• 24.06.2003 10:57

Suganuma: Mehr Siege und WM-Punkte sind unser Ziel

Der Technische Manager von Bridgestone analysiert die erste Saisonhälfte und spricht ausführlich über die Reifen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fünf Siege in acht Rennen - wie zufrieden sind Sie mit den Fortschritten in dieser Saison?"
Hisao Suganuma: "Um ehrlich zu sein, bin ich mit nur fünf Siegen nicht zufrieden. Ich denke nicht, dass es die wahre Qualität und Leistung unserer Reifen in diesem Jahr widerspiegelt. Wir hätten ein oder zwei Rennen mehr gewinnen können. Das zeigt nur, dass der Wettbewerb härter geworden ist. Ich habe mich natürlich für Giancarlo Fisichella von Jordan gefreut, der in Brasilien auf unseren Regenreifen seinen ersten Grand-Prix-Sieg holte, aber es bleibt die Tatsache, dass Ferrari noch immer unser stärkstes Team ist. Meiner Meinung nach hatten unsere vier Teams auch nicht viel Glück. Sie haben zwar alle großes Potenzial gezeigt, jedoch widerfuhr ihn auch oft Pech."

Titel-Bild zur News: Hisao Suganuma (Bridgestones Technischer Manager)

Suganuma glaubt, dass Bridgestone in der zweiten Saisonhälfte erfolgreich sein wird

Frage: "Hat Bridgestone daran gearbeitet, die Reifen von 2003 auf einem speziellen Gebiet zu verbessern?"
Suganuma: "Ich würde nicht sagen, dass wir uns speziell auf ein Gebiet konzentriert hätten. Die Leistung ergibt sich aus verschiedenen Bereichen - der Mischung, der Konstruktion und der Form. Wir arbeiten in all diesen Bereichen, um die Leistung zu verbessern. Es ist wahr, dass wir für jedes Rennen viele Mischungen testen - auf diesem Gebiet haben wir Fortschritte erreicht, speziell beim Grip und der Hitzebeständigkeit. Wir haben auch einige gute Ideen für zukünftige Entwicklungen der Reifenkonstruktion erhalten. Ich erwarte, dass wir später in der Saison alle verbesserten Bereiche zusammenbringen können und dann einen wirklich großen Schritt machen werden."

Arbeitsaufwand für Bridgestone hat sich durch neue Reifenregeln vergrößert

Frage: "In diesem Jahr gibt es neue Reifenregeln. Wie denken Sie nach acht Rennen über dieser Änderungen? Glauben Sie, dass diese den Wettbewerb enger gemacht haben?"
Suganuma: "Wenn man auf die Ergebnisse und die Anzahl der Sieger blickt, dann könnte man dem zustimmen. Wir sind nun in einer engen und umkämpften Situation, was für uns eine große Herausforderung ist. Aber das ist etwas Gutes, was uns alle anspornt - die Ingenieure, die Mannschaft in Japan, alle bei uns. Die Erlaubnis, für jedes Team zwei Mischungen anzubieten, hat unseren Arbeitsaufwand vergrößert. Aber wie bereits gesagt, das ist eine Herausforderung, die Spaß macht. Damit wir auch zwei Mischungen anbieten konnten, mussten wir die Kommunikation mit den Teams verbessern. Wir haben hart auf diesem Gebiet gearbeitet und einen guten Fortschritt erzielt. Wir müssen uns gegenseitig besser verstehen. Nach jedem Test und jedem Rennen verfassen wir eine Zusammenfassung, die für spätere Diskussionen den Teams übergeben wird. Wir entscheiden dann, in welcher Richtung wir entwickeln werden, um die Leistungsfähigkeit der Reifen zu verbessern. Leider können wir nur einen Regenreifen für alle Teams liefern, und wir haben bereits gesagt, dass dies zu wenig ist, um alle Bedingungen abzudecken. Von der Sicherheit her sind wir noch immer überzeugt, dass es ein Minimum an zwei Reifentypen geben sollte. Die FIA hat nun wieder den Reifen für extrem nasse Bedingungen erlaubt. Darüber sind wir sehr erfreut, auch wenn er nur mit Erlaubnis des Renndirektors eingesetzt werden darf. Die Verwendung dieses Reifens erlaubt es uns, mit den meisten nassen Streckenbedingungen umzugehen. Wir hoffen dennoch, dass im nächsten Jahr wieder zwei verschiedene Mischungen erlaubt sein werden."

Frage: "Ferrari ist derzeit das erfolgreichste Team mit Bridgestone-Reifen. Sind die Reifen, die Bridgestone für den F2003-GA sehr unterschiedlich zu denjenigen, die für den F2002 entworfen wurden?"
Suganuma: "Von den Reifen her ist der F2003-GA nicht sehr unterschiedlich im Bezug zum F2002. Es ist eine Weiterentwicklung des letztjährigen Autos, daher gibt es bei den Reifen keine großen Unterschiede. Die Details können sich geändert haben, aber in der Mehrzahl nicht. Um die Leistung der Reifen zu maximieren, ist die Kommunikation zwischen uns und Ferrari sehr wichtig. Wir müssen eng zusammenarbeiten, um einen Entwicklungsspielraum zu finden. Die Arbeit mit Ferrari ist jedoch auch für andere Teams gewinnbringend. Sie profitieren oft von Entwicklungen, die wir damit beschritten haben."

F1-Entwicklungsarbeit zahlt sich auch in der Serienproduktion aus

Frage: "Seit 2001 konnte kein Bridgestone-bereifter Pilot den Großen Preis von Malaysia gewinnen. Warum ist das Ihrer Meinung nach so gewesen und was unternehmen Sie, um dies für 2004 zu verändern?"
Suganuma: "Wir sind bemüht, unsere Reifenperformance der weicheren Mischungen im oberen Bereich der Temperaturskala zu verbessern. Ich denke, dass wir mehr Konstanz in der Leistungsfähigkeit unserer Reifen in diesem Bereich benötigen und wir werden weitere Entwicklungsarbeiten mit diesem Reifentyp durchführen. In Ungarn und in Magny-Cours kann es ebenfalls sehr heiß sein, weshalb wir die Informationen von dort natürlich ebenfalls nutzen können. Wir arbeiten aber nicht nur an den Reifemischungen an sich, sondern auch an der Reifenkonstruktion. Ich glaube, dass sich unsere harte Arbeit beim Großen Preis von Malaysia im nächsten Jahr auszahlen wird."

Frage: "Die Regenreifen für extrem nasse Bedingungen wurden schon vor dem Österreich-Grand Prix eingeführt, jedoch zum ersten Mal beim Kanada-Grand Prix benutzt. Waren Sie mit der Leistungsfähigkeit dieses Reifens zufrieden und war Bridgestone überrascht darüber, dass man bei solchen Bedingungen noch immer einen Vorteil zu haben scheint?"
Suganuma: "Ich war in der Tat mit der Performance unseres Regenreifens für extrem nasse Bedingungen zufrieden, nicht aber nur darüber, sondern auch über den normalen Reigenreifen. Seit dem Beginn dieser konkurrenzfähigen Periode in der Formel 1 scheinen wir gegenüber unseren Konkurrenten einen Vorteil bewahrt zu haben. Ich denke, dass das darauf zurückzufügen ist, dass wir uns nicht ausgeruht und die Verbesserung unserer Regenreifen kontinuierlich voran getrieben haben. Die Performance eines Regenreifens kommt in erster Linie durch die Mischung und in zweiter Linie erst durch das Reifenprofil zu Stande. Um im Regen Grip zu haben ist die Reifenmischung sehr wichtig. Wir konnten die Formel 1 als Demonstration unserer Regenreifen und Regenreifentechnologie benutzen und haben damit großen Erfolg erzielt. Wichtiger ist jedoch, dass die Konzepte zur Verbesserung des Grips im Regen bereits in unsere Serienproduktion für normale PKW eingeflossen sind. Über die Reifenmischung hinaus, verfügen wir über ein Designtool für das Reifenprofil - die Hydro-Simulations-Technologie, welche für den Entwurf eines Reifenprofils verwendet werden kann. Mit ihr können wir die besten Profile auswählen und dann anschließend auf der Rennstrecke testen."

2004 soll in Monaco wieder ein Bridgestone-Pilot gewinnen

Frage: "In den letzten beiden Jahren konnte Bridgestone in Monaco nicht gewinnen. Dieses Jahr schien es auch einen Performanceunterschied zwischen den a, Donnerstag und den am Samstag und Sonntag verwendeten Reifen zu geben. Was war dafür verantwortlich?"
Suganuma: "Wir wissen es im Moment nicht wirklich! Haben wir am Samstag und Sonntag an Leistungsfähigkeit eingebüßt oder waren unsere Konkurrenten am Donnerstag schlechter? Ich glaube wirklich nicht, dass unsere Reifen in punkto Performance groß im Nachteil waren, besonders wenn man die Strategien der Teams einbezieht. Wie dem auch sei, es handelt sich hier nur eine Ausnahme die nicht notwendigerweise ein klares Bild von dem zeigt was passiert ist. Wenn unsere Konkurrenz am Donnerstag vielleicht eine weichere Mischung als wir verwendeten, so könnten sie vielleicht unter dem Graining der Strecke, die noch sehr 'grün' war, gelitten haben. Durch das Graining beginnen die Autos zu untersteuern und die Fahrer können dann keine gute Rundenzeit mehr fahren. Wenn unsere Reifen allerdings weniger unter dem Graining gelitten haben, dann haben sie auf der 'grünen Strecke' auch eine bessere Leistung gezeigt. Sobald mehr Gummi auf der Strecke lag, reduzierte sich die Tendenz des Grainings und die Performance der Reifen unserer Konkurrenz verbesserte sich. Wir analysieren gegenwärtig die Erkenntnisse aus Monaco, sodass wir uns schon Gedanken über die Reifenmischung für das nächste Jahr machen können. Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr gewinnen."

Bridgestone-Teams müssen nur selten angefahrene Reifen verwenden

Frage: "Warum fahren einige Teams ihre Reifen an oder lassen diese beim Boxenstopp nicht wechseln?"
Suganuma: "Nun, einige Teams könnten angefahrene Reifen verwenden um Problem mit dem Untersteuern zu beheben, welches durch das Graining der Vorderreifen hervorgerufen werden kann. Meiner Meinung nach haben unsere Bridgestone-Reifen kaum diese Art an Problem, weshalb man nur selten ein Bridgestone-Team angefahrenen Reifen verwenden sieht. Persönlich denke ich, dass wenn die Vorderreifen so abgefahren sind, dass man die Rillen nicht mehr sehen kann es gegen die Bestimmungen der FIA verstößt. Wenn man nach dem Rennen jedoch noch Anzeichen dafür Erkennen kann dass die Rillen da sind, so sollte das in Ordnung sein."

Frage: "Welches Ziel haben Sie für den Rest des Jahres?"
Suganuma: "Natürlich ist mein Ziel die verbleibenden Rennen des Jahres zu gewinnen und unseren Teams die besten und konkurrenzfähigsten Reifen zur Verfügung zu stellen. Wir wollen gute Ergebnisse erreichen und um weitere Siege und mehr WM-Punkte kämpfen."