"Marco glaubt an Aprilia": Massimo Rivola schwärmt von Bezzecchi

Der Sieg in Silverstone war ein Befreiungsschlag für Aprilia - Massimo Rivola spricht über Marco Bezzecchi und wie er sich als Gallionsfigur im Team etabliert hat

(Motorsport-Total.com) - Nach einem schwierigen und komplizierten Saisonstart sorgte Marco Bezzecchi mit seinem Sieg in Silverstone für großen Jubel im Aprilia-Lager. Erstmals seit einem Jahr, als Maverick Vinales in Austin gewonnen hatte, fuhr wieder eine Aprilia als Erste über die Ziellinie. Für Bezzecchi war es der vierte MotoGP-Sieg und zugleich sein erster seit Indien 2023.

Titel-Bild zur News: Marco Bezzecchi

Marco Bezzecchi führte Aprilia zurück auf die Siegerstraße Zoom

"Ich freue mich riesig für Marco, weil er jemand ist, der immer alles gibt - sowohl auf dem Motorrad als auch abseits der Strecke", schwärmt Aprilia-Motorsportchef Massimo Rivola. Denn auch im Hintergrund setzt sich Bezzecchi für das Team ein.

"Nach Le Mans hat er uns eine Videobotschaft geschickt, die wir an die gesamte Firma weitergeleitet haben. Darin sagte er: 'Leute, ich glaube an das Projekt, bleibt dran!' Wenn man diese Art von Verantwortungsbewusstsein spürt, ist das natürlich eine große Motivation."

Bezzecchi ist Teil der VR46-Akademie von Valentino Rossi. Er hatte für die Saison 2024 ein Angebot des Pramac-Ducati-Teams, entschied sich aber dafür, ein drittes Jahr im VR46-Team zu bleiben. Schließlich reifte in ihm der Wunsch, in ein Werksteam zu wechseln.

Als er das Angebot von Aprilia erhielt, nahm er an und wirkte erstmals an der Entwicklungsarbeit mit. Durch das Verletzungspech von Jorge Martin fiel Bezzecchi praktisch die alleinige Führungsrolle im Werksteam zu.

"Was Marco geleistet hat, hat er ganz alleine geschafft", lobt Rivola. "Und leider ist er es seit dem ersten Tag gewohnt, alles alleine zu machen. Deshalb freuen wir uns umso mehr für ihn - er hat etwas Besonderes geschafft."

"Wie ich schon sagte: Er ist jemand, der an uns glaubt, an uns als Unternehmen. Er ist gerne Werksfahrer. Er möchte alle einbeziehen. Er ist jemand, der unsere Nähe spüren möchte - und die bekommt er."

"Ich freue mich besonders auch für Fabiano Sterlacchini, denn seit er zum Team gestoßen ist, gab es nicht viele Erfolgserlebnisse." Der neue Technikdirektor ist erst seit Herbst bei Aprilia. Rivola schickte Sterlacchini zur Siegerehrung, um den Pokal für die siegreiche Marke entgegenzunehmen.

Marco Bezzecchi, Fabiano Sterlacchini

Technikdirektor Fabiano Sterlacchini bei der Siegerehrung in Silverstone Zoom

Bezzecchi zeigte in Silverstone bereits im Sprint eine Aufholjagd, mit der er Platz vier erreichte. Die Strecke war schon früher ein gutes Pflaster für Aprilia. 2021 eroberte Aleix Espargaro den ersten Podestplatz seit dem MotoGP-Comeback der Marke, 2023 gewann der Spanier.

"Es stimmt, dass unser Motorrad in Silverstone normalerweise recht konkurrenzfähig ist - und das war es auch diesmal wieder. Ich war etwas enttäuscht vom Qualifying, denn Marco war schon ab dem ersten Run im FT1 sehr schnell."

"Wir hatten natürlich auch Glück, denn Fabio [Quartararo] hätte den Sieg verdient gehabt", denkt Rivola an den Yamaha-Ausfall. "Aber so sind Rennen nun einmal. Es war auf jeden Fall schön zu sehen, wie Marco die Führung übernommen und sich vier Sekunden Vorsprung herausgefahren hat."

Rutscht Aprilia in Concession-Gruppe D ab?

"Ehrlich gesagt, könnte ich nicht glücklicher sein", freut sich Rivola. In der Herstellerwertung führt Ducati überlegen. Honda, Aprilia, KTM und Yamaha liegen relativ eng beisammen. Es besteht die Möglichkeit, dass Aprilia und KTM in Concession-Gruppe D abrutschen.

Derzeit sind beide in Gruppe C. Im Sommer gibt es eine Zwischenrechnung. Sollten Aprilia und KTM zu den beiden japanischen Marken in Gruppe D abrutschen, würde es viel mehr Entwicklungs- und Testmöglichkeiten geben.

"Klar verändert Marcos Ergebnis und die 25 Punkte ein wenig die Gesamtlage", so Rivola. "Wenn ich mir den Schnitt der ersten sechs Rennen ansehe, besteht die Möglichkeit, dass wir in die Concession-D-Kategorie rutschen - was die Weiterentwicklung erleichtert."

"Sollten wir in D kommen, wäre das aus aktueller Sicht sicherlich hilfreich, um die Entwicklung voranzutreiben. Im Fall von Jorge könnte das für sein Comeback hilfreich sein. Und Marco könnte gezielter unter bestimmten Bedingungen testen, um mehr Kilometer zu sammeln."

"Das wäre auf jeden Fall eine Hilfe. Was die technische Seite betrifft, haben wir unseren Plan bereits ohne Concessions aufgestellt. Ich denke nicht, dass wir ihn deshalb ändern. Was wir jedoch anpassen könnten, wären das Testprogramm und das Training - insbesondere für die Rennfahrer."

Um in Gruppe C zu bleiben, müssen Aprilia und KTM in der Lage sein, mindestens 35 Prozent aller möglichen Punkte zwischen dem Grand Prix von Großbritannien 2024 und dem Rennen in Brünn am 20. Juli zu sammeln (insgesamt 851 Punkte).

Das entspricht einem Minimum von 298 Punkten. Derzeit steht Aprilia bei 220 Punkten, KTM bei 250. Yamaha hält bei 160 Punkten, Honda bei 126.