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  • 25.05.2011 14:09

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Motor 2013: Nur Renault hält zu Todt

Während Cosworth, Ferrari und Mercedes gegen ein Turbo-Comeback argumentieren, hält Renault weiterhin zu FIA-Präsident Jean Todt

(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Wochenende in Barcelona wurde im Rahmen mehrerer Sitzungen die Frage diskutiert, wie die Formel-1-Motoren ab 2013 aussehen sollen. Cosworth, Ferrari und Mercedes protestieren bereits seit Wochen gegen die geplante Einführung des 1,6-Liter-Turbos mit vier Zylindern in Reihe. Angeblich steht das Turbo-Comeback kurz vor der Absage.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Jean-Francois Caubet

Bernie Ecclestone ist beim Turbo anderer Meinung als Jean-Francois Caubet

Die Einwände von Ferrari und Mercedes stehen schon lange im Raum, doch dass nun auch Cosworth entschieden gegen den Turbo plädiert, ist relativ neu. Die britische Motorenschmiede plant angeblich den Börsengang und muss ohne großen Automobilhersteller im Hintergrund in erster Linie darauf achten, wirtschaftlich arbeiten zu können. Ein Turbo-Comeback würde wohl bedeuten, dass Cosworth Ende 2013 wohl oder übel aus der Formel 1 aussteigen muss.

Brief der drei Motorenhersteller

Denn die Entwicklung eines neuen Motors kostet dem Vernehmen nach mehr als 100 Millionen Euro. Also haben drei der vier in der Formel 1 engagierten Motorenhersteller ihre Ablehnung gegen den Turbo in einem Brief festgehalten. Auf der Seite der FIA steht nur noch Renault, denn die Franzosen arbeiten bereits seit September 2010 am Turbo und haben eigenen Angaben nach schon viel Geld in die Entwicklung investiert.

"Wir stehen vollkommen hinter dem Motor für 2013. Dieses Aggregat passt strategisch perfekt zum Markt", erklärt Jean-Francois Caubet, Geschäftsführer des Motorenherstellers mit Sitz in Viry-Chatillon. "Wir haben eine Langzeitstudie zum künftigen Markt für Straßenautos vorgenommen und glauben, dass der Markt in fünf bis sechs Jahren zu 60 bis 70 Prozent aus Hybrid- oder Elektroautos bestehen wird. Es ist daher vorn strategischer Wichtigkeit, einen entsprechenden Motor zu haben."

¿pbvin|512|3717||0|1pb¿Im Gegensatz zu den meisten Entscheidungsträgern glaubt Caubet nicht, dass die Kosten für einen Turbo unverantwortlich hoch wären: "Was die Kosten anbelangt, rechnen wir nicht damit, dass es einen großen Unterschied zwischen den aktuellen Triebwerken und den künftigen Motoren geben wird", winkt er ab, räumt aber fast im selben Atemzug doch ein: "Die Batterien sind dabei wahrscheinlich ausgenommen."

Bei einem Meeting zwischen den Motorenherstellern und FIA-Präsident Jean Todt am Samstag in Barcelona soll Renault gedroht haben, aus der Formel 1 auszusteigen, falls der Turbo doch noch gekippt werden sollte. In einem Meeting der Teamvereinigung FOTA am Sonntag äußerten dann jedoch einige kleine Teams den Wunsch, dass die Motoren in Zukunft vor allem leistbar sein sollten. Das wäre bei V8-Saugern einfacher als bei neuen R4-Turbos.

Ferrari und Mercedes halten sich zurück

Die großen Teams geben sich nach außen hin diplomatisch, wenn sie von Journalisten auf die heißen Diskussionen hinter den Kulissen angesprochen werden. "Die Regeln besagen, dass es ein Vierzylinder-Turbo sein wird", hält Mercedes-Teamchef Ross Brawn fest, ohne diese Tatsache zu werden, und sein Ferrari-Kollege Stefano Domenicali kündigt nur an: "In den kommenden zwei Wochen sollten mir darüber wissen."

Bei Cosworth spricht man klarere Worte: "Wir mach uns Sorgen um die Kosten, große Sorgen", unterstreicht Geschäftsführer Mark Gallagher. "Wir sehen in erster Linie unsere Kunden und die Formel 1 an sich als Business für Cosworth. Wir sind dazu da, um unsere Kunden zu versorgen. Unsere Kunden haben aber keine Lust, mehr Geld für ihre Motoren auszugeben." Und: "Die Regeln, wie sie bisher verabschiedet wurden, lassen viel Raum, um reichlich Geld auszugeben."

Cosworth-Kunde Williams überrascht indes mit einer Pro-Turbo-Haltung: "Die Regeln stehen fest, sie müssen nur noch ein wenig verbessert werden", fordert Williams-Vorstandschef Adam Parr. "Das sind Kleinigkeiten, die eine deutliche Reduzierung der Kosten bei der Entwicklung und Lieferung zur Folge hätten." Der Hintergrund ist klar: Der Turbo für 2013 soll mit einem noch stärkeren Hybridsystem KERS ausgestattet werden - und das ist ein Williams-Wunsch.


Fotos: Großer Preis von Monaco, Pre-Events


Denn Williams betreibt mit Williams Hybrid Power (WHP) eine eigene Forschungsfirma in diesem Bereich und ist bestrebt, KERS-Lösungen zu kommerzialisieren. Daher hofft Parr auf einen durchführbaren Kompromiss, der ein Turbo-Comeback beinhaltet: "Mit einer intelligent geführten Diskussion, wie wir sie im Augenblick führen, kann man alles erreichen, was die jeweiligen Parteien wollen", glaubt der Brite.

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