• 22.09.2005 19:52

Montoya: "Es war meine Entscheidung, Kimi zu helfen"

Der McLaren-Mercedes-Pilot über die WM-Situation, die Probleme mit den Nachzüglern und seine Hilfe für den Teamkollegen Kimi Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Die Punktestände in der Fahrerweltmeisterschaft sind recht klar, in der Konstrukteurswertung jedoch ist der Rückstand von McLaren-Mercedes gering. Was sind eure Prioritäten in den kommenden Rennen?"
Juan-Pablo Montoya: "Nun, zunächst müssen wir sehen, was hier zwischen Fernando (Alonso) und Kimi (Räikkönen) passieren wird. Im Moment genießt die Herstellerwertung die oberste Priorität, wahrscheinlich ist das die einzig realistische Chance."

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya hadert ein wenig mit seiner momentanen Situation

Frage: "Aber achtest du auch auf deine eigenen Ergebnisse?"
Montoya: "Ja, man muss auch auf die eigenen Resultate sehen, aber in den letzten paar Rennen fuhr ich für das Team. Das wird hier wohl nicht anders sein."#w1#

Frage: "Mit Antonio Pizzonia kollidiertest du in Belgien, nun sitzt ihr hier friedlich nebeneinander. Gibt es kein böses Blut zwischen euch?"
Montoya: "Nein, Antonio war auf Trockenreifen unterwegs und er dachte, dass er später bremsen könne. Ich denke, er geriet in eine Pfütze und fuhr dann in mich hinein. Ich habe mir die Aufzeichnung angesehen. Er hat einen Fehler gemacht, für das Team ist das natürlich nicht toll, aber man kann es nicht ändern. Ich habe ja auch nichts davon. Ich war überrascht, dass in Belgien Michael (Schumacher) zu Takuma (Sato) ging und ihm sein Helmvisier schloss. Ich war überrascht, dass er damit durchkam. Wenn ich das getan hätte, dann wäre ich womöglich für den Rest der Saison gesperrt worden."

Frage: "Und was war mit Tiago Monteiro in der Türkei?"
Montoya: "Ich setzte mich vor ihn und bremste ein wenig früher, worauf er mir in das Heck fuhr. Er hätte sich etwas zurückfallen lassen müssen, denn er ist der Nachzügler. Er hat das nicht getan und dann ist es eben passiert."

Nachzügler müssen "auf die schnelleren Autos achten"

Frage: "Denkt man als Fahrer über diese Zwischenfälle nach und ist dann besonders vorsichtig?"
Montoya: "Darüber denkt man nicht nach. Wenn man einen Nachzügler überholt, dann muss derjenige wachsam genug sein, den Weg freizumachen. Antonio wiederum wollte sich zurückrunden."

Frage: "In den letzten Rennen sind die Punkte besonders wichtig, denkt man als Fahrer dann nicht daran, dass man unbedingt Abstand halten muss?"
Montoya: "Was soll man denn machen, wenn man zweimal von hinten abgeschossen wird? Es ist ja nicht so, dass ich sie einbremste. Ich mache meine Sache und von hinten werde ich getroffen. Wenn sie mir in die Seite fahren würden, dann könnte man sagen: 'Oh, er hätte ihn sehen sollen', aber das ist ja nicht der Fall."

Frage: "Gerade in der Türkei blieb Monteiro auf seine Linie und du hast dich dann davor gesetzt. Sollte es nicht so laufen, dass der Nachzügler nicht die Ideallinie verlässt? Gibt es da Richtlinien?"
Montoya: "Das ist sehr einfach. Eine Sache ist, die Ideallinie nicht zu verlassen, die andere ist, sich zurückfallen zu lassen. Es ist egal, ob man auf der Ideallinie bleibt oder nicht. Wenn man aber auf der Ideallinie bleibt, dann muss man zurückstecken, damit das andere Auto vorbeikommt. Die Nachzügler, speziell Tiago, hatten in diesem Jahr einige Probleme. Er hat das auch mit Trulli gemacht. Aber das ist egal, es liegt in der Vergangenheit. Aber wenn man überrundet wird - mich traf das ja auch schon -, dann muss man zurückstecken und auf die schnelleren Autos achten."

Frage: "Im vergangenen Jahr hast du hier in Brasilien gewonnen. Wie gehst du das Rennen in diesem Jahr an? Immerhin könntest du dich in diesem Jahr den Teaminteressen unterordnen."
Montoya: "Ich habe hier nicht die beste Ausgangslage im Qualifying, das macht es etwas schwerer. Aber ich bin realistisch. Wenn Fernando auf Rang drei liegt, dann sollte ich das Rennen gewinnen dürfen. Wenn sich etwas ändert, dann könnte ich Kimi wieder helfen. Es war meine Entscheidung, in den vergangenen Rennen Kimi zu helfen, und hier wird es wieder auf diese Weise laufen. Es geht nicht um Stallregie, denn das ist nicht erlaubt. Aber man muss ein Teamspieler sein, und das habe ich in den vergangenen Rennen gemacht. Aber wenn ich gewinnen kann und Fernando auf Rang drei liegt, dann könnte ich auch gewinnen."

"In den vergangenen Rennen war ich so stark wie Kimi, wenn nicht gar stärker." Juan-Pablo Montoya

Frage: "Du hast dein erstes Jahr bei McLaren fast hinter dir. Kimi Räikkönen kam bisher aber besser zurecht. Fühlst du dich im Team und im Auto schon wirklich wohl?"
Montoya: "Ja. Aber es ist schade, dass es genau dann bei mir gut läuft, wenn ich anfangen muss, Kimi zu helfen. Aber ich habe mich auch in diese Position gebracht. Ich habe mir zu Beginn des Jahres die Schulter gebrochen, und das Auto passte nicht recht zu meinem Fahrstil. Wir haben das Auto im Laufe des Jahres stark verändert und in den vergangenen Rennen war ich so stark wie Kimi, wenn nicht gar stärker. Es ist schade, dass ich nun Kimi helfe, aber man muss das tun."

Frage: "Du bist vom BMW WilliamsF1 Team zu McLaren-Mercedes gekommen - also zwei britische Teams mit deutschen Motorenherstellern. Aber während es beim BMW WilliamsF1 Team nicht gut lief, scheint bei McLaren alles besser zu sein. Warum dieser Unterschied? Was fehlt dem BMW WilliamsF1 Team?"
Montoya: "Das ist schwierig zu sagen, es gibt zu viele Puzzleteile. Wenn man sich das Vorjahr anschaut, dann war BMW nicht stark, aber 2003 und davor waren wir hinter Ferrari die Zweiten. Ferrari trennte Welten vom Rest, ihre Reifen waren unseren überlegen - heute ist es umgedreht. Was BMW angeht, so funktioniert das Paket mit WilliamsF1 einfach nicht. Vielleicht war schon zuvor klar, dass man getrennte Wege gehen würde. Unser Auto ist aber gut. Wir hatten einige Zuverlässigkeitsprobleme, sogar ziemlich dumme Dinge. Es waren Teile, die schon lange am Auto sind und nie kaputt gingen."