• 29.08.2003 15:07

  • von Marcus Kollmann

FIA ändert Reifenreglement - Michelin benachteiligt?

Im Reifenkrieg zwischen Bridgestone und Michelin könnte es nun zu einer Wende kommen - Lücke im Reglement wurde geschlossen

(Motorsport-Total.com) - Befragt man Formel-1-Experten und Fans warum es in der Saison 2003 zwischen den Top-Teams und ihren Fahrern im Weltmeisterschaftskampf so eng und spannend bis zum Saisonende zugeht, lautet die Antwort meist, dass dies auf das stark einseitige Kräfteverhältnis der Reifenhersteller zurückzuführen ist.

Titel-Bild zur News: Michelin-Reifen

Die Reifen sind 2003 im WM-Kampf zum Zünglein an der Waage geworden

Nachdem bereits vor einigen Wochen ein Grund für die seit dem Monaco-Grand Prix im Vergleich zu Ferrari kontinuierlich besser werdende Wettbewerbsfähigkeit von BMW-Williams in den sehr breiten Vorderreifen des Teams gefunden wurde, scheint es nun Bridgestone oder einem Bridgestone-Team gelungen zu sein der FIA ein Schlupfloch im Reifenreglement nachgewiesen zu haben. Dieses wurde anscheinend von Michelin ausgenutzt und könnte zur Dominanz der Partnerteams der Franzosen in den letzten Rennen beigetragen haben.

Genauer gesagt geht es um die maximale Ausnutzung der durch das Reglement vorgeschriebenen Breite der Kontaktfläche der Vorderreifen von 270 Millimeter. Michelin hat diese erlaubte Breite anscheinend nicht nur maximal verwendet, sondern eine Reifenkonstruktion entwickelt und eingesetzt die eine Ausdehnung der Breite der Kontaktfläche der Pneus während des Rennens zur Folge hatte. Die Konsequenz: Durch die breitere Auflagefläche hatten die Michelin-bereiften Teams in Form von mehr Grip einen Vorteil.

Die FIA hat sich nun dazu entschlossen die Interpretation eines bestimmten Abschnitts des Reifenreglements neu zu definieren. Konkret geht es darum, dass die Breite der Kontaktfläche der Vorderreifen, die auch zukünftig 270 Millimeter beträgt, ab dem Großen Preis von Italien nicht mehr vor dem Rennen sondern erst danach nachgeprüft wird. Eine entsprechende Mitteilung ist allen Teams bereits zugegangen. Eine weitere Erklärung zum Thema hat man bislang aber nicht abgegeben.

Für Michelin könnte die Änderung im schlimmsten Fall bedeuten, dass man nun eine komplett neue Reifenkonstruktion entwickeln muss. Ob die Zeit bis zum Italien-Grand Prix dazu ausreicht, ist fraglich. Für die Formel 1 bedeutet diese Episode im Reifenkrieg, dass der bisherige Vorteil für die Michelin-Fraktion nun der Vergangenheit angehören und sich das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Reifenherstellern wieder ausgeglichener gestalten dürfte.