Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Warum eine Rückkehr der Formel 1 nach Südafrika weiterhin unrealistisch wirkt
Die Formel 1 in Südafrika? Eine Rückkehr scheint trotz der Gespräche und Anstrengungen noch immer nicht realistisch - Warum? Das sind die Gründe
(Motorsport-Total.com) - Vergangene Woche verkündete die Rennstrecke in Kyalami, Südafrika, dass ihre Pläne für ein Upgrade auf die FIA-Stufe 1 - erforderlich, um einen Formel-1-Grand-Prix auszurichten - vom Automobil-Weltverband (FIA) genehmigt wurden. Die Entscheidung wurde als "entscheidender Moment" gefeiert und als großer Schritt hin zur Rückkehr der Formel 1 auf den afrikanischen Kontinent, wo seit 1993 kein Grand Prix mehr stattfand.

© ROBERTA CIUCCIO/AFP via Getty Images
Kyalami: Warum ist die Rückkehr noch lange nicht in trockenen Tüchern? Zoom
Die Genehmigung räumt der Strecke ein dreijähriges Zeitfenster ein, um die nötigen Arbeiten für den begehrten Grade-1-Status durchzuführen. Dazu gehören Anpassungen an den Auslaufzonen, Arbeiten an Barrieren und Zäunen sowie neue Randsteine. Einige dieser Änderungen sollen allerdings nur dann umgesetzt werden, wenn Kyalami tatsächlich wieder einen Grand Prix erhält. Änderungen am 4,5 Kilometer langen Streckenlayout selbst sind nicht vorgesehen.
Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass der Schwung hinter Südafrika als möglichem Austragungsort bislang ausbleibt - ein potenzielles Rennen scheint noch mehrere Jahre entfernt zu sein, wenn es überhaupt zustande kommt.
Zwar äußerten südafrikanische Politiker über Jahre hinweg den Wunsch nach einer Formel-1-Rückkehr, ein strukturiertes Verfahren zur Umsetzung blieb aber lange aus. Nun existiert immerhin ein offizieller Bieterausschuss, der von der Regierung eingesetzt wurde - allerdings verlief dessen Arbeit bislang alles andere als reibungslos.
Die Frist zur Einreichung einer Interessensbekundung wurde zunächst um zwei Monate auf den 18. März verschoben. Drei Bewerbungen gingen ein - eine aus Kyalami sowie zwei aus Kapstadt -, doch eine Entscheidung darüber, welche Bewerbungen in die zweite Phase übergehen, steht bis heute aus.
Sportminister Gayton McKenzie lobte die privat finanzierten Modernisierungen in Kyalami auf Social Media als "riesigen Schritt hin zur Rückkehr der Formel 1 nach Südafrika". Ein Sprecher des Bieterausschusses stellte daraufhin jedoch gegenüber lokalen Medien klar, dass "diese Ankündigung und die damit verbundenen Entwicklungen völlig unabhängig von der Arbeit des Komitees" seien.
Inzwischen ist bekannt geworden, dass eine der Bewerbungen - der Cape Town Grand Prix SA mit Plänen für einen Stadtkurs rund um das Green-Point-Viertel und das DHL-Stadion - bereits disqualifiziert wurde, nachdem die Sinnhaftigkeit einer undurchsichtigen Gebühr in Höhe von zehn Millionen Rand (484.377 Euro) für die Einreichung einer Interessenbekundung in Frage gestellt wurde.
"Ein fehlerhaftes Verfahren kann großen Schaden anrichten", sagte Cape-Town-GP-Chef Igshaan Amlay gegenüber der südafrikanischen Daily News. "Wir bleiben dem Bieterverfahren weiterhin verpflichtet und sind offen für einen fairen und transparenten Prozess - einen, der gerechte Teilhabe ermöglicht und langfristige Entwicklung in unserer Region fördert."
Nach Informationen von Motorsport.com soll die Formel-1-Führung von dem bisherigen Vorgehen alles andere als begeistert sein. Die zentrale Frage ist ohnehin, wie ein Grand Prix in Südafrika überhaupt finanziert werden soll - in einem Land mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen und einer offiziellen Arbeitslosenquote von 32,9 Prozent. Diese Frage stellt sich auch für das zweite potenzielle Formel-1-Projekt auf dem afrikanischen Kontinent: in Ruanda.
Ein dritter Bewerber ist ein geplantes Projekt nahe der marokkanischen Hafenstadt Tanger, das vom ehemaligen McLaren- und Lotus-Teamchef Eric Boullier angeführt wird. Dieses befindet sich jedoch noch in einer sehr frühen Planungsphase.
Thailand bleibt Favorit für neuen Grand Prix
Die Finanzierungsfrage ist in Thailand derweil längst beantwortet. Dort hat das Kabinett eine 1,2-Milliarden-US-Dollar-Initiative zur Austragung eines Straßenrennens in Bangkok ab 2028 abgesegnet. Die Bewerbung ist das Resultat eines Besuchs von Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali in der thailändischen Hauptstadt, wo er mit Premierministerin Paetongtarn Shinawatra über ein mögliches Rennkonzept sprach.
Von allen potenziellen neuen Austragungsorten wirkt Thailand bislang am glaubwürdigsten und professionellsten - mit Rückhalt auf höchster Regierungsebene.
Der genehmigte Vorschlag sieht einen 5,7 Kilometer langen Stadtkurs rund um den Chatuchak-Park und den angrenzenden Bahnhof vor. Dies soll nicht nur zur Nachhaltigkeit des Events beitragen, sondern auch die Erreichbarkeit verbessern. Die Finanzierung soll aus öffentlichen und privaten Mitteln erfolgen - auch Red Bull Thailand soll hinter dem Projekt stehen.
Ein erster Stolperstein könnte jedoch die jüngste politische Krise um Premierministerin Shinawatra sein, nachdem ein abgehörtes Telefonat mit dem kambodschanischen Regierungschef Hun Sen über einen Grenzkonflikt für Unruhe sorgte. Doch trotz der Krise soll das Formel-1-Projekt parteiübergreifend breite Unterstützung genießen - und auch unter einer neuen Regierung Bestand haben.
Lehren aus Indien und Vietnam
Shinawatras Lage ist auch im Hinblick auf das entscheidend, was sich FOM (Formula One Management) von neuen Austragungsorten verspricht: Nachhaltigkeit und langfristige Stabilität. Da der Formel-1-Kalender mit 24 Rennen gedeckelt ist, müssen neue Rennen einen langfristigen Mehrwert bieten.
"Wir können nicht in ein neues Land gehen, ohne dort langfristig zu bleiben", sagte Domenicali beim Monaco-GP. Aus dieser Strategie resultieren langfristige Verträge wie in Miami (bis 2041), Australien (2037), Bahrain (2034) oder Silverstone (2034). Insgesamt sind 16 der 24 Rennen bereits bis mindestens 2030 gesichert.
Diese Planungssicherheit bietet nicht nur FOM eine stabile wirtschaftliche Basis, sondern gibt auch den Veranstaltern und Regierungen mehr Zeit, ihre Investitionen abzuschreiben, das Event zu entwickeln und sich im Kalender zu etablieren.
Die Formel 1 will um jeden Preis vermeiden, was bei früheren Projekten schieflief: Der Indien-GP am Buddh International Circuit scheiterte an bürokratischen Hürden und Geldproblemen. Das Korea-Rennen bei Mokpo geriet frühzeitig in finanzielle Schieflage - nach nur vier Austragungen war Schluss.
Noch frischer im Gedächtnis ist das Beispiel Vietnam. Dort wurde in Hanoi eine 700 Millionen Euro teure Strecke gebaut, die jedoch nie für die Formel 1 genutzt wurde. Die Pandemie und Korruptionsvorwürfe gegen politische Unterstützer führten zur Streichung. Die ungenutzte Strecke ist inzwischen teilweise von der Natur zurückerobert.
Diese Beispiele zeigen, wie wichtig politische und finanzielle Rückendeckung ist - und warum FOM bei Südafrika und anderen Interessenten ohne langfristige Zusagen keine Risiken eingehen wird.
Formel-1-Chef Domenicali sagte Anfang des Jahres zur Afrika-Perspektive: "Bevor wir diesen Schritt machen, brauchen wir Garantien in drei Bereichen: Investitionen, die der lokalen Bevölkerung über den Formel-1-Besuch hinaus zugutekommen, Infrastruktur und eine wirtschaftliche Basis, die das Event langfristig trägt. Wir stehen nicht auf Standby - wir prüfen, was noch fehlt, bevor wir sagen: 'Okay, los geht's.' Aber wir sind noch nicht so weit."
Und was ist mit 2027?
Klar ist inzwischen: Vor 2028 wird es keine neuen exotischen Rennen im Kalender geben. FOM lässt sich bewusst Zeit mit der Entscheidung über neue Grands Prix.
Damit ergibt sich für das Jahr 2027 eine Lücke im Kalender: Der Niederlande-GP in Zandvoort wird dann nicht mehr dabei sein. Auch die Verträge in Barcelona, Austin und Baku laufen aus - wobei bei letzteren beiden eine Verlängerung als wahrscheinlich gilt.
Diese freien Plätze könnten Barcelona oder Imola eine letzte Chance geben, sich als Rotationspartner mit Belgien im Kalender zu halten. Auch Gespräche über eine Rückkehr des Türkei-Rennens in Istanbul laufen - dort fand zuletzt 2021 ein Grand Prix statt.


Neueste Kommentare
Erstellen Sie jetzt den ersten Kommentar