Treffen Briatore-Wolff: Ging es in Spielberg um Valtteri Bottas zu Alpine?
Sucht Flavio Briatore schon seinen nächsten Fahrer? Nach fünf Rennen mit Franco Colapinto könnte jetzt vielleicht Valtteri Bottas seine Chance bekommen ...
(Motorsport-Total.com) - Hinter den Kulissen der Formel-1-Saison 2025 zeichnet sich möglicherweise der nächste Fahrerwechsel ab. Nachdem Red Bull vor Suzuka Liam Lawson gegen Yuki Tsunoda ausgetauscht und bei Alpine ab Imola Franco Colapinto das Cockpit von Jack Doohan übernommen hat, könnte es jetzt den dritten fliegenden Wechsel geben. Mittendrin in den Gerüchten: Valtteri Bottas.

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Valtteri-Bottas-Fotomontage erstellt mit KI, Rohmaterial von circuitpics.de Zoom
Denn bei Alpine sind mit dem Grand Prix von Österreich jene fünf Rennwochenenden für Franco Colapinto verstrichen, die der Argentinier in der ursprünglichen Pressemitteilung des Teams zugestanden bekommen hatte. Und offenbar ist Teamchef Flavio Briatore mit Colapintos Leistungen nicht zufrieden.
Als Colapinto im Qualifying auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg als 14. ausschied, ärgerte sich Briatore im Nachhinein, das Auto sei "eindeutig gut genug für Q3" gewesen, "aber wir schaffen es nach wie vor nicht, beide Autos dort zu haben, wo sie sein sollten. Franco hat es zwar durch Q1 geschafft, war aber zu weit weg, um Q3 zu erreichen. Das müssen wir verbessern, wenn wir uns mit beiden Autos in eine wettbewerbsfähigere Position bringen wollen."
Nach dem Rennen am Sonntag, in dem Gasly 13. und Colapinto 15. wurde, mit zehn Sekunden zwischen den beiden Alpine-Piloten, legte Briatore in der offiziellen Pressemitteilung von Alpine nach: "Letztlich haben wir nach einem weiteren Rennen ohne Punkte Boden auf unsere direkten Rivalen in der Meisterschaft verloren, und ehrlich gesagt ist dieses Leistungsniveau zunehmend besorgniserregend."
Dass Briatore kein Doohan-Fan ist und eine Rückkehr des Australiers als unwahrscheinlich gilt, selbst wenn Colapinto rausfliegen sollte, ist ein offenes Geheimnis. Nur: Wer sollte Colapinto sonst nachfolgen? Der Name Mick Schumacher fiel in diesem Zusammenhang vor allem in deutschen Medien. Tatsächlich scheint es aber, im Falle eines weiteren Fahrerwechsels während der Saison, in eine ganz andere Richtung zu gehen.
Freitagabend in Spielberg: Treffen Briatore-Wolff
Denn am späten Freitagabend fand in der Mercedes-Hospitality in Spielberg ein ungefähr halbstündiges Meeting zwischen Mercedes-Teamchef Toto Wolff und Briatore statt. Gesprächsgegenstand: unbekannt. Doch im Paddock verbreiteten sich daraufhin Gerüchte, es könnte möglicherweise um die Verfügbarkeit von Mercedes-Testfahrer Bottas gegangen sein.
Wolff, angesprochen auf das Meeting, relativiert. Mit Briatore verbinde ihn eine "Kaffeehaus-Freundschaft", sodass kurze Treffen nichts Ungewöhnliches seien. Wenn der Mercedes-Teamchef zu Hause in Monaco ist, frühstücke er fast täglich in Briatores Patisserie Cova, um dort "einen Cappuccino und ein Croissant mit Creme" zu essen. "Und da sehe ich ihn halt immer."
Auf die Frage, worum es bei dem Spielberg-Meeting gegangen sei, meint Wolff nur, dass Briatore für Alpine bereits einen Mercedes-Motor habe, und da sei "alles geklärt". Auf die konkrete Nachfrage hin, ob er stattdessen vielleicht Bottas an Briatore vermittelt habe, winkt Wolff flapsig ab: "Gute Überlegung. Habe ich nicht gemacht."
Das muss nicht zwingend im Widerspruch zu den Gerüchten stehen. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei der Idee, Bottas demnächst Rennen für Alpine fahren zu lassen, vorerst noch um ein Denkmodell, das zwischen Alpine und Mercedes noch nicht ganz konkret besprochen wurde. Briatores Anfrage soll aber inzwischen bei Wolff platziert sein.
Mercedes äußert sich zu den Gerüchten nicht. In der Vergangenheit hatte das Team aber stets betont, dass man den hauseigenen Test- und Ersatzfahrern nicht im Weg stehen würde, sollte sich ihnen woanders die Chance bieten, wieder Formel-1-Rennen zu fahren. Und Alpine wird ab 2026 ohnehin Mercedes-Kundenteam sein.
Bottas wäre nicht der erste Fahrer aus dem Mercedes-Kader, der mit Hilfe von Wolff und seinem Management-Team an das französische Team vermittelt wird. Esteban Ocon fand für 2019 keinen Job und wurde dritter Fahrer bei Mercedes, ehe er für 2020 als Stammfahrer beim Renault-Werksteam landete. Mit tatkräftiger Unterstützung von Wolff und Mercedes.
Colapinto vs. Gasly: Was die Daten sagen
Dass für Briatore Handlungsbedarf besteht, steht außer Frage und wird auch durch Daten und Fakten untermauert. In den bisherigen Qualifyings war Colapinto durchschnittlich um 0,48 Sekunden langsamer als Gasly, in den Rennen um 0,29 Sekunden. Damit ist er ungefähr auf Doohan-Niveau, der im Qualifying durchschnittlich 0,45 und im Rennen durchschnittlich 0,35 Sekunden auf Gasly verloren hatte.
Um das in Relation zu setzen: Größer ist der Abstand zwischen Teamkollegen aktuell nur bei Red Bull Racing zwischen Max Verstappen und Yuki Tsunoda, und bei Aston Martin zwischen Fernando Alonso und Lance Stroll. Wobei Stroll, zu seiner Ehrenrettung, nur im Qualifying deutlich gegenüber Alonso abfällt. Im Durchschnitt der Rennpace ist er bis auf 0,26 Sekunden am Spanier dran.
Ob und wann Bottas wirklich zu Alpine wechseln wird, das steht derzeit noch in den (Mercedes-)Sternen. Doch wer Briatore kennt, weiß, dass solche Dinge unter Umständen auch ganz schnell gehen können. Ein Wechsel schon vor dem nächsten Rennen in Silverstone erscheint ambitioniert, weil für Bottas noch ein Sitz angefertigt und andere Anpassungen vorgenommen werden müssten. Doch nach dem Grand Prix von Ungarn am 3. August ist erstmal vier Wochen lang Sommerpause ... (Zum Formel-1-Kalender 2025)


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