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  • 14.06.2003 22:37

  • von Marco Helgert

Ecclestone: Wir können auch ohne Minardi

Bernie Ecclestone spricht Tacheles: Ein möglicher Abgang des Minardi-Teams wäre kein Verlust für die Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussionen um das kleine Minardi-Team laufen derzeit auf Hochtouren. In der gestrigen Pressekonferenz gab es ein hitziges Wortgefecht zwischen Minardi-Teamchef Paul Stoddart und dem Amtskollegen von McLaren, Ron Dennis. Nun schaltete sich auch Bernie Ecclestone in diesen Streit ein, und seine Aussagen müssen für Stoddart wie eine schallende Ohrfeige sein.

Titel-Bild zur News: Ecclestone und Stoddart

Bernie Ecclestone: Die Formel 1 braucht kein Minardi-Team

"Ich habe versucht sie (das Minardi-Team; Anm. d. Red.) davon abzuhalten, in diesem Jahr Rennen zu fahren, weil er (Paul Stoddart; Anm. d. Red.) nicht in der Formel 1 sein sollte", erklärte Ecclestone unseren Kollegen von 'Autosport'. "Man kennt die benötigten Budgets ? 300 bis 400 Millionen Dollar ? und Minardi fehlen noch zehn Millionen, um die Saison überhaupt beenden zu können."

"Wir können uns keine Enthusiasten leisten

"Ich habe ihnen bereits im letzten Jahr in Österreich gesagt, dass sie verschwinden sollen, zu Beginn dieses Jahres habe ich es wieder getan. Es ist einfacher das zu sagen, als für ihn es zu tun. Er ist ein Enthusiast, und der liebt den Rennsport, aber wir sind ein professionelles Geschäft. Können wir uns Enthusiasten leisten? Nein!"

Ein "professionelles Geschäft" bei dem der Sport auf der Strecke bleibt, wenn Leute, die mit Herzblut dabei sind nicht mehr dabei sein sollen. Dass fast alle Teamchefs als Enthusiasten in der Formel 1 begannen ? darunter auch ein Bernie Ecclestone ? wird dabei einfach unter den Tisch gekehrt.

"Wenn man Ferrari oder McLaren verlieren würden, dann wäre das nicht gut, wenn man aber jemanden verliert, der weit hinten steht, dann macht das keinen wirklichen Unterschied. Es ist nicht gut überhaupt jemanden gehen zu sehen, aber wenn, dann ist es besser, wenn sie stilvoll gehen ? wie die meisten Teams", so Ecclestone. In den letzten Jahren ging jedoch nur Tyrrell mit Stil. Das Verschwinden von Pacific, Simtek, Lotus, Larrousse, Prost oder Arrows kann wohl kaum als stilvoll bezeichnet werden.

Auch weniger als zwanzig Autos wären kein Problem

"Wenn er das Geld nicht hat, dann soll er nicht antreten", so der Engländer klipp und klar. "Das ist so, als ob man ein Geschäft aufmacht und dann die Konkurrenz um Hilfe bittet: 'Kannst du mir nicht Geld geben und mir helfen, dass ich gegen dich antrete?'" Doch genau darum geht es in der Formel 1. Nicht um den Verkauf von Waren, sondern um Wettbewerb ? das ist die Ware, die es auch zu erhalten gilt.

Trotz der den Fernsehanstalten zugesicherten 20 Autos könnte sich Ecclestone weniger als zehn Teams vorstellen. "Wir brauchen keine zehn Teams, wir sind zufrieden mit dem, was wir haben. Wir waren auch sechzehn Autos gewohnt." Trotz der harten und unmissverständlichen Kritik hat Ecclestone dem Minardi-Team in den fast 20 Jahren in der Formel 1 immer wieder geholfen. Vielleicht ist er dieser ständigen Hilfe nun überdrüssig.