Smith will Lotus in die Top 10 bringen
Technikdirektor Mark Smith arbeitet mit Hochtouren am neuen Lotus, der künftig Caterham heißen wird - Der Brite hat sich die Top 10 zum Ziel gesetzt
(Motorsport-Total.com) - Schon vor dem letzten Saisonrennen in Brasilien richtete Mark Smith den Blick auf das kommende Jahr. Der Technikdirektor von Lotus, der die Aufsicht über die Weiterentwicklung des Boliden mit dem Traditionsnamen erst im vergangenen Mai übernahm, rechnet sich für die nächste Saison eine erhebliche Leistungssteigerung aus. Bislang steht zwar kein einziger Punkt zu Buche, doch 2012 soll Lotus, das dann Caterham heißen wird, seiner Ansicht nach den Teams in den Top 10 Konkurrenz machen. "Ich habe großes Vertrauen in unser Team und die Arbeit, die wir leisten. Wir können ein ernstzunehmender Herausforderer werden."

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Mark Smith will mit Caterham so schnell wie möglich ins Mittelfeld vorstoßen
Erfolgsmeldungen gab es beim Team von Air-Asia-Boss Tony Fernandes bislang nicht viele zu vermelden, auch beim Großen Preis von Brasilien in Interlagos wurden keine Punkte erobert. Doch geht es Smith ohnehin um die langfristige Perspektive des Rennstalls, der im kommenden Jahr in seine dritte Formel-1-Saison starten wird. Eine realistische Einschätzung der Möglichkeiten ist Smith wichtig, einen entscheidenden Leistungssprung des T128 erwartet er dennoch - oder gerade deshalb.
Seit Mai ist der Brite, der am ersten Jordan mitarbeitete und zuletzt Technikchef bei Force India war, bei Lotus unter Vertrag. Seiner Auffassung nach genügend Zeit, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln: "Die Basis für die Weiterentwicklung des Autos wurde in den Monaten Juni und Juli gelegt. Außerdem arbeiten wir mit einem soliden Grundgerüst. Wir verfügen mit Motor, Hydraulik und Getriebe über feste, bekannte Bausteine. Worauf es jetzt ankommt, ist die Arbeit an Details."
Die scheinbare Stagnation über weite Strecken der laufenden Saison erklärt Smith mit einer Verzögerung bei den Resultaten neuer Entwicklungen, die erst nach und nach Früchte getragen hätten. Die ersten Neuerungen, beispielsweise ein auspuff-angeströmter Diffusor, der erstmals in Barcelona eingesetzt wurde, hätte nicht die Ergebnisse aus dem Windkanal auf der Strecke wiedergegeben.
In Singapur dagegen konnten die Erwartungen an die neuen aerodynamischen Bauteile erfüllt werden. Für Smith ist dies ein normaler Lernprozess, den ein kleineres Team mit begrenzten Möglichkeiten durchmachen muss. "Als kleines Team fehlen uns die präzisen Werkzeuge, wie sie andere, finanziell besser ausgestattete Teams haben. Das kostet mehr Zeit."
Caterham will mit etablierten Teams kämpfen
Mittlerweile sieht Smith das Team auf einer höheren Stufe angekommen, von welcher aus nun der Angriff auf direkte Konkurrenten wie Renault, Williams und Force India gestartet werden soll. "Natürlich will jeder irgendwann einmal Champion werden, aber man muss in kleinen Schritten denken."
"Nächste Saison wollen wir mit den Teams konkurrieren, die vor uns stehen, Teams wie Renault oder Williams, die über mehr Erfahrung und eine große Vergangenheit verfügen. Alles hinter den ersten großen vier oder fünf Teams, die einfach mehr investieren können, halte ich für realistisch."
Von großem Vorteil könnte dabei das neue Getriebe sein, das Smith ebenso wie den hinteren Aufprallschutz von seinem ehemaligen Arbeitgeber Red Bull eingeholt hat. Dieses erbringt Lotus den Vorteil, KERS einsetzen zu können, das Smith als einen strategisch zentralen Gewinn für die nächste Saison erachtet. Insofern rechnet sich der Technikdirektor, der eigens zur Weiterentwicklung des T128 in das Team unter Chefingenieur Mike Gascoyne integriert wurde, ein wesentlich schnelleres Auto aus, das der direkten Konkurrenz ebenbürtig sein wird.
Ob der T129 in der Lage sein wird, diese Leistungsstufe zu erreichen, steht natürlich gänzlich offen. Zwangsläufig ist Smith zu Optimismus angehalten, wenn es darum geht, seine eigene Arbeit zu bewerten. Doch stehen tatsächlich einige möglicherweise entscheidende Veränderungen im technischen Umfeld von Lotus an. In Kooperation mit Williams wird ein neuer Windkanal eingerichtet, der in Verbindung mit dem bisherigen Windkanal bei Aerolab für "doppelte Effizienz" sorgen soll, wie Smith selbst hervorhebt. "Der Windkanal wird der Schlüssel für ein schnelleres Auto sein."
Neuer Simulator und neues Personal
Hinzu kommt auch ein eigener Simulator, der ab Mitte der kommenden Saison verfügbar sein wird und im Hinblick auf 2013 einen weiteren Schritt nach vorne mit sich bringen soll. "Der Simulator wird im Juli oder August bereit stehen und uns entscheidend voranbringen. Bereits für die zweite Saisonhälfte rechne ich mit einigem Einfluss, aber für 2013 wird das unser nächster Meilenstein sein hinsichtlich Aerodynamik, mechanischer Abstimmung und direkterer Einbindung der Fahrer in die Entwicklung."
Bauteile also, die Entwicklungsrückstände schließen und langfristig durchaus für mehr Antrieb bei Lotus sorgen können. Daher fordert Smith Geduld mit dem Auto, welches das erste Produkt der Fabrik in Hingham ist. Zugleich gibt er sich aber sehr zuversichtlich, die gesteckten Ziele erreichen zu können. "Wir sind ein kleines Team, aber ich war nie zuvor so glücklich in meinem direkten Arbeitsumfeld. Wir haben Talent, und mit den richtigen Leuten wird sich der Erfolg automatisch einstellen. Davon bin ich überzeugt."
Zu diesen werden sich in der kommenden Saison dann noch zwei weitere wichtige Mitarbeiter hinzugesellen. Zum einen ab Juni 2012 John Iley, der ehemalige Arerodynamiker von McLaren und Ferrari, und zum anderen Steve Nielsen, ehemaliger Sportdirektor von Benetton und Renault.

