• 30.10.2003 11:23

  • von Marco Helgert

Eddie Jordan: Keine Schuldzuweisungen

Nach der schwächsten Saison seit Jahren schiebt Eddie Jordan die Schuld nicht an andere ab - die Zukunft ist dennoch nebulös

(Motorsport-Total.com) - Eddie Jordan befindet sich wirklich in keiner beneidenswerten Situation. Noch vor vier Jahren war sein Jordan-Team umjubelt, nun kämpft man um das blanke Überleben. Der diesjährige Jordan-Ford EJ13 war kein Spitzenauto, dennoch konnte Giancarlo Fisichella, der mittlerweile zu Sauber gegangen ist, mit diesem Boliden seinen ersten Sieg feiern. Der Triumph in Brasilien war so überraschend wie unerwartet, änderte aber nichts an der Lage des Teams.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Ein Abbild der Saison 2003: Erst der Sieg, dann der Motorschaden

Hinzu kam, dass es dem Jordan-Team an Geld mangelte. Das Auto wurde in der Saison nur marginal verbessert, dennoch sei der EJ13 "kein schlechtes Auto", wie Eddie Jordan in britischen Medien zitiert wird. "Heutzutage gibt es keine schlechten Autos in der Formel 1. Es gibt gute Autos und weniger gute Autos, unseres war wohl weniger gut."

Keine Kritik an Bridgestone oder Cosworth

Dabei mussten die "Gelben" noch mit zwei weiteren Problemen zurechtkommen. Zum einen litten sie als nicht sehr konkurrenzfähiges Team besonders unter der Formschwäche von Bridgestone, und die Anzahl der Motorschäden des Cosworth-Triebwerks war bei weitem zu hoch. "Ich kann mich über Bridgestone nicht wirklich beklagen", stellte Jordan jedoch klar. "Ich werde sicher niemand anderem die Schuld für unsere mangelnde Leistung aufbürden."

Der Motorenpartner Cosworth wiederum übte selbst Kritik an der Leistung des Jordan-Teams. Zudem steht eine finale Entscheidung darüber, ob das Team auch weiterhin Motoren erhalten wird, noch aus. "Ich denke, dass es richtig war, dass Ford in diesem Jahr Kritik an uns übte", so Jordan weiter. "Gleichzeitig hatten wir aber auch zu viele Motorschäden."

Aus dem einst aufstrebenden Team ist mittlerweile ein Kandidat für die "rote Laterne" der Formel 1 geworden. Nach dem Sensationsjahr 1999, in dem Jordan-Pilot Heinz-Harald Frentzen bis drei Rennen vor Schluss um den WM-Titel kämpfte, ging es unaufhörlich bergab. Die Honda-Werksmotoren verlor man ebenso wie den Hauptsponsor, die 'Deutsche Post'.

Die Zukunft des Jordan-Teams ist äußerst unklar

Die zukünftigen Jordan-Fahrer müssen nun viel Geld auf den Tisch legen, wenn sie im Team unterkommen wollen. Unterdessen ist die Finanzsituation weiterhin unklar: Wer genau hinter den irischen Investoren steckt, die 49,9 Prozent des Teams übernahmen, und welche Absichten sie genau hegen, ist nicht bekannt.

Zeitgleich machen Gerüchte die Runde, dass Roger Penske das Jordan-Team gerne "All American" machen würde. In Brasilien frohlocken daher schon die Motorsportfans, dass Gil de Ferran so verspätet zu einem Formel-1-Cockpit kommen würde ? dabei hat der zweifache Indy-500-Sieger seine Karriere in diesem Jahr offiziell beendet. Wie man es auch dreht und wendet: Die nächsten Wochen werden für die Jordan-Fans und die gesamte Formel 1 spannend werden.