Die erfolgreiche Motorsport-Karriere von Jochen Mass im Rückspiegel: Rennsieger in der Formel 1, Gewinner in Le Mans, Mentor für Schumacher und Frentzen
Hans Joachim Richard "Jochen" Mass ist in den 1970er-Jahren ein aufstrebendes Talent im deutschen Motorsport.
Mass macht sich rasch einen Namen, als er (unter anderem) 1971 auf Ford Capri die deutsche Rundstrecken-Meisterschaft gewinnt. 1972 zieht es ihn in die Formel 2, die er 1973 auf EM-Platz zwei beendet. Damit löst Mass das Ticket für die Formel 1, aber ...
... eine Zielankunft ist ihm beim Debüt für Surtees in Silverstone 1973 nicht vergönnt: Ein Startcrash nimmt Mass früh aus dem Rennen. Seinen zweiten Grand Prix auf dem Nürburgring aber beendet Mass gleich als Siebter.
1974 steht Mass im Rennstall von John Surtees von seiner ersten kompletten Formel-1-Saison. Das Jahr steht unter keinem guten Stern: Das Team ist unterfinanziert, das Material schlecht. Nach einem Aufhängungsbruch in Monaco ...
... überwerfen sich Teamchef Surtees (links) und Mass. Die Stimmung kippt: Wenige Rennen später einigt man sich auf die vorzeitige Vertragsauflösung. Mass wechselt noch 1974 zu McLaren und ...
... erzielt 1975 beim Brasilien-Grand-Prix als Dritter sein erstes Punkte- und Podestergebnis in der Formel 1 - hinter Carlos Pace im Brabham und McLaren-Teamkollege Emerson Fittipaldi.
Ebenfalls 1975 schafft Mass seinen größten Erfolg in der Formel 1: Er gewinnt das Abbruchrennen in Montjuic in Spanien, weil er im entscheidenden Moment an Jacky Ickx vorbeigegangen ist. Es bleibt sein einziger Grand-Prix-Sieg.
Mass fährt für McLaren regelmäßig unter die Top 3 und zählt auch 1976 zu den Spitzenfahrern. Am Nürburgring hat er den richtigen Riecher und wählt als einziger Trockenreifen gleich beim Start. Das bringt ihm die Führung ein, doch der Feuerunfall von Niki Lauda ändert alles. Denn nach dem Re-Start ...
... ist Mass' Vorsprung futsch und er belegt am Ende nur Platz drei hinter McLaren-Teamkollege James Hunt und Jody Scheckter im Tyrrell.
Besser läuft es für Porsche auf der Langstrecke: Gemeinsam mit Teamkollege Ickx siegt Mass bei acht von 14 Läufen zur Sportwagen-WM und wird so zum erfolgreichsten Fahrer des Jahres.
1977 erzielt Mass - ebenfalls für McLaren - beim Kanada-Grand-Prix in Mosport seinen achten Podestplatz in der Formel 1. Es sollte sein letztes Top-3-Ergebnis bleiben.
Seine einzige Saison für das deutsche ATS-Team endet 1978 punktelos. Bestleistung ist Platz sieben in Brasilien, für den es damals aber keine WM-Zähler gibt. Gleich dreimal schafft Mass im HS1 nicht die Qualifikation zum Rennen. Ein Unfall bei Testfahrten lässt ihn außerdem drei Grands Prix verpassen.
Ab 1979 ist Mass im goldenen Arrows wieder ein Punktekandidat in der Formel 1. Ein Bremsversagen verhindert einen Podestplatz in Monaco, ein Jahr später fährt Mass dort auf Platz vier - sein bestes Ergebnis nach McLaren.
Nach einem Unfall beim Österreich-Grand-Prix ist Mass in Zandvoort nicht am Start und schafft in den restlichen Rennen nur noch einen elften Platz in Kanada. Danach endet seine Formel-1-Karriere vorläufig: 1981 bestreitet Mass keine Grands Prix, aber ...
... 1982 ist er wieder da: Für RAM geht er in einem March an den Start und schafft als persönliche Bestleistung einen siebten Platz, für den es keine Punkte gibt.
Der traurige Höhepunkt seiner letzten Formel-1-Saison ist der Unfall mit Ferrari-Fahrer Gilles Villeneuve im Qualifying in Zolder, ausgelöst durch ein Missverständnis. Villeneuve überlebt den furchtbaren Unfall nicht. Mass macht zunächst weiter, hört aber nach einem wilden Crash mit Mauro Baldi in Frankreich auf mit der Formel 1.
Im Sportwagen zählt Mass seit jeher zu den Besten und hat parallel zur Formel 1 etliche Rennen gewonnen. Daran knüpft er nach seiner Grand-Prix-Zeit an - wie hier beim 1.000-Kilometer-Rennen in Spa, das er 1982 mit Ex-Rivale Ickx für Porsche gewinnt. 1984 wird er Gesamtzweiter in der Sportwagen-WM.
1989 siegt Mass gemeinsam mit Manuel Reuter und Stanley Dickens für Mercedes beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans und belegt erneut Platz zwei in der Sportwagen-WM.
Bei Mercedes ist Mass im C11-Prototypen nicht nur Fahrer, sondern auch Mentor für eine neue Generation: Er soll helfen, die jungen Männer im Mercedes-Juniorteam noch besser zu machen.
Einer dieser Männer ist Michael Schumacher. Der spätere siebenmalige Formel-1-Weltmeister fährt 1990 an der Seite von Mass im Mercedes-Sportwagen. Das Duo fährt bei allen drei Rennteilnahmen aufs Podium und gewinnt das Finalrennen in Mexiko.
Die Wege von Schumacher und Mass kreuzen sich noch häufig: Ab 1993 und bis 1997 kommentiert Mass als Experte die Formel-1-Rennen für RTL, ehe mit Christian Danner der nächste frühere Grand-Prix-Fahrer übernimmt.
Dem Motorsport bleibt Mass auch über seine aktive Zeit hinaus verbunden: Für Mercedes und Porsche bewegt er historische Rennfahrzeuge. 2007 gibt Mass als Moderator der "Außenwette" bei "Wetten dass" ein Comeback im Fernsehen.
Mit seiner Frau lebt Mass in Frankreich, als er im Frühjahr 2025 einen Schlaganfall erleidet. Wenige Wochen später stirbt Mass im Alter von 78 Jahren.
Die erfolgreiche Motorsport-Karriere von Jochen Mass im Rückspiegel: Rennsieger in der Formel 1, Gewinner in Le Mans, Mentor für Schumacher und Frentzen