• 24.02.2016 18:19

  • von Craig Scarborough (Haymarket)

Analyse: Die Konsequenzen der Formel-1-Regeln 2017

Breiter, spektakulärer, schneller, aber wirklich besser? Craig Scarborough analysiert die neuen Vorschläge zum Reglement der Formel 1 für die Saison 2017

(Motorsport-Total.com) - Nach monatelangem Gezerre hat der Automobil-Weltverband FIA endlich einen Entwurf des Technischen Reglements für das Jahr 2017 präsentiert. Entgegen dem ursprünglichen Ziel von fünf bis sechs Sekunden lautet der Plan nun, die Rundenzeiten um drei Sekunden zu verringern. Das soll durch höheren aerodynamischen und mechanischen Grip und veränderte Pirelli-Reifen geschehen, die an die etwas schwereren Autos angepasst werden.

Titel-Bild zur News: Studie 2017, Andries van Overbeeke

Das ursprünglich angedachte Formel-1-Konzept kommt 2017 leicht abgewandelt Zoom

Die Kernpunkte sind breitere Reifen und Flügel sowie ein größerer Diffusor. Ziel dieser Veränderungen ist, die Autos schneller zu machen. Das soll vor allem durch eine höhere Kurvengeschwindigkeit und weniger der Höchstgeschwindigkeit geschehen. Diese Vorschläge werden aber das Überholen nicht verbessern, sondern die Arbeit der Arbeitsgruppe Überholen aus dem Jahr 2009 revidieren. Es bleibt abzuwarten, ob der Performancesprung durch die breiteren und griffigeren Reifen in Kombination mit dem größeren Diffusor sich irgendwie dahingehend niederschlägt, dass die Autos leichter überholen können.

Die Änderungen sind weitreichend, doch sie werden nicht die Komplexität des Frontflügels reduzieren. Dieser bleibt größtenteils unangetastet. Dabei ist er ein Schlüsselfaktor, wenn es darum geht, wie schwierig es ist, einem anderen Fahrzeug zu folgen. Die fundamentale Änderung ist, dass sich die Breite der Autos zurück zu den Zwei-Meter-Dimensionen von vor 1998 ändert.

Alte Maße, neue Komplexität

Da die Reifen an der Vorderachse nun 60 Millimeter und hinten 80 Millimeter breiter werden, werden die Fahrzeuge mehr Grip haben, weil weniger Gewicht bei der Kurvenfahrt verlagert wird, das den kurveninneren Reifen Grip nimmt. Diese breiteren Reifen werden auf den Geraden für mehr Luftwiderstand sorgen, was die Kehrseite der Medaille für den größeren Grip ist.

Um aerodynamischen Grip zu generieren, wird der Frontflügel 200 Millimeter breiter, womit seine Position in Relation zu den Reifen gleich bleibt. Der Unterboden wird zwischen Vorder- und Hinterachse ebenfalls 200 Millimeter breiter. Der Diffusor wird länger, mächtiger und etwas breiter. Darüber hinaus wird der Heckflügel um 150 Millimeter verbreitert und abgesenkt, womit er optisch ähnlich aussieht wie die Flügel vor 2009. Frontflügel, Heckflügel und die Luftleitbleche an den Seitenkästen werden nach hinten geneigt, um die Autos optisch ansprechender zu machen als mit den derzeitigen, rechteckigen Formen.

Insgesamt bedeutet es eine Rückkehr zu den Dimensionen der 90er-Jahre, wohl aber mit den heutigen Formen und der modernen Komplexität. Neben den Basisdimensionen wurde auch eine Zahl kleinerer Freiheiten bei Formen und Winkeln an Unterboden und Radaufhängung festgelegt. Zusammen mit den großen Änderungen ist dadurch das Potenzial massiv gestiegen, noch mehr aerodynamische Performance und Empfindlichkeit zu erzeugen.

Es ist gut möglich, dass das Ziel, die Rundenzeit um drei Sekunden zu verbessern, durch aggressives Vorgehen der Teams bei der Interpretation des Reglements noch übertroffen wird. Die Teams selbst müssen nun vorsichtig abwägen, wie sie ihre gerade erst vorgestellten 2016er-Autos weiterentwickeln, während sie Ressourcen in Richtung der nächstjährigen Fahrzeuge verlegen, die sich stark verändern. Damit ergibt sich natürlich auch die Gelegenheit die Teams, einen großen Schritt hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit zu machen.