben. Nach ein paar Runden sah es sehr schlecht für uns aus und wir dachten, das Beste, was wir schaffen können, wären Punkte oder vielleicht ein Platz auf dem Podium. Aber als wir unsere Leistung sahen, zuerst mit Michael, dann mit Rubens und viel Benzin im Auto, entschieden wir, die Strategie von Rubens zu ändern. Rubens fuhr ein fantastisches Rennen, genauso wie Michael. Die Bridgestone-Reifen waren wieder exzellent. Es ist schwierig, nach einem so schwierigen Start in diesem Rennen die richtigen Worte für diesen Doppelsieg zu finden. Es ist wirklich fantastisch."