Mosley droht den Michelin-Teams mit harten Strafen
FIA-Präsident Max Mosley will Punkteabzüge und Sperren für einige der Michelin-Teams nicht ausschließen - Kritik an den Teamchefs
(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Mittwoch findet in Paris die wahrscheinlich wichtigste Sitzung des World Councils der FIA der vergangenen Jahre statt: Die Teams - allen voran Paul Stoddart (Minardi-Cosworth) - haben bereits angekündigt, dass es zu einem weiteren Boykott kommen könnte, falls die Strafen zu hart ausfallen sollten, während umgekehrt FIA-Präsident Max Mosley eine klare Machtdemonstration setzen möchte, um seine in Frage gestellte Autorität einmal mehr unter Beweis zu stellen.

© Minardi
Mit Paul Stoddart kann FIA-Präsident Max Mosley (links) nichts mehr anfangen...
Prinzipiell kann sich Mosley recht drakonische Strafen für BAR-Honda, Renault, das BMW WilliamsF1 Team, McLaren-Mercedes, Sauber-Petronas, Red-Bull-Cosworth und Toyota vorstellen: "Ich würde die eine oder andere Sperre nicht ausschließen", kündigte er dem 'Guardian' gegenüber an. "Wenn sich herausstellen sollte, dass die Schuld eines gewissen Teams ein bestimmtes Maß erreicht, dann wäre das auch gerechtfertigt."#w1#
Sperre für mehrere Teams ist unwahrscheinlich
Von einem Punkteabzug über eine Geldstrafe bis hin zu einer Verwarnung sei alles möglich, betonte der 65-Jährige, wobei er anklingen ließ, dass er selbst gerne ein hartes Durchgreifen sehen möchte. Allerdings hat nicht Mosley das letzte Wort, sondern das World Council und dessen Stimmberechtigte: "Selbst wenn ich eine Sperre wollte, ist es unwahrscheinlich, dass die anderen 20 Mitglieder des Rats dem zustimmen würden", gab er zu.
Was die Diskussionen infolge des Skandalrennens von Indianapolis angeht, vermittelte Mosley einen eher gelassenen Eindruck: "Als Ayrton (Senna; Anm. d. Red.) verunglückt ist, war es viel schlimmer", erinnerte er sich zurück an seine Anfänge als FIA-Präsident in den frühen 90ern. Damals war er die treibende Kraft hinter dem Vorantreiben der Sicherheit in der Formel 1, ordnete eine Reduzierung des Motorenhubraums von 3,5 auf 3,0 Liter an und ließ diverse Notschikanen installieren - beispielsweise in Barcelona, Montréal und Spa-Francorchamps.
Doch warum sperrte er sich in den USA so gegen eine Schikane, mit der die Michelin-Teams bekanntlich am Rennen teilgenommen hätten? "Die Teams haben sich aufgeführt wie Hühner ohne Kopf", winkte Mosley ab. "Bernie (Ecclestone; Anm. d. Red.) hätte der Schikane vielleicht zugestimmt, denn sein Job ist das Business, aber ich muss den Sport fair regulieren und darf niemanden einem Risiko aussetzen. Bernie hat kapiert, dass ich gar nicht nachgeben konnte."
Mosley ungerührt: "Stoddart ist ein trauriger Fall"
Dennoch steht der FIA-Präsident seither unter schwerem Beschuss durch die sieben Michelin-Teams und Minardi-Cosworth; sogar sein Rücktritt wird gefordert. Doch während Mosley das "nicht persönlich" auffasst und unterstreicht, dass er sich mit Zeitgenossen wie Frank Williams oder Ron Dennis eigentlich recht gut versteht, kann er über seinen schärfsten Widersprecher, Paul Stoddart, nur lachen: "Stoddart ist ein trauriger Fall", meinte er achselzuckend.
Außerdem verglich er die Frontenbildung mit einigen Krisenregionen: "Man könnte meinen, die Situation ist wie am Balkan, in Nordirland oder in Palästina. Jede Seite glaubt, dass sie absolut Recht hat, und jede Seite hat ein paar liebenswürdige Vertreter. Das ist schwierig zu lösen", sagte er. Aber: "Bei uns ist es eigentlich überhaupt nicht so. Hier geht es um Sport, nicht um Politik - und im Sport muss man einfach die Regeln befolgen."
Abschließend nagelte 'Guardian'-Interviewer Donald McRae Mosley auf die Frage fest, ob denn nur die Teams alleine schuldig seien und er selbst überhaupt nicht. Nach einigem Zögern ließ sich der Brite zu folgender Antwort verleiten: "Wenn die Frage so gestellt wird und ich dann darauf etwas sage, mag das unangemessen rüberkommen. Aber im Prinzip stimmt es, ich kann diesem Gedanken nicht entfliehen", so Mosley abschließend.

