• 21.05.2002 17:27

  • von Reinhart Linke

Watson: FIA wird Ferrari nicht hart bestrafen

Ex-Formel-1-Rennfahrer John Watson erwartet nach der Teamorder keine harte Bestrafung von Ferrari durch die FIA

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Rennfahrer John Watson glaubt, dass Ferrari trotz der Stallorder beim Grand Prix von Österreich nicht bestraft wird. Rubens Barrichello hatte in Spielberg einem Funkbefehl von Rennleiter Jean Todt und Technikdirektor Ross Brawn zu Folge kurz vor dem Ziel Michael Schumacher vorbeigelassen, worauf die Zuschauer mit einem Pfeifkonzert an der Strecke reagierten. Der Motorsportweltverband FIA hat die Verantwortlichen von Ferrari sowie die beiden Fahrer nun vor die nächste Weltratssitzung am 26. Juni nach Paris bestellt, wo die Angelegenheit geklärt werden soll.

Titel-Bild zur News: Schumacher, Barrichello, Montoya

Bestraft die FIA die Reihenfolge auf dem Podium von Spielberg?

John Watson, heute Fernsehkommentator, glaube jedoch nicht, dass Ferrari wegen der Stallorder mit einer Strafe rechnen muss. "Man kann sicher sein, dass Ferrari gut von den Rechtsanwälten beraten wurde und das sie gegen jede Bestrafung Berufung einlegen", sagte der heute 56-Jährige gegenüber der britischen Zeitung 'The Mirror'.

Der Brite glaubt, dass Ferrari eher auf Grund der Vorkommnisse auf dem Podium und bei der anschließenden Pressekonferenz bestraft wird. Michael Schumacher hatte sich als Sieger auf den zweiten Platz gestellt und Rubens Barrichello auf die oberste Stufe des Podiums gestellt, außerdem saß der Brasilianer bei der Pressekonferenz in der Mitte, wo sonst der Sieger sitzt. "Sie könnten gerügt oder verurteil werden für das, was auf dem Podium geschah, dagegen kann die FIA etwas tun, aber ich glaube nicht sehr viel", so der ehemalige Rennfahrer aus Belfast weiter, der zwischen 1973 und 1985 an insgesamt 152 Formel-1-Rennen teilgenommen hatte.

Er persönlich hält die Stallorder aber dennoch nicht für gerechtfertigt. "Ich sage, zu dieser Zeit denke ich, dass es beschämend ist und grundlos getan wurde, aber jedes andere Team ? abgesehen von Williams ? würde es so machen", so der fünffache Grand-Prix-Sieger weiter. "McLaren tat es 1997 und 1998 und Jordan gab 1998 eine Teamorder aus. Es wurde aus kommerziellen Gründen getan ? britischer Held fährt den ersten Sieg für Jordan ein." Damon Hill hatte damals den Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps vor seinem Teamkollegen Ralf Schumacher, der den Führenden nicht angreifen durfte, gewonnen und damit den ersten Sieg für Eddie Jordan in einem Formel-1-Rennen eingefahren.

"Williams ist ein etwas anderer Fall", sieht der WM-Dritte von 1982 ein. "Sie mögen es, wenn ihre Fahrer gegeneinander kämpfen. Aber sie verloren die Meisterschaft 1986 und 1991, weil sie keine Teamorder ausgaben. Ferrari nimmt diese Gefahr nicht in Kauf."

Rubens Barrichello hatte unterdessen erst am Donnerstag vor dem Rennen in Spielberg einen neuen Zweijahresvertrag bei Ferrari unterzeichnet, wonach der 29-Jährige jetzt genauso wie Michael Schumacher bis Ende 2004 für das italienische Team aus Maranello fahren wird. Deshalb, so John Watson, hat der Paulista die Teamorder auch anstandslos angenommen ? ganz im Gegensatz zum Vorjahr, wo er auf dem A1-Ring tief enttäuscht war, dass er Michael Schumacher Platz zwei überlassen musste. "Barrichello hat just einen Zweijahresvertrag unterschrieben, weil er damit einverstanden war, bei den Bedingungen bei ihnen zu bleiben", so der ehemalige Formel-1-Rennfahrer, der in seiner Karriere für Brabham, Surtees, Penske und McLaren gefahren ist. "Deshalb beanstandet Rubens auch nichts."