Österreich-Grand-Prix: "Wunder" und Risiko zugleich
Kaum einer hatte damit gerechnet, dass es zu einer so schnellen Einigung kommt, doch nimmt man ein großes Risiko in Kauf
(Motorsport-Total.com) - Monatelang kämpfte man in der Steiermark um das Formel-1-Rennen auf dem A1-Ring, dessen Vertrag Ende der Saison 2002 auszulaufen drohte. Nun konnte mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ein Vertrag bis in die Saison 2006 unterschrieben werden. Die Einigung kam "schneller und besser als alle selbst in der Vorweihnachtszeit erwarten konnten", wie Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (ÖVP) sich gegenüber dem 'ORF' zufrieden äußerte.

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Das Formel-1-Rennen in Österreich findet in einer einmaligen Landschaft statt
Laut Vizekanzlerin Riess-Passer gestalteten sich die Verhandlungen "intensiv und schwierig". Für Sport-Landesrat Gerhard Hirschmann ist es toll, dass man zu einer Lösung kam: "Es klingt fast wie ein kleines Wunder. Es war zuletzt nicht mehr ganz zu erwarten, aber es ist wahr: Wir haben jetzt eine sehr faire Lösung für beide Seiten gefunden. Von Seiten der Formel 1 wird wie von jeder Rennstrecke ein Startgeld verlangt. Wir sind jetzt selbst Veranstalter, das heißt, das Rennen wird nicht mehr von Genf aus veranstaltet, sondern von der Steiermark. Wir müssen jetzt schauen, durch entsprechende Zuschauerzahlen die Kosten abdecken zu können. Und wenn zum Schluss zwei Gewinner vom Tisch gehen, weiß man immer, dass das gute Verhandlungen waren."
Am "Wunder" war auch Jaguar-Teamchef Niki Lauda beteiligt, der im Hintergrund klammheimlich die Fäden für erfolgreiche Verhandlungen gezogen hatte: "Zu Bernie Ecclestone, der für die ganze Geschichte verantwortlich ist, habe ich einen sehr guten Draht, besonders seit ich in London lebe", so der Österreicher gegenüber dem 'ORF'. "Den Bernie muss man im richtigen Moment erwischen - das ist der springende Punkt. Er hat sehr viel zu tun und setzt daher seine Prioritäten ganz genau."
Bisher kauften sich in jedem Jahr rund 85.000 Zuschauer ein Ticket für das Rennen, es müssen aber zwischen 100.000 und 120.000 sein, damit die Steiermark als Veranstalter kostendeckend arbeiten kann. Rund 10 Millionen Dollar muss das Land an Formel-1-Boss Bernie Ecclestone überweisen, um das Rennen austragen zu dürfen. Nach dem Absprung des Veranstalters 'Allsport' ist das Risiko in den kommenden Jahren noch größer, dass das Land für das Formel-1-Rennen kräftig draufzahlen muss.
Denn nicht umsonst hatte der bisherige Veranstalter und dessen Chef Paddy McNally vom Land einen größeren Kostenbeitrag gefordert. 'Allsport' musste im Jahr rund vier Millionen Dollar draufzahlen. Nicht zuletzt deshalb wird sich das Land Steiermark im Vertrag eine Ausstiegsklausel verankern lassen, was aber die Sicherheit des Grand Prixs wieder in Frage stellt. Wenn selbst zur Zeiten des Booms nicht alle Tickets verkauft werden, wie sind dann erst die Verkaufszahlen, wenn die Rezession ihre Wirkung zeigt?
Niki Lauda schätzt das Risiko dennoch als relativ gering ein: "Die Rechnung ist relativ einfach. Wenn gleich viele Zuschauer kommen wie letztes Jahr, geht sich die Rechnung aus. Es ist kein riesiges Risiko dabei, ich denke, dass der Grand Prix profitabel über die Bühne gehen wird." Laut Niki Lauda war die Tatsache, dass das Land sein eigenes Rennen veranstaltet, für Ecclestone Grund genug, einen langfristigen Vertrag zuzugestehen.
Dass der Österreich-Grand-Prix auch in Zukunft seine Attraktivität ausspielen kann, daran glaubt der dreifache Formel-1-Weltmeister: "Der Österreich-Grand-Prix ist einfach anders als alle anderen Rennen im Kalender. Wir haben einen Sympathiebonus. Nach Österreich kommen alle gerne, für die ganzen Teams ist das Rennen in Österreich etwas Positives. Man sieht die Kühe auf der Wiese und wohnt wenn man will in einem Gasthaus. Es gibt keinen anderen Grand Prix, der einem diese Gemütlichkeit in ähnlicher Form bietet."

