• 14.03.2002 12:23

  • von Reinhart Linke

Barrichello: Denke nicht daran, Michael zu schlagen

Rubens Barrichello über den Startunfall in Melbourne, die bevorstehende Hitzeschlacht von Sepang und Regeländerungen

(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Fahrer Rubens Barrichello hat den Startunfall von Melbourne abgehakt. Der Brasilianer war beim Australien-Grand-Prix von der Pole Position aus gestartet. Beim Verteidigen seiner Position krachte ihm jedoch noch vor der ersten Kurve BMW-Williams-Fahrer Ralf Schumacher ins Heck. "Ich ziehe es vor, nach vorne zu blicken", erklärte der Ferrari-Fahrer am Donnerstag auf der Ferrari-Pressekonferenz in Kuala Lumpur. "Es nützt nichts, jetzt darüber zu sprechen, wer Schuld am Unfall in Melbourne hatte. Mich interessiert es jetzt nicht mehr. Jetzt sind wir in Malaysia. Hier lief es für mich in der Vergangenheit immer gut. Ich hoffe, das wird auch dieses Jahr gut unterwegs sein werden." Nach Platz fünf 1999 im Stewart-Ford stand Rubens Barrichello in den letzten beiden Jahren mit Ferrari jedes Mal auf dem Podium.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Barrichello hofft auf einen weiteren erfolgreichen Malaysia-Grand-Prix

Da Rubens Barrichello nach dem Saisonauftakt für ein paar Tage in seine Heimat nach Brasilien flog, ist er die hohen Temperaturen, die dieser Tage in Malaysia herrschen, gewohnt. "Die Hitze stellt hohe körperliche Ansprüche an uns, aber ich war seit Australien in Brasilien und dort waren es auch um die 35 Grad", fühlt sich der 29-Jährige gut gerüstet. "Ich versuchte immer während der Mittagshitze viel zu trainieren, fuhr viel Fahrrad und joggte, bis meine Knie wehtaten. Ich trainierte besonders hart, weil ich in Australien die Gelegenheit verpasst habe, ein 300 Kilometer langes Rennen zu fahren."

Ohnehin ist der Familienvater für die 2002er-Saison besser als denn je vorbereitet. "Ich bin für diese Saison besser vorbereitet als vor jeder anderen Saison in meiner Karriere", berichtete der 147-fache Grand-Prix-Teilnehmer stolz. "Auch psychologisch habe ich mich verbessert und denke nicht mehr daran, Michael zu schlagen. Ich konzentriere mich viel mehr auf noch bessere Arbeit mit meinen Ingenieuren. Selbstverständlich muss ich immer denken, dass ich gewinnen kann. An dem Tag, an dem ich aufwache und denke, ich kann nicht mehr gewinnen, kann ich zurück nach Brasilien gehen und Pferderennen machen! Im Augenblick genieße ich mein Leben und das Rennfahren."

Barrichello: Bin immer noch hochmotiviert

Deshalb hat Rubens Barrichello, der im vergangenen Jahr hinter Michael Schumacher beim Malaysia-Grand-Prix Zweiter wurde und so für einen Ferrari-Doppelsieg sorgte, auch keine Motivationsprobleme. "Nach zwei Jahren an der Seite von Michael könnte ich an Motivation verloren haben, aber in Wirklichkeit hat meine Pole Position in Melbourne bewiesen, dass ich immer noch hochmotiviert bin", erklärte der WM-Dritte von 2001. "Es stimmt, dass die Hochzeit und die Geburt meines Sohnes einen positiven Einfluss gehabt haben. Ich bin jetzt glücklicher, wenn ich von der Strecke gehe, konstanter und weniger emotional. Ich halte mich mit Enttäuschungen nicht lange auf."

"Ich denke, im Augenblick dreht sich in der Formel 1 alles um Ferrari und Michael", fuhr Rubens Barrichello fort. "Als ich zum Team kam, warnten mich einige Leute, Acht zu geben, weil Jean Todt Michael mag. Das ist richtig, aber Jean und das Team arbeiten auch hart, um mir zu helfen und ich genieße es, ein gutes Auto zu haben. Todt mag mich und respektiert mich und ich habe gelernt, wie man bei Ferrari arbeitet."

Barrichello testet am Dienstag erstmals den F2002

Schon am Dienstag nach dem Grand Prix wird Rubens Barrichello wieder in Europa testen. Dabei steht für den Mann aus Sao Paulo ein ganz besonderer Test auf dem Programm: Zum ersten Mal wird er in Barcelona den neuen F2002 fahren. "Ich bin aufgeregt, aber bei Testfahrten gibt es keine Punkte, deshalb konzentriere ich mich im Augenblick auf das Wochenende", so der 1,72 Meter große Rennfahrer. "Wenn wir beim Brasilien-Grand-Prix mit dem neuen Auto fahren, sind die drei oder vier Testtage genug um zu wissen, wie man das Auto am Limit bewegt. Selbstverständlich müssten wir aber noch viel über das Setup lernen, wenn wir das neue Auto nach Interlagos mitnehmen."

In Malaysia gab es bisweilen nur Ferrari-Siege. Nach Eddie Irvine 1999 gewann Michael Schumacher in den letzten beiden Jahren das Rennen auf der 5,542 Kilometer langen Strecke. Nachdem Ferrari schon in Melbourne vor knapp 14 Tagen dominiert hatte, gelten die "Roten" auch für Malaysia als Favorit. Rubens Barrichello erwartet allerdings, dass der Vorsprung des Teams aus Maranello diesmal nicht so groß ist. "Hier in Malaysia müssen wir abwarten", warnte der Brasilien vor zu großen Erwartungen. "Letztes Jahr waren die Michelin-Reifen hier gut und ich erwarte, dass es auch diesmal eng wird."

Barrichello: "Michael hat graue Haare!"

Über die Idee, den Rennkalender mit weiteren Rennen auf mehr als 17 Läufe auszustocken, ist der Hobby-Jet-Ski-Fahrer erfreut. "Ich denke es wäre schön, mehr Rennen zu haben", widerspricht Rubens Barrichello den Teams, die auf Grund der hohen Kosten nicht mehr als 17 Rennen sehen wollen. "Wir könnten in Brasilien zweifellos zwei Grand Prixs haben. Aber wir müssen ein Testlimit haben. Das lange Wintertestverbot war eine gute Idee. So konnten auch die Mechaniker entspannen, da sie in der Lage waren, im Winter Zeit mit ihren Familien zu verbringen."

Obwohl Rubens Barrichello in diesem Jahr schon seine zehnte Formel-1-Saison bestreitet, sieht er sich noch längst nicht am Ende seiner Karriere als Formel-1-Rennfahrer. "Ich bin noch nicht am Ende meiner Karriere", stellte der Mann aus Sao Paulo klar. "Ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Ich bin schon eine lange Zeit hier, aber ich fühle mich noch jung. Was Michael betrifft, so merkt man auf der Strecke keine Änderungen, aber er hat einige graue Haare!"

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