KTM-CEO zur MotoGP-Teilnahme ab 2027: "Wenn wir es uns leisten können"
Gottfried Neumeister bestätigt die MotoGP-Teilnahme 2026, danach ist noch alles offen - Der KTM-CEO setzt große Hoffnungen in den neuen Vermarkter Liberty Media
(Motorsport-Total.com) - Das Sanierungsverfahren der KTM AG und zweier Tochterfirmen ist mit einem finanziellen Darlehen von Bajaj Auto mit einem Gesamtvolumen von 525 Millionen Euro vorerst abgeschlossen. Außerdem wurde eine Call-Optionsvereinbarung abgeschlossen, die es der indischen Firma ermöglicht, die Kontrolle über das österreichische Unternehmen zu übernehmen.

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Die KTM-Zukunft in der MotoGP ist ab 2027 noch offen Zoom
Die Pierer Bajaj AG ist die Mehrheitsaktionärin der Pierer Mobility AG. Die Pierer Industrie AG ist zu 50,1 Prozent an der Pierer Bajaj AG beteiligt. Die übrigen 49,9 Prozent werden von der Bajaj Auto International Holdings B.V. gehalten.
Die Call-Optionsvereinbarung ermöglicht es der Bajaj BV bis Ende Mai 2026 die Anteile der Pierer Industrie AG an der Pierer Bajaj AG und somit indirekt die Kontrolle über die Pierer Mobility AG zu erwerben. Ein derartiger Kontrollwechsel erfordert regulatorische Genehmigungen.
Am 28. Mai hat die Pierer Mobility AG die Finanzkennzahlen für das Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht. Es wurde ein Umsatz von 1.879 Millionen Euro erzielt, was einem Rückgang von 29 Prozent entspricht.
Das operative Ergebnis fiel stark negativ aus: Das EBITDA - das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen - lag bei minus 481 Millionen Euro, das EBIT (also nach Abschreibungen) bei minus 1.184 Millionen Euro.
Gründe dafür waren unter anderem hohe Restrukturierungskosten sowie außerplanmäßige Wertberichtigungen auf immaterielle Vermögenswerte wie Entwicklungskosten und Firmenwerte in Höhe von rund 850 Millionen Euro.
Der Free Cashflow war mit minus 776 Millionen Euro ebenfalls deutlich negativ, wodurch die Nettoverschuldung auf 1.643 Millionen Euro anstieg. Das Eigenkapital rutschte infolge der Verluste auf minus 194 Millionen Euro, weshalb keine Dividende ausgeschüttet wird.
Für das Geschäftsjahr 2025 rechnet die Pierer Mobility-Gruppe mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld. Trotz stabiler Nachfrage wird der Umsatz unter dem Niveau des Vorjahres liegen, da es durch das Sanierungsverfahren zu sechs Monaten Produktionsausfall kam.

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Die Standorte in Oberösterreich sollen gesichert sein Zoom
Die Bestände sollen sich bei Händlern und Importeuren bis Jahresende normalisieren. Operativ wird erneut ein Verlust erwartet, der jedoch durch Sanierungsgewinne ausgeglichen und zu einer stabilen Eigenkapitalstruktur führen soll. Der Lagerabbau soll besser als geplant laufen.
Die Standorte - insbesondere Mattighofen und Munderfing in Oberösterreich - sollen langfristig gesichert sein, wie es in einer Aussendung heißt. Unklar ist, wie es in Zukunft mit dem Motorsport weitergehen wird. Der Vertrag mit MotoGP-Promoter Dorna Sports gilt bis Ende 2026.
MotoGP-Verbleib 2026 gesichert - Zukunft ab 2027 ungewiss
"Es gibt laufende Verträge, die wir einhalten", wird KTM-CEO Gottfried Neumeister von den Salzburger Nachrichten zitiert. "Ich kann jetzt nicht über alle Kategorien und Klassen mit allen Marken sprechen, aber ich sage Ihnen klar: Wir werden am Motorsport festhalten."
"Ich persönlich bin ein großer Fan der MotoGP und davon überzeugt, dass sich mit dem bevorstehenden Einstieg von Liberty Media als neuem Vermarkter einiges tun wird." Die EU-Kartellbehörde muss der Übernahme von Dorna Sports noch zustimmen.
Die Entscheidung wird im Juni erwartet. Im MotoGP-Paddock erhofft man sich dadurch für die Zukunft eine bessere Vermarktung. Mit der Formel 1 hat Liberty Media neue Märkte erschlossen, vor allem die USA. Auch in der MotoGP gilt die Region als Wachstumsmarkt der Zukunft.

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Gottfried Neumeister hat große Hoffnungen in Liberty Media Zoom
Es stellt sich die Frage, ob KTM langfristig in der Königsklasse vertreten sein wird. Ab 2027 gilt ein neues Technisches Reglement mit einer Hubraumreduzierung auf 850 Kubikzentimeter. Bisher hat noch keine Marke offiziell einen Vertrag für die Periode von 2027 bis 2031 unterzeichnet.
Wird KTM über 2026 hinaus dabei sein? "Wenn wir es uns leisten können, aber das müssen wir uns anschauen", so Neumeister gegenüber den Salzburger Nachrichten. "Wenn Liberty Media kommt, dann kann man sich schon erwarten, dass noch viel mehr Aufmerksamkeit kommt."
Denn er erwartet einen Schub wie bei der Formel 1: "Liberty hätte auch sicher vor, einige Rennen in den USA zu machen, was unser wichtigster Einzelmarkt ist. Insofern würde ich die Entscheidung, sich aus der MotoGP zurückzuziehen, nicht leichtfertig treffen, sondern ganz genau abwägen."
"Da sind viele Parameter davon abhängig. Was wird das neue Konzept sein, wie sind die Kosten, wird eine Budgetobergrenze eingeführt?" Derzeit ist es aber nicht geplant, in naher Zukunft eine Budgetobergrenze wie in der Formel 1 einzuführen.
Tech3 bleibt 2026 ein KTM-Team
Zuletzt tauchten Gerüchte auf, dass sich Tech3-Teamchef Herve Poncharal aufgrund der unsicheren KTM-Zukunft nach einer Alternative umsieht und zu Honda wechseln könnte. Das wird dementiert und soll kurzfristig für 2026 nicht passieren.
"Unsere Pläne", sagte KTM-Motorsportchef Pit Beirer jüngst in Silverstone in der englischsprachigen TV-Übertragung von Dorna Sports, "bestehen derzeit ganz klar darin, alles zu stabilisieren, was wir aktuell machen, und auf dieser Basis in die Zukunft zu gehen."

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Pit Beirer bestätigt, dass 2026 alles wie geplant weiterläuft Zoom
"Es gibt also keinen aktiven Plan, auf zwei Motorräder zu reduzieren. Auch vertraglich betrachtet: Wir haben vier Fahrer unter Vertrag. Zudem besteht ein laufender Vertrag mit unserem großartigen Partner Herve für ein weiteres Jahr."
"Ich würde sagen: Was auch immer die Zukunft für die MotoGP bringt - diese neue Ära beginnt erst 2027. Jetzt befinden wir uns mitten in einer Vertragsperiode. Wir wollen unsere Verpflichtungen erfüllen und uns wirklich auf den Rennsport konzentrieren. Die Familie ist vollständig, und Tech3 ist ein Teil von uns. Das ist auch der Plan für die nächste Saison."


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