• 17.08.2010 12:01

Rossi: "Brauche ein neues Abenteuer"

Im Interview spricht Valentino Rossi über die Gründe, die für seinen Wechsel zu Ducati ausschlaggebend waren

(Motorsport-Total.com) - Es ist also passiert: Valentino Rossi wird ab der kommenden Saison für Ducati fahren. Nach dem Test am Montag in Brünn nahm sich der Weltmeister Zeit, um mit den versammelten Journalisten über seinen Wechsel zu sprechen. Dabei erklärt der 31-Jährige die Gründe, die für Ducati ausschlaggebend waren.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi sagt am Saisonende "Goodbye" zu Yamaha

Frage: "Wie war der Test?"
Valentino Rossi: "Es war ein guter Test, weil wir nun ein paar verschiedene Dinge verstehen. Und vielleicht ist uns nun auch klar, warum wir während des Grand Prix ein Problem hatten. Wir haben viel an der Abstimmung des Bikes geändert und ich habe jetzt ein besseres Gefühl für die Front. Also bin ich zufrieden und zuversichtlich, dass wir für die nächsten Rennen die richtige Richtung eingeschlagen haben. Nach dem Rennen haben wir nicht verstanden, woran es lag, aber jetzt wissen wir vielleicht, was es war. Das ist wichtig. Wir kennen einen möglichen Grund."#w1#

Frage: "Und was war dieser Grund?"
Rossi: "Die Einstellung der Front. Aus irgendeinem Grund kam ich damit am Samstag zurecht, aber am Sonntag hatte ich nicht mehr dasselbe Gefühl. Im Test konnte ich gute Rundezeiten fahren. Leider hat es geregnet. Ich hatte noch einen neuen Bridgestone-Vorderreifen zum Testen, von dem Colin sagte, dass er besser ist. Und ich habe noch einen anderen neuen weichen Reifen. Vielleicht ist also auch eine 1:56 drin. Aber wir hoffen jetzt einfach, dass diese Einstellung für die nächsten Rennen passt."

Frage: "Hast du sonst noch neue Teile getestet?"
Rossi: "Ich habe ein paar neue Teile für den Motor getestet, die wir vielleicht in den letzten vier oder fünf Rennen einsetzen können und die recht gut sind."

Frage: "Mehr Leistung, mehr Beschleunigung?"
Rossi: "Ein bisschen mehr Leistung in der Spitze."

Frage: "Und denkst du, dass das ein Schritt nach vorn ist?"
Rossi: "Es ist ein kleiner Schritt. Klein, aber positiv."


Fotos: MotoGP in Brünn


Frage: "Hast du auch die neuen Öhlins-Gabeln getestet?"
Rossi: "Nein, das habe ich nicht, weil Yamaha sie mir nicht zum Testen gegeben hat. Am Sonntag war ich deshalb richtig sauer, denn wir haben noch acht Rennen vor uns und nicht nur zwei oder drei. Und ich möchte - wie immer - in der zweiten Saisonhälfte mit Yamaha, in meinen letzten Rennen mit der M1, 110 Prozent geben. Und ich erwarte den gleichen Einsatz von Yamaha. Sie sagen mir, dass sie die Gabel in den nächsten Rennen nicht einsetzen, also ist sie für 2011 gedacht. Das ist leicht festzustellen, denn von außen betrachtet ist die Gabel anders. Wir werden also sehen, ob es die Wahrheit ist oder eine Lüge."

Frage: "Dein Wechsel zu Ducati ist nun offiziell. Ein Traum für viele Fans ist wahr geworden. Was bedeutet es für dich?"
Rossi: "Es ist gut, ein gutes Gefühl. Ich vermeide nun die Leute in Italien, angefangen vom Zeitungsverkäufer bis zum Kellner im Kaffeehaus, die immer sagen: 'Wann gehst du zu Ducati? Warum bist du nicht bei Ducati?' Es wird also alles leichter!"

"Weißt du, es war eine konstante Veränderung, es war nicht schwarz und weiß. Ich habe zu Jahresbeginn angefangen, darüber nachzudenken. Zu Saisonbeginn habe ich mit Ducati gesprochen. Ich fühlte, dass Ducati ganz anders ist, als in der Vergangenheit. Sie sind viel offener, um alle wichtigen Vertragsdetails zu klären. Von diesem Moment an habe ich darüber nachgedacht."

"Im Allgemeinen habe ich zwei, drei wichtige Dinge. Masao Furusawa geht zu Saisonende in Rente und hört auf zu arbeiten. Für mich war Furusawa in den sieben Jahren bei Yamaha die Nummer eins. Ich weiß nicht was nach ihm passieren wird. Ich war etwas besorgt."

Ich habe auch das Gefühl, dass meine Arbeit bei Yamaha beendet ist. Die Situation hat sich also geändert. Wir haben große Arbeit geleistet, fantastische, vielleicht die beste. Yamaha hat tolle Fahrer, speziell Jorge, aber auch Spies ist schnell. Für mich sieht es so aus, als wäre meine Arbeit hier beendet, verstehst du? Ich brauche ein neues Abenteuer, eine neue Erfahrung, aber auch eine neue Motivation. Also habe ich mich für Ducati entschieden."

Nicky Hayden

Ab 2011 wird wieder Nicky Hayden der Teamkollege von Valentino Rossi sein Zoom

Frage: "Du warst auch schon in der Vergangenheit mit Ducati in Kontakt. Es gab schon vor Jahren Diskussionen, aber nie kam es zu einer Übereinkunft. Was genau brauchst du, um gut mit Ducati zu arbeiten?"
Rossi: "Mit meiner Erfahrung weiß ich genau was ich in meinem Vertrag brauche, um richtig arbeiten zu können. Wie ich schon gesagt habe, ist Ducati jetzt offener für Kompromisse."

Frage: "Kannst du uns Details verraten?"
Rossi: "Ja. Ich habe gehört, dass ich mich aufgrund des Geldes entschieden habe. Ich muss sagen, dass das nicht stimmt. Ich bekomme von Ducati die gleiche Summe, die mir auch Yamaha angeboten hat. Da gibt es null Differenz. Es geht aber auch um Promotion-Tage und Tage abseits der Rennstrecke. Die Arbeit an einem Rennwochenende und all diese Dinge."

Frage: "Wie wichtig ist es für dich deine Mannschaft mitzunehmen?"
Rossi: "Nein, für mich ist es wichtig, aber es ist eine Entscheidung der Jungs. Alle sind in einem unterschiedlichen Alter, haben verschiedene Pläne für die Zukunft. Sie müssen also entscheiden."

Frage: "Was sagt dein Gefühl? Wird Jeremy Burgess mit dir kommen?"
Rossi: "Ich hoffe es, aber ich weiß es nicht."

Frage: "Casey Stoner und du werden am Saisonende auf neue Motorräder steigen. Wünscht du dir mehr Testfahrten?"
Rossi: "Ich glaube es gibt schon einen Plan, der mehr Testfahrten im nächsten Jahr vorsieht. Jeder versteht, dass es jetzt zu wenig ist. Wir testen weniger, als die Superbikes. Davor gingen wir zu viel testen, aber jetzt gibt es praktisch keine Probefahrten: Auch deshalb erwarte ich von Yamaha, dass sie mich die Ducati in Valencia testen lassen, denn unsere Geschichte ist eine andere. Ich habe Yamaha seit 2004 viel gegeben. Ich habe das Motorrad und das Team verbessert. Wenn sie fair zu mir sind, dann lassen sie mich in Valencia testen."

"Ich wechsle von einem guten Motorrad auf ein etwas schlechteres, aber es macht keinen großen Unterschied." Valentino Rossi

Frage: "Im nächsten Jahr bist du 32, also sieben Jahr älter, als bei deinem letzten Wechsel. Wird es nun schwieriger?"
Rossi: "Es ist einfacher, weil das Motorrad konkurrenzfähiger ist als die M1 aus dem Jahr 2003. Für mich wird es aber schwieriger werden, denn ich bin älter und habe starke Rivalen. Aber wir müssen es versuchen."

Frage: "Du warst schon in der Vergangenheit neugierig darauf eine Ducati zu fahren. Worauf freust du dich am meisten?"
Rossi: "Ich spreche viel mit Filippo Prezioso und ich sehe bei ihm ein ähnliches Verhalten, wie bei Furusawa im Jahr 2004. Er will mich und vertraut mir. Er denkt, dass wir zusammen die Ducati verbessern können, deshalb bin ich neugierig. Ich glaube das Motorrad ist in dieser Saison etwas einfacher zu fahren, aber ich glaube wir können es verändern wie wir wollen."

Frage: "Casey hat seit elf Rennen nicht mehr für Ducati gewonnen. Hast du Sorgen, dass die Ducati kein Potenzial hat?"
Rossi: "Für mich hat die Ducati genug Potenzial. Es ist vergleichbar mit Yamaha, vielleicht ist die M1 eine Spur besser. Ich wechsle von einem guten Motorrad auf ein etwas schlechteres, aber es macht keinen großen Unterschied."

Frage: "Ducati sollte also Rennen gewinnen?"
Rossi: "Ich muss es versuchen, aber es ist nicht unmöglich."