• 19.05.2011 23:04

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Turbo-Comeback vor der Absage

Schon in Barcelona könnte das für 2013 geplante Turbo-Comeback in der Formel 1 abgesagt werden - Sauber: "Neuer Motor sollte billiger sein"

(Motorsport-Total.com) - Überraschende Wende hinter den Kulissen der Formel 1: Der für 2013 geplante 1,6-Liter-Turbomotor mit vier Zylindern in Reihe, maximal 12.000 Umdrehungen pro Minute und KERS-Unterstützung wird wohl doch nicht kommen. Noch in diesem Wochenende in Barcelona könnte die von der FIA favorisierte Motorenformel endgültig begraben werden.

Titel-Bild zur News: Ferrari-056-V8-Motor

Der V8-Sauger könnte in der Formel 1 nun doch eine Zukunft haben

Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone hat in den vergangenen Wochen immer wieder erklärt, dass die FIA beim Beschluss des 2013er-Motorenreglements "die Nebenwirkungen nicht bedacht" hat. Besonders große Sorgen macht sich der 80-Jährige über die Soundkulisse, denn mit dem imposanten Kreischen der V8-Sauger würde das dumpfere Geräusch eines Vierzylinder-Turbos wohl nicht mithalten können.

Ecclestone stiftet zum Kurswechsel an

Doch nicht nur deswegen dürften sich die Motorenhersteller nun auf einen Kurswechsel verständigt haben. "Die Hersteller und die Teams können auf die FIA zugehen und ihr sagen, dass sie darüber nachgedacht haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass eine Entscheidung, die damals richtig schien, aus heutiger Sicht falsch ist", erklärt Ecclestone im Interview mit dem Fachmagazin 'auto motor und sport'.

Das soll am Samstag im Rahmen eines Treffens der Motorenhersteller mit FIA-Präsident Jean Todt geschehen. Hintergrund: Cosworth hat angekündigt, dass man sich die Entwicklung eines Turbos (geschätzte Kosten: 100 Millionen Euro) nicht leisten kann, während Ferrari ohnehin schon immer ein Gegner der geplanten Änderung war und die Bedenken von Mercedes aus Kostengründen auch nicht neu sind. Nur Renault würde ein Turbo-Comeback eventuell gutheißen.

¿pbvin|512|3683||0|1pb¿Norbert Haug spricht in dieser Frage Klartext: "Wir stimmen dem Vierzylinder nur zu, wenn es eine Garantie gibt, dass die Kosten in einem Zeitraum von fünf Jahren um 30 Prozent gesenkt werden", so der Mercedes-Sportchef. Doch das ist im Moment eine Illusion, weshalb die Motorenhersteller und die FIA nun einen anderen Kompromiss finden müssen. Die Teams werden sich in diese Verhandlungen nicht groß einmischen.

"Wir haben innerhalb der Teamvereinigung nur betont, dass der Preis für die Motoren sinken muss. Das ist unser Ziel", äußert sich Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn zur aktuellen Diskussion über die Motorenzukunft der Formel 1. Frage an Peter Sauber: Darf ein Ökomotor ein bisschen teurer sein als ein derzeitiger V8-Sauger? "Der neue Motor sollte billiger sein, nicht ein bisschen teurer", winkt der Schweizer ab.

Sauber: Umweltschutz ja, hohe Kosten nein

"Ich habe grundsätzlich kein Problem mit einem 'grünen' Motor, aber er muss nicht unbedingt auch noch Wurzeln haben", lacht er. "Aber warum nicht die 'grüne' Richtung? In die gehen alle und ich halte das für wichtig. Für uns ist aber auch wichtig, einen Motor zu einem vernünftigen Preis zu bekommen." Und Sauber betont: "'Grün' hat nichts mit der Anzahl der Zylinder zu tun. Verkleinern macht Sinn, ja, aber das heißt nicht zwingend vier Zylinder oder vier Zylinder in Reihe."

Druck von Sponsoren, den umweltfreundlichen Turbo einzuführen, spürt Sauber nicht, "aber wir alle in der Formel 1 stehen unter Druck, in die 'grüne' Richtung zu gehen. In Zukunft fahren wir vielleicht alle mit Elektroautos - ich weiß nicht, ob in zehn oder 20 Jahren. Bis dahin ist der Weg noch weit, aber das ist der Grund, weshalb wir zum Beispiel KERS unterstützen. Das ist der richtige Weg. Es macht unterm Strich aber keinen Sinn, eine 'grüne' Formel 1 zu haben, der die Teams davonlaufen."

Auch Kaltenborn befürwortet den Umweltschutz in der Formel 1, aber nicht um jeden Preis. Eine 'grüne' Philosophie sei "den Fans, den verschiedenen Interessengruppen und den Partnern der Formel 1 ein Anliegen. Wir müssen da auch Verantwortung übernehmen", findet die Österreicherin und ergänzt: "Wichtig ist aber auch, dass wir es glaubwürdig machen und dass keine zu hohen Kosten entstehen, denn die muss man dann auch erklären."


Fotos: Großer Preis von Spanien, Pre-Events


"Und ganz abgesehen von Geld und 'grünen' Philosophien muss man auch daran denken, was die Fans wollen", hält sie fest. "Wir stellen keine Motoren her, also können wir nicht sagen, wo wir technologisch betrachtet stehen, aber es gibt einfache Fragen wie den Sound. Der generiert viele Emotionen - und das ist etwas, womit wir sorgsam umgehen sollten. Wir müssen auch etwas für die Fans tun und das Potenzial, das wir haben, besser nutzen."