Mosley: "Seit Jahren wird das Benzin abgepumpt"
Der FIA-Präsident kann die Argumentation des BAR-Honda-Teams bezüglich der Gewichtsregelung nicht nachvollziehen
(Motorsport-Total.com) - Mit der BAR-Honda-Affäre hat die Formel 1 einen neuerlichen Skandal und wohl den schwerwiegendsten seit vielen Jahren. Auch wenn es immer wieder zu Streitigkeiten oder Unklarheiten kam, eine Bestrafung, wie sie BAR-Honda nun mit der Rennsperre erhalten hat, wurde lange Zeit nicht ausgesprochen. Für FIA-Präsident Max Mosley ist das Strafmaß in Ordnung, denn der Fall unterscheide sich von vielen anderen der vergangenen Jahre.

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FIA-Präsident Max Mosley mit den erfreulichen Seiten im Formel-1-Zirkus
So zum Beispiel die Benetton-Affäre 1994. Damals wurde dem Team nachgewiesen, dass die Bordsoftware noch den Teil der Startautomatik enthielt, die in jenem Jahr jedoch verboten war. Auf eine Bestrafung wurde verzichtet. "Wir waren nicht der Position, zu beweisen, dass sie sie auch verwendet haben", erklärte er. Bei BAR ginge es nicht um ein mögliches Vergehen, sondern um eine Tatsache, denn das Auto war ohne Benzin zu leicht. "Da können sie nicht flüchten, wir hatten sie - das ist der Unterschied."#w1#
Zudem zeigte er sich überrascht, wie BAR-Honda die Gewichtsregeln in der Formel 1 auslegte. Ein Auto darf im Rennen nie weniger als 600 Kilogramm wiegen. "Es gibt zwei Arten, wie man das überprüfen kann. Entweder wir pumpen das Benzin heraus und wiegen. Sind es mehr als 600 Kilogramm, kann das Auto im Rennen nicht darunter gelegen haben. Oder wir halten das Auto direkt vor dem Boxenstopp an und wiegen es. Wir könnten das, aber es würde das Rennen zerstören."
"Wenn sie vom Mars kommen würden ..."
"Schon seit Jahren wird das Benzin abgepumpt, da gab es nie Zweifel. Wenn BAR-Honda welche hatte, warum haben sie sich nicht 2004 darüber gewundert, da wurde auch ihre Autos vier Mal abgepumpt", so Mosley. "Wenn sie vom Mars kommen würden, die mit einem anderen Team geredet hätten und nur Angestellte hätten, die nie für andere Teams gearbeitet haben, dann ist es möglich."
Das BAR-Honda-Team argumentierte, dass sechs Liter Benzinlast immer notwendig seien, damit das Kraftstoffsystem funktioniert. "Das kann man glauben oder nicht", so Mosley. "Es ist schwer vorstellbar, dass die gesamten Ressourcen eines Top-Teams in der Formel 1 nicht ausreichen, um die restlichen Liter aus dem Tank zu bekommen."
Viele überraschte das Urteil dennoch, denn dem Team war nur nachgewiesen worden, dass sie in Imola untergewichtig unterwegs waren - eine Absicht konnte das Berufungsgericht nicht nachweisen. Dennoch wurden sie nicht einfach aus der Wertung genommen, sondern erhielten zusätzlich eine Sperre für zwei Rennen. Doch Mosley sieht den Fall etwas komplexer.
BAR-Honda agierte "unehrlich"
"Es gibt einen großen Unterschied zwischen einer nachlässigen Regelüberschreitung, wie das zu hohe Anbringen von Flügeln, der falsche Winkel bei den Ferrari Barge-Boards oder den Bremsenkühlungen des BMW WilliamsF1 Teams in Kanada im vergangenen Jahr. Ich denke nicht, dass so etwas absichtlich passiert. Aber nun liegt etwas Unehrliches vor, was etwas Absicht mit hineinbringt. Hätte das Gericht entschieden, dass es Betrug war, dann wäre die Saison für BAR-Honda beendet. So weit wollte das Gericht aber nicht gehen."
Aber warum wurde auch Takuma Sato in Imola aus der Wertung genommen? "Während der Verhandlung wurde das Team gefragt, ob beide Autos gleich waren und das haben sie bejaht. Auf dieser Basis entsprach auch Satos Auto nicht den Regeln, aus den gleichen Gründen wie bei Button", so Mosley. "Außerdem wurde das Team bestraft, Sato und Button treten hier also auch ohne eigene Schuld nicht an."
Eine unterstellte Illegalität des Tanks gäbe es jedoch nicht, zumal auch andere Rennställe ganz ähnliche Systeme einsetzen. "Üblich ist, dass uns Zeichnungen vom System übersandt werden und es gibt Teams, die ähnliche Systeme einsetzen. Das ist ja auch nicht illegal. Illegal ist, wenn man nicht jegliches Benzin abpumpt, wenn man dazu aufgefordert wird."

