Iley: Kopieren der Gegner für Ferrari "schmeichelhaft"

Ferrari-Aerodynamiker John Iley ärgert sich zwar über Ideenklau in der Formel 1, fühlt sich davon aber auch geschmeichelt

(Motorsport-Total.com) - Wenn die Rede ist von Ferraris Superhirnen, fallen meistens die Namen Brawn, Byrne oder Martinelli, aber nur äußerst selten tritt John Iley in den Medien in Erscheinung. Der Aerodynamiker kommt nur in Ausnahmefällen zu den Rennen, verrichtet seine Arbeit in der Fabrik in Maranello und gilt als relativ kamerascheu.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Zusatzkühler

Mit solchen Detailfotos lässt sich in der Formel 1 durchaus Geld verdienen

Nun stellte er sich dennoch erstmals Journalisten, als er unseren Kollegen von 'Atlas F1' ein Interview gab, in dem er über seine Arbeit für Ferrari und als Aerodynamiker im Allgemeinen sprach. Iley, über die Stationen Jordan und Renault nach Maranello gekommen, nahm dabei unter anderem zur Problematik des Ideenklaus in der Formel 1 Stellung - speziell im Bereich der Verkleidung ja längst gängiges Alltagsthema.#w1#

Foto-Boom: Das Geschäft mit dem Ideenklau...

Grundsätzlich ist das Kopieren von aerodynamischen Lösungen anderer Teams kein Betrug, weshalb es im Fahrerlager auch einige Fotografen gibt, die sich mit Detailabzügen von technischen Innovationen anderer Autos bei verschiedensten Teams ein goldenes Näschen verdienen. Sogar die Ingenieure selbst gehen manchmal mit einer Kamera auf Ideenjagd - Iley wurde beispielsweise in Monaco mit einem - wie könnte es anders sein - roten Fotoapparat gesehen.

Er selbst betrachtet Ideenklau aber eher als Mittel zum Zweck denn als Segen für den Sport: "Wenn man so will, ist es natürlich immer ein vielversprechendes Zeichen, dass einige sehr originelle Prinzipe, die wir entwickelt haben, kopiert werden. Es ist auf eine gewisse Art und Weise nett, schmeichelhaft, aber andererseits wenden die Rivalen dann einige deiner eigenen Ideen an und dadurch verliert man klar von dem Vorsprung, den man davor hatte."

Besonders auffällig war das Abschauen von der Konkurrenz im Bereich der Heckpartie und der geschwungenen hinteren Seitenkästen - erst hatte Ferrari diese Idee, dann wurde sie von Renault perfektioniert, inzwischen setzt das halbe Feld darauf. Iley versteht, warum die Konkurrenz gerade diese Lösung übernommen hat: "Das Heck ist ein Bereich, den wir uns bei Ferrari in den letzten beiden Jahren sehr genau vorgenommen haben. Jetzt ist es ein Trend."

Auch Ferrari lässt sich von der Konkurrenz inspirieren

"Man versucht immer", stellte er einen Zusammenhang zum Designprozess des 2005er-Fahrzeugs her, "die Schlüsselbereiche des Autos so schnell wie möglich weiterzuentwickeln, aber man lernt immer vom vorherigen Jahr. Gab es im vorherigen Jahr irgendwelche Bereiche, die nicht perfekt waren, dann versucht man natürlich, diese zu korrigieren." Das ist aber nicht alles, wie Iley zugab: "Gleichzeitig lernt man auch von anderen Teams."

Über Jahre hinweg wurde genau aus diesem Grund speziell von den Spitzenteams versucht, die heikelsten aerodynamischen Entwicklungen so gut es geht vor den Fotografen zu verbergen - die Paranoia ging so weit, dass Sichtschutzwände und Abdeckungen in den Boxen und auf der Startaufstellung verwendet wurden. Dem hat die FIA aus Rücksicht vor den Fans inzwischen aber in Form eines Verbots solcher Maßnahmen einen Riegel vorgeschoben.