"Sein Teamkollege ist schwach": Hat Piastri Norris längst voll im Griff?

Während Oscar Piastri derzeit von Sieg zu Sieg eilt, gibt es an Lando Norris Kritik von einigen Ex-Fahrern: Vor allem Alan Jones sieht den Weg für Piastri schon geebnet

(Motorsport-Total.com) - Ist Oscar Piastri im WM-Kampf die größere Waffe von McLaren? "Ja", sagt Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko auf die Frage, ob er Piastri für den gefährlicheren Gegner für Max Verstappen hält. Kein Wunder: Der Australier hat vier der ersten sechs Grands Prix gewonnen und seinen Teamkollegen ganz klar in den Schatten gestellt.

Titel-Bild zur News: Lando Norris, Oscar Piastri

Vor der Saison lag der Fokus eher auf Lando Norris Zoom

Vor der Saison galt eigentlich Lando Norris als Favorit auf die interne Führung bei McLaren. So war es auch in der Saison 2024, in der Piastri irgendwann auch zugunsten des Briten fahren musste. Norris kam mit einem Sieg beim Saisonauftakt in Australien auch bestmöglich in das neue Formel-1-Jahr, doch schnell übernahm Piastri das Ruder.

Während Norris vor allem in den Qualifyings patzte, leistete sich Piastri nach seinem Ausritt beim Heimspiel in Melbourne kaum Fehler. Alle weiteren Sprints und Rennen beendete er auf dem Podium und holte zuletzt in Miami bereits den dritten Sieg in Folge.

Der Lohn ist aktuell die WM-Führung, und geht es nach seinem Landsmann Alan Jones, dann wird der McLaren-Pilot irgendwann sowieso an der Spitze stehen: "Er ist ohne Zweifel ein zukünftiger Weltmeister", sagt Jones in der Sendung "The Back Page" auf Fox Sports. "Er kam quasi aus dem Nichts und bringt alle Eigenschaften mit, die man als Weltmeister braucht."

Alan Jones: Norris mental schwach

Sollte Piastri Weltmeister werden, dann wäre er der erste Australier seit eben Jones, der 1980 für Williams die Krone holte. Behält McLaren seine Form bei, dann müsste er dafür wohl nur Teamkollege Norris besiegen - und das hält Jones für sehr wahrscheinlich.

"Er kann es dieses Jahr schaffen, keine Frage. Am Ende des Tages ist sein Teamkollege schwach", urteilt er. "Sein Teamkollege ist ziemlich schnell, daran besteht kein Zweifel. Aber mental halte ich ihn für ziemlich schwach. Er kommt mit all diesem Unsinn, dass er irgendwelche mentalen Probleme hat, er hängt sich mehr an den negativen Dingen auf, statt das Positive zu sehen."


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"Wenn sie anfangen, solchen Unsinn zu reden, weißt du, dass du sie hast."

Es sind scharfe Aussagen des Ex-Weltmeisters, der gleichzeitig die ruhige und überlegte Art von Piastri lobt und meint, dass dieser "einen alten Kopf auf jungen Schultern" besitzt.

Brown: Jeder verarbeitet es auf seine Weise

Aber es sind auch Aussagen, die auch McLaren-Geschäftsführer Zak Brown mitbekommen hat. "Zunächst einmal: Ich bin ein großer Alan-Jones-Fan", betont Brown, der auch dessen WM-Auto von 1980 besitzt. "Ich möchte seinen Wert nicht schmälern ...", beginnt er, macht aber auch klar, dass er anderer Meinung ist.


Ist Piastri jetzt WM-Favorit, Hans-Joachim Stuck?

"Strietzel" Stuck ist immer für einen flotten Spruch gut: Oscar Piastri, McLarens Bahrain-Sieger 2025, sei "eine coole Sau", sagt er. Weitere Formel-1-Videos

Vor allem sieht er die Schwäche bei Norris nicht: "Lando ist immer sehr offen in seinen Aussagen. Manche Sportler sprechen sehr viel über das, was sie tun, andere überhaupt nicht - jeder verarbeitet es auf seine eigene Weise", sagt er.

"Ich stimme den Kommentaren also nicht zu, aber ich verstehe, warum er sie geäußert hat. Und er war eben ein harter Hund - wahrscheinlich jemand, der mit sowas ganz anders umgehen würde. Letztlich ist es einfach eine individuelle Sichtweise", so der McLaren-Boss.

Ralf Schumacher: Lando wird das nicht lernen

Allerdings ist Jones nicht der einzige, der diese Sichtweise besitzt. Auch Ex-Pilot Ralf Schumacher ist von Norris in dieser Saison bislang nicht angetan und sieht noch eine weitere große Schwäche des Briten: "Ihm fehlt das kleine Einmaleins des Überholens."


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In den vergangenen Monaten steckte er immer wieder gegen vor allem Max Verstappen zurück und ließ sich auch in Miami wieder von diesem in eine ungünstige Position bringen.

"Es gibt für sowas keine Ausreden", sagt Schumacher gegenüber Sky. "Es gibt einfach Fahrer, die haben ein mega Auge dafür. Das ist zum Beispiel Max [Verstappen], das ist eigentlich auch zum Beispiel Piastri oder [Oliver] Bearman. Und Lando fehlt das einfach", kritisiert er. "Und das wird er auch nicht lernen."

Kommt es dank Norris' Übereifer irgendwann zum Crash?

"Das heißt, für ihn geht es nur über Dominanz", glaubt der Deutsche. Norris muss vorne wegfahren und darf keine Fehler machen. Liegt er aber zurück, dann wird es für ihn schwierig. "Und so wird er auch nicht Weltmeister", lautet Schumachers Urteil.


Er glaubt, Piastri fühlt sich teamintern schon überlegen, während sich Norris schnellstens etwas einfallen lassen muss, um nicht irgendwann die zweite Geige in der WM spielen zu müssen. "Das heißt, er wird jetzt sein Risiko erhöhen und ich glaube, er hat es auch leid und satt, von allen als der Schwache bezeichnet zu werden."

"Ich glaube, er will jetzt mehr Härte zeigen", so Schumacher, der beim Briten aber nicht das Gefühl von Piastri sieht, der hart fahren könne, ohne dass es zur Kollision der beiden kommt. "Ich könnte mir vorstellen, dass Lando die Situation dann manchmal falsch einschätzen wird. Und dann, glaube ich, kommt es zum Kontakt."