Ralf Schumacher: "Sicherlich eine Überraschung"
Der Polesetter von Montreal über seine fast perfekte Qualifying-Runde und die guten Aussichten für das morgige Rennen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ralf, wäre es unhöflich von mir zu behaupten, dass das heute als Überraschung einzustufen ist?"
Ralf Schumacher: "Es war sicherlich eine Überraschung. Wir sind dieses Wochenende im Wissen angegangen, dass es gut laufen könnte, aber nach dem gestrigen Tag und der schlechten Ausgangsposition für heute dachten wir bestenfalls an die Top 5. Die erste Startreihe ist ein großartiges Resultat für das Team."

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Ralf Schumacher holte sich die dritte Pole Position seiner Karriere
Frage: "Es sah nach einer fast perfekten Runde aus, nicht wahr?"
Schumacher: "Das war es. In der ersten Kurve habe ich es locker angehen lassen, was sich im Nachhinein gelohnt hat, wenn man sich anschaut, wie es dort einigen anderen Fahrern ergangen ist. Das Auto war brillant, mein Dank dafür geht ans Team."
Michelin sollte im Trockenen ein Vorteil sein
Frage: "Es war trocken und die Wettervorhersage für morgen sagt einen trockenen Renntag voraus, aber es ist relativ kühl. Ist das ein Problem für die Reifen?"
Schumacher: "Wenn man sich das heutige Resultat anschaut, dann wohl eher nicht. Ich bin überrascht. Es sieht so aus, dass der Michelin heute definitiv gut funktioniert hat, also bin ich recht zuversichtlich für morgen."
Frage: "Zwei gute Samstage hintereinander. Das sind gute Nachrichten für dich..."
Schumacher: "Warten wir erst einmal ab, wie sich der Sonntag entwickelt. Die Pole Position ist immer großartig, speziell für das Team, aber es zählt eben erst am Sonntag."
Frage: "Ihr hattet einen guten Top-Speed. Wie wichtig war das heute?"
Schumacher: "Das ist immer ziemlich wichtig. Wenn man sich die langen Geraden auf dieser Strecke ansieht, muss man kein Genie sein, um das zu verstehen, aber andererseits opfert man dafür in anderen Bereichen ein wenig. Angesichts des heutigen Ausgangs haben wir aber einen guten Kompromiss gefunden, denke ich."
Perfekte Balance und guter Top-Speed als Joker
Frage: "Musstest du in anderen Bereichen während deiner Runde deshalb etwas kürzer treten?"
Schumacher: "Nein, die Balance war brillant und nur deswegen konnten wir heute so gut aussehen."
Frage: "Hast du nach dem Warm-Up noch viel umstellen lassen?"
Schumacher: "Nein, gar nichts, um genau zu sein. Ich meine, es wurde viel gefahren, weil wir bis dahin fast nur im Regen fahren konnten. Wir haben die Abstimmung nur noch angepasst, wussten aber im Großen und Ganzen, was wir im Trockenen zu tun haben."
Frage: "Aber es gab kaum ein trockenes Training..."
Schumacher: "Dafür kennen wir unser Auto inzwischen aber sehr gut."
Frage: "Du bist also sehr glücklich mit der Abstimmung?"
Schumacher: "Ja. Das ganze Wochenende ist es sehr knapp hergegangen. Am Freitag war Juan gleich einmal Schnellster, als er das erste Mal auf die Strecke ging, also hatten wir von Anfang an eine brauchbare Basis."
Sieg in Monaco hat neue Motivation hervorgerufen
Frage: "Gibt es nach dem Sieg in Monaco eine veränderte Atmosphäre im Team?"
Schumacher: "Naja, seit meinem letzten Sieg in Malaysia, der schon sehr lange zurückliegt, hatten wir eine schwierige Phase. Der Sieg hat dem Team einen Schub verliehen, der notwendig war. Man muss aber auch sagen, dass das Potenzial immer da war. Juan war in Österreich in einer vielversprechenden Position, aber er hatte Pech. Unser Auto wurde immer besser, nur konnten wir das nicht unbedingt aufzeigen."
Frage: "Das wichtigste wird morgen sein, die Führung zu behalten, korrekt?"
Schumacher: "Das wäre gut, ja. So ist der Plan."
"Wahrscheinlich haben wir das Auto nie so hinbekommen..."
Frage: "Du kommst mit dem Einzelzeitfahren jetzt besser zurecht als zu Saisonbeginn. Hast du irgendetwas an deiner Vorgehensweise verändert?"
Schumacher: "Nein, nicht wirklich. Die Probleme hatte ich nur in den ersten zwei oder drei Rennen. In Brasilien wurde ich schon ein bisschen besser. Letztes Jahr war der erste meiner vier Runs immer ziemlich gut, daher kam das alles ein bisschen überraschend. Ich weiß nicht, warum es so gekommen ist. Wahrscheinlich haben wir das Auto nie so hinbekommen, wie ich es haben wollte, und dann hatte ich meine Schwierigkeiten. Seit den letzten zwei Rennen sieht es in dieser Hinsicht besser aus."
Frage: "Es darf ja keine Teamorder mehr geben, aber kann es sein, dass du dich mit Juan-Pablo bezüglich der ersten Kurve absprechen wirst, wenn man bedenkt, wie grimmig Patrick Head manchmal dreinschauen kann?"
Schumacher: "Nein. Zunächst einmal muss man sagen, dass Patrick manchmal einen grimmigen Eindruck macht, aber das ist seine Art und Weise, sich auszudrücken. Er meint es nicht so. Zweitens werden Juan und ich versuchen, uns nicht gegenseitig weh zu tun. Da bin ich mir ganz sicher."
Kein besonderer Tagesablauf bis zum Rennen
Frage: "Hast du irgendeine spezielle Routine, wenn du in so ein Rennen gehst?"
Schumacher: "Nein, eigentlich gibt es da keinen besonderen Ablauf. Ein bisschen PR-Arbeit, ein nettes Abendessen, früh ins Bett gehen, auf den nächsten Tag warten. Mit den Regeländerungen ist es heutzutage zwar nicht langweilig geworden, aber man kann als Fahrer kaum noch etwas tun außer den Frontflügel anders einzustellen und die Reifendrücke zu variieren. Den Rest hat uns die FIA weggenommen."
Frage: "Ist nicht mehr Druck am Samstag? Nimmst du vielleicht ein leichteres Abendessen als sonst zu dir?"
Schumacher: "Nein, nein. Für so etwas bin ich schon zu lange in der Formel 1."
Frage: "Ist es für dich immer noch komisch, wenn Michael in deiner Nähe steht?"
Schumacher: "Der Platz hinter mir ist für ihn der beste Startplatz, finde ich! Es macht mich nicht nervös, nein. Ich fühle mich sehr gut, wenn ich auf Pole stehe, das ist das Ziel eines jeden Fahrers. Michael hat das Ziel, mich hinter ihm zu lassen, also haben wir dieselben Ansichten."

