Lewis Hamilton ist "enttäuscht" von Ferrari: 2025 kein Grand-Prix-Sieg?
Ferrari-Fahrer Lewis Hamilton gibt zu: Er hatte sich mehr erwartet von seiner ersten Formel-1-Saison in Rot - Was laut Timo Glock derzeit schiefläuft
(Motorsport-Total.com) - Ob Lewis Hamilton seinen Wechsel von Mercedes zu Ferrari inzwischen bereut? Der frühere Formel-1-Fahrer Timo Glock meint beim Kanada-Grand-Prix 2025 in Montreal entsprechende Signale erkannt zu haben: Hamiltons Blicke in Richtung seines ehemaligen Mercedes-Kollegen George Russell nach Russels Sieg hätten Bände gesprochen, sagte Glock bei Sky.

© Sutton Images
Ferrari-Fahrer Lewis Hamilton in einer Medienrunde in Kanada 2025 Zoom
Denn Mercedes hat geschafft, was Ferrari bislang nicht gelungen ist in diesem Jahr: einen Grand Prix als Sieger zu beenden. Stattdessen schwankt die Ferrari-Form teilweise stark und "die Problematik geht weiter", sagt Glock. "Da ist sozusagen keine Linie drin."
Doch Hamilton gibt sich gelassen. Es gehe ihm "ganz okay", versicherte der siebenmalige Formel-1-Weltmeister am vergangenen Rennwochenende in Kanada.
"Ich glaube, was ihr alle nicht seht, ist das, was im Hintergrund passiert. Da läuft sehr viel", erklärt Hamilton. Er räumt aber ein: "Es gibt vieles, das verbessert werden muss. Und ich weiß, dass wir dieses Jahr nicht um den Sieg kämpfen und auch nicht im Titelkampf mitmischen. Das ist kein gutes Gefühl."
Andererseits befinde er sich immer noch in der Eingewöhnung bei Ferrari und versuche, "eine Grundlage aufzubauen und das Team so zu lenken, dass wir nächstes Jahr ein Auto haben, mit dem wir gewinnen können", so Hamilton. Er habe deshalb vor allem 2026 im Blick und nicht so sehr die aktuelle Formel-1-Saison. "Deshalb geht es mir ganz okay."
Dass er bislang jedoch neben dem Sprint-Sieg in Shanghai kaum Erfolgserlebnisse hatte bei Ferrari, setzt Hamilton trotzdem zu. Er sagt: "Ich will gewinnen. Dass wir dieses Jahr bislang nicht in der ersten Reihe oder auf dem Podium gestanden sind, enttäuscht mich schon."
In Kanada gab es eine weitere Enttäuschung für Hamilton: "Ich hatte gehofft, dort um ein Podium kämpfen zu können. Aber wir haben momentan einfach nicht die Leistung dafür. Hoffentlich bringen wir irgendwann ein Upgrade, mit dem wir etwas effizienter sein können."
Wo liegt das Problem bei Ferrari?
Doch ist es bei Ferrari nur eine Frage der Technik? Laut Sky-Experte Glock fehlt dem SF-25 zwar "Performance", aber Ferrari fehle es vor allem an "Konstanz im Team".
"Man fängt jetzt schon wieder an, Fred Vasseur in Frage zu stellen, und das ist so ein Ding, was sich durchzieht durch die vergangenen Jahre: Es gab einen Aufschwung mit Fernando Alonso, es gab einen Aufschwung mit Sebastian Vettel, und dann stagnierte das Ganze."
Ferrari sei nach diesen erfolgreichen Phasen "irgendwie in sich zusammengefallen" und es sei auf personeller Ebene "radikal durchgehauen" worden. Das räche sich jetzt. "Es müsste nämlich mal eine Konstanz rein", meint Glock. "Wenn ich einen Fred Vasseur hole, der viel, viel Erfahrung mitbringt, dann muss ich ihn dementsprechend auch schützen."
Was macht eigentlich die Ferrari-Führungsetage?
Hier sieht Glock Ferrari-Präsident John Elkann in der Verantwortung und fragt sich, "wieso stellt sich Elkann nicht mal hintendran" und spricht Vasseur öffentlich das Vertrauen aus? "Irgendwie kommt es mir so vor, als wird immer nur kurz gedacht. Irgendwie die Feuer löschen und weiter geht's, aber nicht langfristig", sagt Glock.
Sein Eindruck ist: Ferrari reagiere immer nur dann, "wenn der Druck intern zu groß wird" und mache dann einen "Kahlschlag" im Team, statt Ruhe reinzubringen. "Aber die großen Teams wie Mercedes, Red Bull oder jetzt auch McLaren haben deshalb Erfolg, weil sie lange Beständigkeit haben im Team, und das ist bei Ferrari nicht der Fall", sagt Glock.
Tatsächlich hat das italienische Traditionsteam in der jüngeren Vergangenheit einige Schlüsselpersonen verloren oder ausgetauscht: Nach gut vier Jahren als Teamchef und Technischer Leiter verließ Mattia Binotto Ferrari Ende 2022 in Richtung Sauber. Später warb Aston Martin den Ferrari-Chassis-Chef Enrico Cardile ab.
Kaum Neuentwicklungen bei Ferrari
Und jetzt stockt die technische Entwicklung bei Ferrari, wie Hamilton erklärt: Der SF-25 erlebe "nur kleine, schrittweise Fortschritte" und sei "schon seit einiger Zeit dasselbe Auto".
Das muss laut Hamilton aber kein Nachteil sein: "Mit demselben Paket an jedem Wochenende fordere ich die Jungs einfach heraus. Ich bin ständig im Austausch mit den Ingenieuren, stelle ihnen Fragen. Sie richten das Auto ein und sagen: 'So machen wir das immer.' Und ich sage dann: 'Was ist mit dieser Idee?' Wir probieren Dinge aus. Und Schritt für Schritt machen wir Fortschritte."
Seit Monaco habe sich Ferrari zum Beispiel im Qualifying gesteigert, sagt Hamilton und empfindet das als "positiv". Zumindest hat Ferrari in diesem Zeitraum den Negativtrend der vorherigen Wochen gestoppt, als Hamilton zweimal in Folge die Top 10 im Qualifying verfehlt hatte. In Barcelona und in Montreal ließ Hamilton sogar Charles Leclerc hinter sich im Zeitfahren.
Fernziel ist 2026, betont Hamilton
Doch es braucht mehr laut Hamilton. Stichwort: Updates. "Nur so können wir vorne mitkämpfen", sagt der Rennfahrer aus England. Ihm sei jedoch bewusst, dass vor dem Reglementwechsel zur Saison 2026 nicht mehr alle technischen Wünsche erfüllt werden können. "Man muss einfach schon an 2026 denken", sagt Hamilton.
"Mit diesem Auto können wir hoffentlich noch um Platz zwei in der Konstrukteurswertung kämpfen. Das wäre großartig. Aber ich will nächstes Jahr ein Auto, das gewinnen kann. Das hat Priorität. Und daran arbeiten wir."
Was das für den Österreich-Grand-Prix am Wochenende bedeuten kann? Hamilton hält die Ferrari-Chancen dort für "etwas besser" als anderswo, weil es viele mittelschnelle und schnelle Kurven gibt auf dem Red-Bull-Ring. "Ich glaube aber nicht, dass wir mit McLaren mithalten können."


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