• 26.05.2011 19:16

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Warum Cosworth seine Meinung geändert hat

Weil die Suche nach einem Werkspartner offenbar gescheitert ist, würde Cosworth nun doch lieber an den V8-Saugmotoren festhalten

(Motorsport-Total.com) - Das eigentlich schon seit Monaten geplante Turbo-Comeback für 2013 wird hinter den Kulissen heiß diskutiert. Pro Turbo sind derzeit nur noch die FIA und Renault (sieht man einmal von Craig Pollocks PURE-Projekt ab, das kaum jemand ernst nimmt), während sich Bernie Ecclestone sowie alle anderen Motorenhersteller (Cosworth, Ferrari und Mercedes) für eine Beibehaltung der aktuellen V8-Sauger aussprechen.

Titel-Bild zur News: Cosworth-V8-Motor

Cosworth würde am liebsten am aktuellen V8-Saugmotor festhalten

Dass Ferrari (Straßenproduktion besteht vor allem aus hochzylindrigen Saugmotoren) und Mercedes (derzeit bestes Formel-1-Triebwerk) gegen Vierzylinder-Turbos sind, liegt auf der Hand; warum jedoch Cosworth seine ursprüngliche Meinung geändert hat, ist weniger offensichtlich. Ein Insider vermutet: "Cosworth könnte leicht bankrott gehen, wenn sie an der neuen Formel teilnehmen. Dann hätten wir einen Motorenhersteller weniger, obwohl wir eigentlich zwei mehr brauchen würden."

Turbo zu teuer für Cosworth

Die Entwicklungskosten für die von der FIA favorisierte Turbo-Variante würden bis 2013 annähernd 100 Millionen Euro ausmachen. Gemeinsam mit den jährlichen Weiterentwicklungskosten nach Einführung des Turbos bleibt für die Fünfjahresperiode zwischen 2013 und 2017 unterm Strich ein Budget von bis zu 150 Millionen Euro stehen. Als unabhängiges Unternehmen muss Cosworth profitabel operieren und dieses Geld durch Kundenverträge abdecken.

Derzeit beliefert Cosworth Williams, Marussia-Virgin und HRT, die pro Jahr jeweils fünf Millionen Euro überweisen, wie man hört. Das heißt, nach aktuellem Stand der Dinge könnte Cosworth in fünf Jahren 75 Millionen Euro aus Kundenverträgen generieren. Damit wäre bei pessimistischer Rechnung nur die Hälfte der anfallenden Kosten gedeckt. Selbst bei einem sparsamen Vorgehen, was sich auf die Performance des Motors auswirken könnte, wäre ein Minus vorprogrammiert.

¿pbvin|512|3726||0|1pb¿Also warum hat Cosworth dem Turbo überhaupt jemals zugestimmt? Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' wollte die Motorenschmiede das 2013er-Projekt eigentlich nicht selbst stemmen, sondern sich zunächst wieder in der Formel 1 etablieren und erst dann eine Partnerschaft mit einem Automobilhersteller eingehen. Angeblich wurden Gespräche mit Unternehmen aus Südkorea, Deutschland und Indien geführt.

Derzeit keine Partner auf dem Markt

Doch mit dem Nein von Volkswagen und dem fortwährenden Schweigen von Hyundai zu einem Formel-1-Engagement scheint dieser Plan (der einst mit Ford jahrzehntelang funktioniert hat) nicht aufzugehen. Auch der indische Tata-Konzern hat bisher keine Ambitionen auf einen Einstieg in die Königsklasse angedeutet. Somit müsste Cosworth das Turbo-Projekt selbst finanzieren, was derzeit als ausgeschlossen gilt.

¿pbvin|512|3725||0|1pb¿Denn für die potenziellen Kunden, also in erster Linie die mittelständischen und kleinen Teams, ist in der Frage nach dem zukünftigen Motorenformat vor allem eines wichtig: "Dass der Preis nicht steigt", wie Peter Sauber klarstellt. Interessant allerdings: Ausgerechnet Cosworth-Partner Williams bleibt bei seiner Unterstützung für den Turbomotor. Williams sieht die Turbo-Hybrid-Formel womöglich als Chance für die hauseigene KERS-Division in Grove...