• 14.06.2003 11:23

Jordan: "Brauchen weiterhin zehn Teams"

Eddie Jordan im Rahmen der emotionsgeladenen Freitags-PK über die kritische Streitsituation rund um den "Fighting Fund"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Eddie, du bist auch potenzieller Empfänger des 'Fighting Fund'. Wie ist deine Position in der Angelegenheit?"
Eddie Jordan: "Ich bin überrascht über das Format dieser Pressekonferenz, alles dreht sich nur um das eine Thema. Ist das nicht ungewöhnlich? Es gibt doch auch andere Themen zu diskutieren. Zur Sache möchte ich sagen, dass Jordan eine eigene Position hat. Das ist unsere eigene Entscheidung ? mit unseren Sponsoren, unserem Team, unseren Fahrern. Ich verstehe die Situation von Paul Stoddart und die Probleme, die er hat. Er hat die schlechte Lage seines eigenen Teams verdeutlicht, in diesem Jahr, es war auch in den letzten Jahren so. In Zukunft sollte es mit den Zehn-Millionen-Motoren einfacher werden, ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen, aber dieses Jahr war es eben sehr komplex. Ich glaube nicht, dass diese Pressekonferenz der richtige Rahmen für diese Debatte ist. Andererseits ist es jetzt ohnehin schon an der Öffentlichkeit, also sollte man Paul helfen."

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Eddie Jordan war gestern einer der ruhigeren PK-Teilnehmer

Frage: "Wie wichtig ist der 'Fighting Fund' für dich?"
Jordan: "Ich glaube ohne Zweifel, dass die Formel 1 mehr gute als schlechte Nachrichten braucht. Ich glaube, dass jedes einzelne Mitglied der Formel 1 zehn Teams und 20 Autos will. Das ist der Stoff, aus dem wir sind. Als ich in die Formel 1 gekommen bin, stritten sich in der Vorqualifikation 18 Autos um vier Startplätze. Das war die erschreckendste Zeit meines gesamten Lebens, es war furchtbar. Jetzt haben wir das genaue Gegenteil. Wir müssen vorsichtig sein, denn wir brauchen die Privatteams, aber in Zukunft müsste es mit dem Motoren-Arrangement auch einfacher werden. Wir müssen nur dieses eine Jahr überstehen. Aber wie kommt es, dass dauernd über Jordan gesprochen wird? Wir haben mit 'Benson + Hedges' einen großartigen Sponsor, sie sind schon lange mit mir im Boot. Jedes Team hat seine individuelle Situation. BAR hat seine, Ron (Dennis; Anm. d. Red.) hat seine. Frank (Williams; Anm. d. Red.), Paul und ich habe alle unsere eigenen Positionen, die man nicht kategorisieren kann. Was Paul über den 15. Januar gesagt hat, stimmt schon, denn es wurde verdeutlicht, dass es weiterhin zehn Teams in der Formel 1 geben soll, nicht drei Autos von einem einzelnen Team. Außerdem haben wir vereinbart, dass gewisse Gelder, so sie verfügbar sein sollten, dafür aufgebracht werden. Diesbezüglich hat jeder seinen eigenen Standpunkt. Es ist eine sehr politische Situation im Moment und ich muss den Kopf darauf konzentrieren, worum es eigentlich geht."

Frage: "Das Ferrari-Superteam hat bis Ende 2006 unterschrieben. Was sagst du dazu?"
Jordan: "Ich glaube, dass Michael nicht so lange dabei sein wird. Vielleicht ist es für die PR-Abteilung jetzt ein günstiger Zeitpunkt dafür, aber ich würde gerne die Ausstiegsklauseln des Vertrags sehen. Ich denke, es gibt eine Menge aufstrebender Fahrer. Michael wird sich sicher die Möglichkeit offen halten, mit Würde aus der Formel 1 zu gehen. Wie gesagt, ich sehe ihn nach 2004 nicht mehr fahren, aber das ist nur meine Meinung. Ich glaube, es gibt momentan einige wirklich starke Teams und Kombinationen. Ich glaube daher nicht, dass Michael bis 2006 fahren wird, auch wenn wir es uns wünschen."

Pressekonferenz für Jordan falscher Diskussionsrahmen

Frage: "Paul Stoddart und Ron Dennis haben derzeit eine massive Meinungsverschiedenheit..."
Jordan: "Ich verstehe nicht, warum das auf einer Pressekonferenz ausgeschlachtet wird. Das ist nicht der richtige Weg, das ist nicht konstruktiv. Wir bewegen uns weg vom Sport und hin zum Drama-TV und das bringt uns nichts, weil niemand darauf vorbereitet ist. Es gibt sicher gravierende Meinungsverschiedenheiten, die man aber nicht hier austragen sollte. Minardi und Paul Stoddart brauchen Hilfe und ich unterstütze das. Paul hat angedeutet, dass ich seit dem 15. Januar meine Meinung geändert habe, aber das stimmt nicht. Jordan würde nie Geschenke annehmen, aber über die ganze Geschichte sind viele verschiedene Meinungen gewachsen. Ron sollte Applaus bekommen, nicht gescholten werden. Er hat den 'Fighting Fund' initiiert, weil ihm die Formel 1 am Herzen liegt und weil er ? wenn möglich ? zehn Teams am Leben erhalten möchte. Niemand will ein drittes Auto. Es muss doch konstruktive Wege geben, um Minardi zu retten. Mir liegt viel an diesem Team, weil sie es auch aus der Formel 2, aus einer Nachwuchsklasse, in die Formel 1 geschafft haben ? genau wie Jordan. Außerdem stärkt Minardi meine Glaubwürdigkeit, denn durch sie stehe ich nicht ganz hinten! Ich möchte nicht Letzter sein. Heute gab es ein Treffen der Teamchefs, bei dem Paul nicht war. Er war nicht eingeladen? Okay. Wir sollten jedenfalls die Aggression aus dieser Debatte herausnehmen und aus diesem Wochenende etwas Positives machen. Paul braucht sofortige Hilfe. Schauen wir, ob sich was machen lässt. Ich stehe hundertprozentig hinter Paul, denn ich möchte kein drittes Auto einsetzen und hätte auch gar nicht die Mittel dafür."

Bekam Jordan Truck-Leasing in Barcelona geschenkt?

Frage: "Du hast gesagt, du würdest nie Geschenke annehmen. Wer hat dann deine Leasing-Raten für die Trucks in Barcelona bezahlt?"
Jordan: "Das weiß ich nicht, ich habe keine Ahnung, wer irgendein Leasing übernimmt. Es gibt alle möglichen Leute, die als Sponsoren bei uns an Bord sind."

Frage: "Würdest du schwören, nie Geld von einer anderen Firma anzunehmen, was die Trucks angeht?"
Jordan: "Trucks? Sorry, aber jetzt verlieren wir den Faden. Bleiben wir doch beim Thema."

Frage: "Laut Paul Stoddart ist die Sache mit den Kundenmotoren noch nicht ausgereift. Wie siehst du das?"
Jordan: "Naja, es gibt da einen Brief von Mercedes-Benz, in dem ein Motor für zehn Millionen Dollar pro Jahr angeboten wird. Das ist noch vor dem Beschluss der Ein-Motoren-Regel beschlossen worden und man sollte dafür applaudieren. Dann ist da auch noch Cosworth. Cosworth hat mit fast jedem Team einmal zusammengearbeitet, mit jedem Team in dieser Pressekonferenz, BAR einmal ausgenommen. Cosworth ist aber auch eine kommerzielle Organisation und sie können auch nicht zaubern. Alle anderen Hersteller haben geantwortet, 2004 sei es nicht möglich, einen Motor für zehn Millionen anzubieten. Das ist die Situation, aber es gibt ja auch nicht viele Teams, die dieses Angebot in Anspruch nehmen werden, weil die meisten ohnehin die Unterstützung eines Herstellers haben."

"In der Formel 1 ist es nie zu spät"

Frage: "Ist der 'Fighting Fund' seit heute endgültig tot?"
Jordan: "In der Formel 1 ist es nie zu spät. Der heutige Tag ist sehr schwierig. Natürlich sind die Dinge nicht einfacher geworden, aber zu spät ist es noch nicht. Ich glaube, dass es einen Weg geben wird, denn niemand will drei Autos. Niemand ist absolut gegen den 'Fighting Fund'. Es gab heute ein Meeting und die Teamchefs sind sich einig, dass die Formel 1 so weitergehen muss, wie sie jetzt ist ? mit zehn Teams. Speziell für Paul ist das eine gute Sache, aber bisher ist das auch das einzig Positive, was wir heute diskutiert haben."

Frage: "Die Formel 1 sucht nach Wegen, die Show zu verbessern. Was bedeutet dann ein verregneter Trainingstag wie heute?"
Jordan: "Die Bedingungen waren während der Qualifikation sehr unterschiedlich. Wenn die beiden Fahrer eines Teams völlig unterschiedliche Zeiten hinlegten, hatte das nichts mit ihrem Fahrkönnen zu tun. In den mittleren Regionen hat es am meisten geregnet, aber es ist ganz interessant, wenn das Mittelfeld ein bisschen durcheinander gebracht wird."