• 03.09.2003 09:47

Dupasquier: Michelin reagiert mit neuen Reifen

Pierre Dupasquier spricht über die Aufregung um die Michelin-Vorderreifen, unterschiedliche Entwicklungsstrategien und Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Frage: "In den Medien wurde berichtet, dass bei der FIA ein Protest auf Grund der Breite der von Michelin in der Formel 1 verwendeten Vorderreifen eingelegt worden ist. Worum geht es ganz genau?"
Pierre Dupasquier: "Es stimmt, es gibt tatsächlich Gerüchte über einen Protest und als Folge dessen hat sich die FIA entschieden die Reifenauflagefläche ab sofort am Ende eines Rennens nachzuprüfen und nicht mehr bei neuen Reifen vor den Rennen wie es bisher gehandhabt wurde. Zu den vielen komplexen sportlichen und technischen Bestimmungen im Motorsport, insbesondere in der Formel 1, zählt auch der Artikel 77c der sportlichen Bestimmungen. Dieser besagt, dass die Auflagefläche der Vorderreifen die Breite von 270 Millimeter in der Formel 1 nicht überschreiten darf."

Michelin: Unsere Reifen überschreiten die maximal zulässige Breite nicht

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Dupasquier bestätigt, dass Michelin neue Vorderreifen einsetzen wird

Frage: "Und Michelins Reifen überschreiten diese maximal zulässige Breite?"
Dupasquier: "Selbstverständlich nicht! Wir haben unsere Reifen der FIA im Jahr 2001 vorgestellt und bis jetzt, inklusive des Ungarn-Grand Prix, hat die FIA unsere Reifen nie beanstandet. Die Geometrie unserer Reifen hat sich seit 2001 nicht verändert. Wenn neu, überschreitet die Auflagefläche unserer Reifen die Breite von 270 Millimeter nicht."

Frage: "Weshalb aber die ganze Aufregung? Was hat sich jetzt verändert?"
Dupasquier: "Nach dem Großen Preis von Ungarn hat die FIA die Interpretation der Bestimmungen mit unverzüglicher Wirkung verändert. Jetzt darf die Auflagefläche der Vorderreifen die Breite von 270 Millimeter nicht mehr nur dann überschreiten wenn die Reifen neu sind, sondern zu keinem Zeitpunkt mehr."

2, 3 oder 4 Millimeter an Reifenauflagefläche mehr verändern das gegenwärtige Kräfteverhältnis in der Formel 1 nicht

Frage: "Wie ist Ihre Meinung zu dieser für viele Diskussionen sorgenden Angelegenheit?"
Dupasquier: "Ich bin überzeugt, dass man mir zustimmt, dass es nicht zwei, drei oder vier Millimeter an Reifenauflagefläche sind die das gegenwärtige Kräfteverhältnis in der Formel 1 verändern werden. Wie dem auch sei, ich glaube, dass es beinahe unmöglich ist eine objektive Messmethode zu definieren um die Breite der Reifenauflagefläche nachdem sie benutzt worden sind nachzuprüfen. Ein Reifen verformt sich nun einmal, wenn man ihn verwendet. Und er sammelt von der Strecke auch Reifenabrieb auf."

Frage: "Warum ist dieses Problem mit den Reifen gerade jetzt ins Rampenlicht gerückt?"
Dupasquier: "Das ist eine sehr gute Frage! Wir befinden uns drei Rennen vor dem Ende einer sehr umkämpften und aufregenden Weltmeisterschaft und die Führung in der Konstrukteurswertung hat sich gerade verändert. Wer dürfte also den größten Nutzen aus solch einer Aktion ziehen?"

Seitenhieb auf Ferrari

Frage: "Worin besteht der Vorteil des Einsatzes eines "Breit"-Reifens?"
Dupasquier: "Nun, ein Reifen ist immer ein Kompromiss. Beispielsweise hat Bridgestones Technischer Direktor Suganuma kürzlich in einem im Internet veröffentlichten Artikel gesagt: 'Eine breitere Auflagefläche ermöglicht besseren Grip auf der Vorderachse, ein effektiveres Bremsen und besseres Handling in engen Kurven und hat weniger Untersteuern zur Folge.' Unser Mitbewerber hat anscheinend also auch einen breiteren Reifen getestet. Es hat jedoch den Anschein, dass Ferrari sich nicht für diese Lösung entschieden und stattdessen die schmaleren Reifen bevorzugt hat weil diese besser mit der Aerodynamik ihres Autos harmonieren."

Frage: "Glauben Sie, dass das die beste Lösung ist?"
Dupasquier: "Wir wissen, dass für ein im Bereich der Aerodynamik so optimiertes Auto wie dem Ferrari schmale Reifen einfach notwendig sind. Wir wissen jedoch auch, dass es bei der Entwicklung des Chassis-Aerodynamik-Reifenpakets nicht gerade die beste Lösung ist Reifenleistung zu Gunsten der anderen Optionen zu opfern. Was Michelin anbelangt, so arbeiten wir sehr eng mit unseren Partnern zusammen, um ihnen zu ermöglichen das Beste aus unseren Reifen herauszuholen. Ich denke, dass unsere Ergebnisse ein Beweis dafür sind, dass dies die beste Lösung ist."

Michelin hat auf die Herausforderungen durch die neue Interpretation der Bestimmungen durch die FIA reagiert

Frage: "Wie wird Michelin jetzt mit der gegenwärtigen Situation umgehen?"
Dupasquier: "Die neue Interpretation der Bestimmungen durch die FIA haben uns zu einer Reaktion gezwungen. Glauben Sie, dass Michelin auf diese Herausforderung nicht reagieren würde? Unsere Leute haben seit letztem Mittwoch 24 Stunden pro Tag gearbeitet und während wir hier sprechen werden neue Reifen in Monza getestet. Alle, die sich etwas auskennen, werden verstehen was für eine gewaltige Leistung es ist dass wir das hinbekommen haben. Das ist aber einzig und allein der harten Arbeit und schnellen Reaktionszeit unserer Teams hier in Clermont-Ferrand zu verdanken."

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