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  • 06.05.2005 14:48

BAR-Honda-Affäre: Ein Abriss der Ereignisse

Das BAR-Honda-Team befindet sich bereits auf der Abreise aus Barcelona - keine Maßnahmen gegen die Rennsperre

(Motorsport-Total.com/sid) - BAR-Honda hat die Sperre für die nächsten beiden Rennen am Sonntag in Barcelona und 14 Tage später in Monte Carlo akzeptiert und die Formel 1 damit möglicherweise vor einem langwierigen Rechtsstreit vor Zivilgerichten bewahrt. Das britisch-japanische Team verzichtete am Freitag auf die tags zuvor angekündigten juristischen Schritte gegen die Entscheidung des Berufungsgerichtes des Automobil-Weltverbandes FIA und zog einen Schlussstrich unter die Tank-Affäre um ihre in Imola angeblich zu leichten und illegalen Autos.

Titel-Bild zur News: BAR-Honda-Teamchef Nick Fry

BAR-Honda-Teamchef Nick Fry war ein gefragter Mann bei den Medien

"Der Schluss aus allen juristischen Beratungen war, dass wir nichts tun können, um an diesem Wochenende zu fahren. BAR-Honda hat überlegt, weitere Schritte zu unternehmen, um vielleicht in Monaco teilnehmen zu können. Aber das Team hat entschieden, dass ein Vorgehen gegen die Sport-Behörde den Sport so sehr stören und ihm schaden würde, dass das nicht im Interesse aller Beteiligten wäre", teilte das Team am Freitagmorgen um kurz nach 10.00 Uhr mit, bevor die Mechaniker begannen, das Material zu verladen.#w1#

Noch am Donnerstagnachmittag hatte BAR-Honda laut Teamchef Nick Fry, der den finanziellen Verlust durch das Startverbot auf "mehr als 10 Millionen Dollar" hochrechnet, die "besten Anwälte Großbritanniens, vielleicht sogar der Welt" auf den Fall angesetzt, um gegen die ihrer Meinung nach völlig unangemessene Strafe vorzugehen. Nicht zuletzt aber auch ein Rat von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte dann wohl zum Meinungsumschwung geführt.

"Es wäre keine gute Idee, dagegen vorzugehen, und schlecht für das Team", hatte der Brite gesagt: "Meiner Meinung nach sind sie noch gut davongekommen." Bei einem Rechtsstreit könnte es schließlich auch zu einer härteren Strafe kommen. Die FIA und ihr Präsident Max Mosley hatten vor der Berufungsverhandlung den kompletten WM-Ausschluss des Teams gefordert.

Dem waren die Berufungsrichter nicht gefolgt. Sie hatten am Donnerstag einen Tag nach ihrer Verhandlung in Paris mitgeteilt, dass die BAR-Honda-Piloten Jenson Button und Takuma Sato ihre Plätze drei und fünf vom Großen Preis von San Marino verlieren und für die nächsten beiden Rennen in Spanien sowie Monaco (22. Mai) gesperrt werden. Eine weitere Sperre von sechs Monaten wurde für ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt.

Dabei konnten die FIA-Richter nach eigener Aussage dem Rennstall allerdings keinen vorsätzlichen Betrug nachweisen. Wegen "höchst bedauerlicher Nachlässigkeiten und Mangel an Transparenz" sprachen sie dennoch die höchste Strafe in der Königsklasse seit mehr als 20 Jahren aus, als Tyrrell 1984 wegen Gewichtsmanipulationen mit Bleikugeln aus der WM ausgeschlossen worden war.

In der Urteilsbegründung hieß es, das Team habe nicht garantieren können, dass seine Autos zu jedem Zeitpunkt des Rennens über dem geforderten Mindestgewicht von 600 kg geblieben waren. BAR-Honda war vorgeworfen worden, Benzin mithilfe eines zusätzlichen Tanks als flexiblen Ballast einzusetzen, um im Rennen unter dem eigentlichen Gewichtslimit fahren zu können.

Nach Ablassen allen Benzins nach dem Rennen hatte Buttons Auto in Imola nur 594,6 kg gewogen. Die Rennkommissare hatten aber keine Strafe ausgesprochen, woraufhin die FIA das Berufungsgericht anrief. BAR-Honda dagegen weist die Vorwürfe immer noch massiv zurück. "BAR-Honda ist entsetzt über die Entscheidung und erklärt, dass das Urteil allen gehörten Beweisen widerspricht. Das Team hat belegt, dass es den aktuellen Regularien entsprochen hat, und die FIA erkennt nun an, dass die Regeln unklar sind", sagte Fry.

Er wiederholte, dass sein Team in San Marino "zu keiner Zeit untergewichtig gefahren ist und das auch von der FIA nicht in Frage gestellt wurde". Um die eigene Sicht der Dinge zu stützen, veröffentlichte der Rennstall am Freitag alle bei Gericht eingereichten Unterlagen auf der eigenen Internetseite.

Durch die Disqualifikation für Imola und die Sperre für zwei Rennen verschlechtern sich auch die Chancen von BAR-Honda, Button über das Saisonende hinaus zu halten. Der Brite, der im vorigen Jahr vergeblich versucht hatte, aus seinem Vertrag herauszukommen und zum BMW WilliamsF1 Team zu wechseln, hat angeblich eine an eine Punktzahl zu einem bestimmten Zeitpunkt der Saison gekoppelte Ausstiegsklausel. Durch die Strafe "haben wir uns das Leben ohne Zweifel schwerer gemacht", sagte Fry: "Aber wir wollen Button bis 2006 und länger halten."