• 26.06.2003 13:52

Mercedes-Vorfreude auf das Heimspiel

Vor dem Nürburgring-Rennen: Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug zieht "ordentliche Bilanz" - Warten auf den neuen "Silberpfeil"

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Wartezeit auf den neuen Silberpfeil vertrieben sich Kimi Räikkönen und David Coulthard mit einem Besuch beim Urahn. Vor dem Mercedes-Heimspiel am Sonntag auf dem Nürburgring sahen sich die beiden McLaren-Mercedes-Piloten im Museum den Mercedes W25 an, der 1934 mit dem Sieg beim Eifelrennen den Mythos der Silberpfeile begründet hatte, weil ihm aus Gewichtsgründen in der Nacht vor dem Start der Lack abgekratzt worden war. Am Sonntag wollen die Stuttgarter mit dem MP4-17 an diese Erfolge anknüpfen, für die Premiere des neuen MP4-18 wird weiter das Rennen in Silverstone am 20. Juli angepeilt.

Titel-Bild zur News: Mercedes-Motorsportdirektor Norbert Haug

Mercedes-Motorsportdirektor Norbert Haug lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

"Wir werden in der Woche nach dem Rennen in Magny-Cours noch einmal in Barcelona testen, dann sehen wir, wo wir stehen", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug dem Sport-Informations-Dienst (sid): "Der Speed ist gut, es gibt Steigerungen in allen Bereichen." Von Rückschlägen bei den ersten Testfahrten lässt sich Haug nicht aus der Ruhe bringen. Räikkönen und Testpilot Alexander Wurz hatten jeweils einen schweren Unfall, zudem bestand das Chassis des neuen Autos am Freitag voriger Woche einen seitlichen Crashtest nicht.

"Das ist anderen Teams auch schon passiert und wird auch weiter passieren. Wir wissen, was wir verbessern müssen. Diese Autos sind immer am Limit gebaut", sagte Haug, der keinen Zweifel daran hat, dass der vorgeschriebene Seitenaufprall-Test erfolgreich nachgeholt wird: "In der Praxis hatten wir schon zwei unfreiwillige Crash-Tests, auf die wir gerne verzichtet hätten. Aber die haben gezeigt, dass unser Auto sicher ist."

Das sieht auch Kimi Räikkönen so, der wie Wurz den Hochgeschwindigkeits-Unfall mit leichten Prellungen überstand. "Ich bin überzeugt, dass das neue Auto genau so sicher ist wie alle anderen McLaren-Mercedes, mit denen ich bislang gefahren bin", meinte Räikkönen, der nach Platz 6 beim verkorksten Kanada-Grand-Prix als WM-Zweiter vor dem 9. von 16 Läufen 3 Punkte Rückstand auf Weltmeister Michael Schumacher (51:54) hat.

Den extrem späten Einsatz des neuen Autos kommentieren die Silbernen weiter gelassen. "Wir wollen mit dem Auto ja auch eine Basis für das nächste Jahr schaffen", sagte Haug. Ein Grund für die Gelassenheit sind natürlich auch die guten Ergebnisse des "Jahreswagens", mit denen vor Saisonbeginn kaum jemand gerechnet hatte. "Wir haben eine sehr ordentliche Bilanz, haben zweimal gewonnen, waren viermal Zweiter und einmal Dritter", meinte Haug. Räikkönen führte lange die WM-Wertung an, bei den Konstrukteuren ist man mit 9 Zählern Rückstand auf Ferrari (76:85) auch Zweiter.

Also kann man auch mit breiter Brust zum Heimspiel in der Eifel antreten. "Rennen auf dem Nürburgring haben für uns schon eine besondere Bedeutung", sagte Haug, der sich aber keine Prognose entlocken lässt so lange "noch kein Auto gefahren ist". Ein Unsicherheitsfaktor für die Teams ist zurzeit immer der Reifen, niemand traut sich vorherzusagen, ob Michelin für McLaren-Mercedes, BMW-Williams und Renault oder Bridgestone für Ferrari die besseren Gummis liefert. "Die Reifen sind aber nicht allein entscheidend, es kommt auf das Gesamtpaket an. Der beste Reifen auf dem besten Auto gewinnt", meinte der Mercedes-Sportchef.

Den Ausschlag können dabei schon Kleinigkeiten wie falscher Luftdruck oder Probleme beim Boxenstopp geben. Zu eng liegen im Moment die drei Spitzenteams Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW-Williams sowie Verfolger Renault zusammen. Haug: "Das ist insgesamt positiv für unseren Sport. Ich glaube, niemand hätte vor der Saison prognostiziert, dass bei Saisonhalbzeit vier verschiedene Autos siegfähig sind."