• 20.05.2011 23:00

FIA-PK: Über Motoren, Top-3-Fahrer und die Zukunft

Die Verantwortlichen von Cosworth, Ferrari, HRT, Renault und Williams sprechen in der FIA-PK am Freitag über die Motoren und die Zukunft der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2011 ist in vollem Gange, doch hinter den Kulissen beschäftigen sich die Teams bereits intensiv mit den kommenden Rennjahren: 2013 hält ein neues Motorenformat Einzug in der Königsklasse, wobei noch nicht alle Eckdaten fixiert sind. Dies und andere Themen sind Gegenstand der FIA-PK vom Freitag, bei der Jose Carabante (HRT), Jean-Francois Caubet (Renault), Stefano Domenicali (Ferrari), Mark Gallagher (Cosworth) und Adam Parr (Williams) anwesen waren.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Teamchef)

Gallagher, Parr und Caubet sowie Domenicali und Carabante in der FIA-PK

Frage: "Jean-Francois, inwiefern werden die Diffusor-Regeln einen Einfluss auf euch haben? Je nach dem, wie sie nun lauten werden..."

Jean-Francois Caubet: "Normalerweise... (unverständlich, da zu leise; Anm. d. Red.), denn wir arbeiteten im Winter intensiv am Auspuff. Wir ließen viele Anstrengungen in dieses Projekt fließen. Die FIA traf meiner Meinung nach eine gute Entscheidung. Vielleicht gelangt die Technische Arbeitsgruppe im Juni zu einem endgültigen Beschluss. Wahrscheinlich werden wir es aber dabei belassen."

Frage: "Demnach bist du dafür, die Regeln bestehen zu lassen..."

Caubet: "Ja. Wenn wir nun nämlich die Regeln verändern würden, würden wir eine andere Lösung finden, für die wir viel Geld ausgeben würden - und das für beinahe dasselbe."

Frage: "Stimmt es, dass Renault aus der Sicht eines Motorenlieferanten gerne ein weiteres Kundenteam ausrüsten würde?"

Caubet: "Ja. Aktuell beliefern wir drei Teams: Red Bull, Lotus und Renault. Wahrscheinlich schauen wir uns für 2014 nach einem weiteren Rennstall um. Wir haben die Möglichkeit, ein viertes Team mit Motoren zu versorgen."

Frage: "Das würde für das neue Motorenreglement gelten..."

Caubet: "Ganz genau."

Frage: "Stehst du den neuen Motorenregeln positiv gegenüber?"

Caubet: "Ich denke, Renault vertritt diesbezüglich eine klare Meinung. Wir unterstützen die FIA voll und ganz. Für einen Hersteller wie Renault, der einen Bezug zum Straßenverkehr hat, macht es sehr viel Sinn. In meinen Augen ist das ein Schlüsselpunkt für die Zukunft der Formel 1. Die Arbeiten an diesem Projekt haben vor ein paar Monaten begonnen. Im November des kommenden Jahres werden wir bereit sein, vier Rennställe zu beliefern."

Frage: "Adam, das Team scheint sich im Augenblick neu zu strukturieren und unterschiedliche Businesszweige zu erkunden. Kannst du zum Beispiel näher auf den Deal mit Jaguar Land Rover eingehen?"

Adam Parr

Adam Parr und das Williams-Team wollen rasch aus ihrem Tief herausgelangen Zoom

Adam Parr: "Wir entwickeln unser Business, doch was an der Strecke passiert, ist noch immer der Grund, weshalb es dieses Team gibt. Die Partnerschaft mit Jaguar Land Rover ist eine großartige Geschichte für uns, denn es handelt sich um ein fantastisches Unternehmen. Sie wachsen extrem schnell."

"In den kommenden fünf Jahren werden sie eine Milliarde Pfund (ungefähr 1,1 Milliarden Euro; Anm. d. Red.) in ihre Zentrale investieren. Im vergangenen Jahr brachten sie das CX75-Konzeptauto an den Start und in den jüngsten Monaten entwickelten sie daraus ein Straßenauto. In den kommenden Jahren werden wir dieses Fahrzeug gemeinsam mit ihnen bauen."

"Für uns ist es eine phänomenale Gelegenheit, eine Partnerschaft mit einem Unternehmen wie Jaguar Land Rover einzugehen. Darauf sind wir sehr stolz. Wir sind auch schon sehr gespannt auf das Auto an sich. Es wird ein verblüffendes Fahrzeug sein. Es wird 200 Meilen pro Stunde (etwa 320 km/h; Anm. d. Red.) schnell sein und weniger Emissionen haben als ein Toyota Prius. Es ist ein sehr aufregendes Projekt."

Frage: "Ist das ein Geschäftsbereich, der auch für KERS interessant sein könnte? Wäre euer Know-How dorthin übertragbar?"

Parr: "Ja. Unsere KERS-Technologie wird im CX75 zum Einsatz kommen. Der Antriebsstrang besteht aus einem verkleinerten Verbrennungsmotor mit Turbo und großem KER-System an Vorder- und Hinterachse. Dabei handelt es sich durchaus um ein Konzept, das wir ab 2013 hoffentlich auch in der Formel 1 sehen werden."

Frage: "Was hältst du von solchen Regeln?"

Parr: "Unsere Sicht der Dinge ist kein Geheimnis. Wir vertreten schon seit einigen Jahren den Standpunkt, dass die Formel 1 mehr nachhaltige Technologien beinhalten sollte. Wir sind große Unterstützer von KERS und wir halten die neue Motorenformel für unbedingt erforderlich für die Zukunft des Sports."

"Uns ist klar: Dazu gibt es auch andere Sichtweisen. Unterm Strich weiß ich aber nicht, um was es in der Formel 1 geht, wenn nicht darum, neue Technologie-Bereiche zu erschließen und ein Vorreiter für den Straßenverkehr und andere Geschäftsfelder zu sein. Wir halten das für absolut notwendig."

Frage: "Und wie stehst du zu den Diffusor-Regeln?"

Parr: "Wir haben gemischte Gefühle, denn wir nutzen diese Technologie seit Spa-Francorchamps 2010. Wenn es illegal ist, sind auch wir illegal unterwegs. Andererseits würde uns eine Weiterentwicklung dieser Sache reichlich Geld kosten. Logischerweise wüssten wir vorher gerne, wie es um die Legalität bestellt ist, ehe wir es angehen. Es wird sicherlich sehr interessant sein, zu beobachten, wie sich diese Geschichte im kommenden Monat entwickelt."

Frage: "Mark, in gewisser Weise hatte Cosworth eine beratende Rolle bei der Erstellung der neuen Motorenregeln inne. Was sind die Hintergründe dazu?"

Mark Gallagher: "Ich denke, die Hersteller stimmten von Anfang an mit der FIA darin überein, dass es eine gute Idee sein würde, einen unabhängigen Motorenlieferanten zu haben, der den Formel-1-Teams zur Verfügung steht."

"Die Idee dahinter war: Wenn Cosworth in den Entwurfsprozess oder die Formulierung der Regeln ab 2013 und deren Umsetzung involviert sein würde und wir es schaffen könnten, dann würde es jeder Autohersteller auf die Reihe kriegen. Das ist der Hintergrund, weshalb Cosworth daran beteiligt ist. Zu Beginn des vergangenen Jahres war das der Fall."

Frage: "Wie sehr ist Cosworth in das Thema KERS eingebunden? Dein Unternehmen scheint KERS nicht auszuliefern und eure Teams scheinen es nicht zu verwenden..."

Gallagher: "Nun, natürlich. In der Formel 1 arbeiteten wir mit Williams zusammen am KER-System. Das KER-System, das in diesem Jahr am Motor zum Einsatz kommt, ist ein System von Williams. Wir haben es in Zusammenarbeit mit Williams entwickelt. Wir nahmen den Motor aus dem vergangenen Jahr her und konfigurierten ihn neu, sodass er mit dem Williams-KERS umgehen konnte."

"Es war eine großartige Zusammenarbeit zwischen zwei technischen Unternehmen, um auf eine Lösung zu kommen. Cosworth verfügt über eine große Abteilung für Elektronik und Elektrik. Die meisten Automobil-Konzerne, die heute bei uns anklopfen, wollen einen gewissen Anteil an Hybridsystemen haben, wie man sich vielleicht denken kann. Dabei geht es um Forschungsprojekte oder komplette Lösungen für Antriebsstränge. Wir sind also sehr wohl in diese Technologie involviert."

Mark Gallagher

Mark Gallagher und Cosworth planen langfristig mit der Formel 1 Zoom

"In der Formel 1 war es aber ungeheuer wichtig für uns, eben diesen Weg mit Williams einzuschlagen. Dieses System kann nämlich von jedem anderen Team verwendet werden, das ebenfalls Cosworth-Kunde ist. Sollten Jose (Carabante, HRT-Teamchef; Anm. d. Red.) oder Marussia-Virgin ein KER-System haben wollen, wäre es durch Cosworth verfügbar."

Frage: "Bedeutet es schlechte Nachrichten für euch, dass Renault auf der Suche nach einem vierten Kundenteam ist?"

Gallagher: "Nein. Vielleicht wollen sie ja Stefano (Domenicali, Ferrari-Teamchef; Anm. d. Red.) mit Motoren ausrüsten. Ich denke, Cosworth ist nicht das einzige potenzielle Opfer von Renault, wenn diese ein viertes Team beliefern wollen. Auch wir wollen gerne vier Kundenteams haben."

"Ich bin mir sicher: Würde auch Norbert Haug hier sitzen, er würde die gleiche Ansicht vertreten und ebenfalls über ein viertes Kundenteam sprechen. Die Realität ist nun einmal, dass es sowohl einen technischen Wettkampf auf der Strecke als auch einen kommerziellen Wettbewerb abseits davon gibt. Cosworth kennt das und wir glauben, ein extrem gutes Produkt zu haben. Wir fürchten den Wettbewerb nicht."

Frage: "Stefano, der Große Preis von Spanien ist beinahe ein Heimrennen für Ferrari, wo Fernando Alonso hier doch so viel Unterstützung genießt..."

Stefano Domenicali: "Natürlich ist das ein besonderer Event für uns, denn man spürt regelrecht, wie sich hier fast alles um Fernando dreht. Das erhöht den Druck auf uns noch einmal zusätzlich zur Tatsache, dass wir just am Donnerstag unsere vorzeitige Vertragsverlängerung bekannt gaben."

"Zu diesem Zeitpunkt der Saison ist das eine sehr wichtige Entwicklung, die hier in Spanien etwas Besonderes darstellt. Das ist ein Teil des Spiels. Wir wissen: Wo auch immer wir fahren, Ferrari hat immer viele Fans. Das ist das Großartige an unserer Marke."

Frage: "Ist es nicht ein bisschen überraschend, dass der Vertrag mit Fernando eine so lange Laufzeit aufweist?"

Domenicali: "Nein. Ich halte das für eine natürliche Evolution der Beziehung zwischen dem Team und Fernando. Es ist ein Zeichen für die künftige Stabilität. In einem Augenblick, an dem sich sehr viele Dinge verändern, ist das sehr wichtig."

"Es ist auch von großer Bedeutung für die Jungs im Werk in Maranello, denn sie sehen, dass Fernando auch weiterhin mit uns kämpfen will. Das ist eine große Verantwortung für uns alle. Wir wissen ja schließlich, wie stark er ist und wie viel ihm an diesem Team liegt. Aus diesen Gründen hatten wir den Eindruck, die richtige Entscheidung zu treffen."

Frage: "Sprechen wir über die Motorenregeln. Es heißt immer, Ferrari stelle sich in dieser Hinsicht quer. Stimmt das oder wird das falsch transportiert?"

Stefano Domenicali (Teamchef)

Stefano Domenicali vertraut weiterhin auf die Dienst von Fernando Alonso Zoom

Domenicali: "Wie du weißt, begründen wir unsere Position stets. Es ist bekannt, das wir als Hersteller von Straßenwagen einige sehr spezielle Fahrzeuge mit einer hohen Zylinderzahl bauen. Wir diskutieren aber wie üblich mit der FIA und ich denke, diese Gespräche ziehen sich noch immer hin. Wir versuchen, uns dem Thema auf konstruktive Art und Weise zu nähern, da es ein wichtiges Element für die Zukunft ist."

"Das trifft zum einen auf die technologische Seite zu, zum anderen dürfen wir aber auch das Investmentniveau für dieses neue Projekt nicht außer Acht lassen. Das sind die Dinge, die es dabei zu beachten gilt. In den vergangenen Monaten kam viel Bewegung in diese Sache. Es ist ein weiterer Bereich, den man gut durchdenken muss. Punkt."

Frage: "Was hältst du von den Diffusor-Regeln?"

Domenicali: "Beim Diffusor handelt es sich um ein Bauteil, mit dem manche Teams schon eher als andere Rennställe arbeiteten. Wie immer: Es ist ein Vorteil für diejenigen, die das Potenzial dieses Elements beim Entwurf ihres Fahrzeugs erkannt haben."

"Das konnten wir erkennen und wir arbeiten mit Nachdruck daran, diesen Bereich des Autos zu verbessern. In ein paar Wochen steht in dieser Hinsicht ein grundlegendes Meeting an. Wir müssen nämlich wissen, in welche Richtung die Entwicklung in Zukunft gehen kann. Sagen wir es so: Wenn uns ein Weg versperrt wird, müssen wir einen neuen Bereich für die Entwicklung auftun."

"Die Saison ist ja schließlich sehr lang. Nach sechs, sieben Rennen finden wir uns aber in einer anderen Situation wieder, denn bis dahin könnten sich manche Teams gewisse Vorteile gegenüber anderen Rennställen erarbeitet haben. Das ist ein weiteres Thema, das die Leute der Technischen Arbeitsgruppe bedenken sollten."

Frage: "Jose, wie wichtig ist der Große Preis von Spanien für dein Team? Es ist das Heimrennen für HRT..."

Jose Carabante: "Ja, für uns fühlt sich dieser Event wie ein Heimrennen an. Es ist ein spezielles Wochenende für uns. Die Atmosphäre ist ganz anders. Wir versuchen immer, hier unser Bestes zu geben. Montmelo ist wie ein zuhause für uns. Es ist ein richtig tolles Wochenende, also schauen wir einmal, was passiert."

Frage: "Immer wieder machen Gerüchte die Runde, die den Zustand des Teams betreffen. Wie gesund sind die Säulen, auf denen dein Rennstall ruht? Hat das Team genug Geld, um den Rennbetrieb aufrecht zu erhalten?"

Carabante: "Okay, wir hatten keinen einfachen Start nach unserer ersten Saison. Nun befinden wir uns meiner Meinung nach aber in einer anderen Position. Das Ergebnis davon liegt auf der Hand. Wir verbessern uns in allen Bereichen. Bei jedem Rennen denken wir darüber nach, wie wir uns verbessern können."

"Wir machen uns sogar schon Gedanken über 2012. Wir verfügen bereits über einen Vertrag mit Mercedes, der sich auf den Windkanal erstreckt. Das bedeutet: In Bezug auf das kommende Jahr haben wir viel Zeit, um unser Programm ordentlich vorzubereiten."

Frage: "Wie lautet dein Kommentar zum Diffusor-Thema? Würdest du ein solches Element haben wollen oder fändest du eine andere Entscheidung der Verantwortlichen besser?"

Carabante: "Für ein kleines Team sind nicht zuletzt die Kosten von großer Bedeutung. Hoffentlich ist das ebenfalls ein Gegenstand der Überlegungen. Die Formel 1 sollte finanziell stemmbar sein. Das ist der richtige Weg. Wir brauchen Stabilität auf technologischer Seite und wir müssen wissen, was uns in Zukunft erwartet."

Jose Carabante

Jose Carabante und das HRT-Team wollen sich in der Formel 1 etablieren Zoom

"Ansonsten schlagen wir womöglich einen falschen Weg ein. Im Zuge dessen könnte es schwierig werden, eine Kehrtwende hinzulegen. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, Dinge einfach nur auszuprobieren. Wir hoffen auf eine klare Entscheidung und dass man die Meinung der kleinen Teams nicht übersieht."

Frage: "Adam, zwei Fragen an dich. Der Saisonstart war nicht gerade berauschend, denn Williams holte in vier Rennen nicht einen Punkt. Warum funktioniert das Auto nicht gut? Was kann das Team tun, um die Probleme zu lösen? Und wie ist es um die Atmosphäre im Team bestellt?"

Parr: "Nun, die Stimmung ist die eines Rennteams. Wenn man eine solche Leistung erbringt, ist es natürlich für alle Beteiligten sehr hart. Dass unser Fahrzeug so langsam ist, liegt in meinen Augen daran, dass es uns an Abtrieb fehlt. Das betrifft jeden Bereich unserer Leistung und vor allem den Reifenverschleiß. Das ist demnach das Thema, auf das wir uns konzentrieren. Partystimmung herrscht jedenfalls nicht."

Frage: "Wie sehr gefährden diese schwachen Leistungen die finanzielle Situation von Williams? Wärt ihr mit dem Team an die Börse gegangen, wenn ihr die Ergebnisse gekannt hättet?"

Parr: "Das ist eine gute Frage. Wenn es uns nicht gelingt, unsere Leistung zu verbessern, dann hat das sicherlich Auswirkungen auf unsere finanzielle Lage. Es braucht aber halt Zeit. Wir haben da einen gewissen Spielraum, um die Wende einzuläuten. Wir nahmen natürlich sofort und auch wichtige Maßnahmen vor, um genau das zu schaffen."

"Ich weiß eines ganz genau über die Wirtschaft und den Aktienmarkt: Wenn man gestern weiß, was morgen passiert, dann kann man ein reicher Mann werden. Es macht also nicht viel Sinn, darüber nachzudenken, was ich angestellt hätte, wenn mir klar gewesen wäre, wie es gekommen wäre. Das konnte ich vorher ja nicht ahnen."

Frage: "Stefano, Fernando verlängerte seinen Vertrag. Wie sieht es bei eurem zweiten Fahrer, Felipe Massa, aus? Sein Vertrag läuft am Saisonende aus und das ist auch bei Lewis Hamilton der Fall. Ist Lewis ein Pilot, der für Ferrari in Frage kommen könnte? Zweite Frage: Wäre es angesichts der Vorfälle zwischen Lewis und Fernando bei McLaren 2007 denkbar, dass diese beiden Fahrer jemals für ein Team wie Ferrari arbeiten könnten?"

Domenicali: "Im Augenblick halte ich Lewis für einen der drei besten Fahrer. Er ist sicherlich einer der schnellsten Piloten. In dieser Hinsicht ist er gewiss ein potenzieller Fahrer für das stärkste Team. Ich sehe nicht, weshalb ich diese Fragen verneinen sollte."

"Ich kann beide Fragen auf die gleiche Art und Weise beantworten: Man sollte niemals nie sagen. Menschen verändern sich mit der Zeit und können andere Herangehensweisen an den Tag legen. In der Welt geschehen so viele Dinge. Lewis ist aber ganz sicher ein starker Fahrer. Und wer weiß schon, was in der Zukunft geschieht?"

Frage: "Jose, dein Team etabliert sich derzeit in der Formel 1. Erfolgt 2012 eine Umstrukturierung? Werdet ihr beispielsweise mehr Leute, mehr Techniker einstellen? Wird die Struktur des Teams angepasst werden?"

Carabante: "Im Hinblick auf die Zukunft ist schon ein Programm am Laufen - der Windkanal. Priorität hat darüber hinaus, dass wir hart daran arbeiten, das komplette Team nach Spanien zu holen. Alle Teammitglieder an einem Ort zu haben, sollte uns zu einer starken Mannschaft machen - speziell in Spanien."

Frage: "Eine Frage an die drei Vertreter der Motoren-Unternehmen: Ferrari, Cosworth und Renault. Wie sehr steht ihr hinter den Motorenregeln ab 2013? Mark, wie verbunden bleibt Cosworth der Formel 1 nach 2012?"

Gallagher: "Wir bleiben der Formel 1 langfristig verbunden. Ich glaube, ich sagte schon im vergangenen Jahr, dass wir die drei Jahre, in denen Cosworth nicht in der Formel 1 vertreten war, nicht noch einmal erleben möchten. Wir sind daher langfristig in der Formel 1 und stehen voll und ganz hinter 2013."

"Wir waren von Anfang an gut eingebunden und halfen beim Entwurf der Regeln für 2013. Wir gaben unsere Meinung zu den Diskussionen ab und wie alle anderen, so arbeiten auch wir hart auf das neue Programm hin. Im Prinzip verdoppelt man seine Bemühungen, weil man ein aktuelles Projekt betreut und gleichzeitig auf die Zukunft hinarbeitet. Im Hinblick auf die neuen Regeln ab 2013 machen wir uns lediglich Sorgen um die Kosten. Das sind große Sorgen."

Jean-Francois Caubet

Jean-Francois Caubet und Renault bekennen sich zum neuen Motorenformat Zoom

"Wir sehen da in erster Linie unsere Kunden und die Formel 1 an sich als Business für Cosworth. Wir sind dazu da, um unsere Kunden zu versorgen. Unsere Kunden haben aber keine Lust, mehr Geld für ihre Motoren auszugeben. Das ist uns klar. Wir müssen also darüber reden, wie die Kosten ab 2013 aussehen sollen. Wir wollen Cosworth ja nicht langfristig in der Formel 1 halten um einfach nur konkurrenzfähige Motoren anzubieten."

"Unsere Aggregate sollen auch nachhaltig und kostengünstig sein. Für die Teams wäre die Formel 1 sonst kein Business mehr, wenn sie es sich nicht leisten könnten, daran teilzunehmen. Für uns ist daher sehr wichtig, dass die Kosten berücksichtig werden. Die Regeln, wie sie bisher verabschiedet wurden, lassen viel Raum, um reichlich Geld auszugeben."

"Ich denke, es stand stets im Hintergrund all dieser Regeldiskussionen, dass man sie aus der Sicht der Innovation her begrüßt, dass es aber nicht ein finanzielles Entwicklungsrennen geben soll. Da stimmt mir wohl das gesamte Fahrerlager zu. Zumindest sollte man mir da zustimmen. Dergleichen kann man schließlich nicht gebrauchen, wenn man gerade eine wirtschaftlich schwierige Zeit hinter sich gebracht hat, die einige Teams doch sehr beutelte."

Domenicali: "Ich kann dazu nur sagen, dass es aus meiner Sicht heraus immer recht einfach war. Ich stimme Mark in Bezug auf den zweiten Teil seiner Antwort zu. Wie üblich bei solchen Diskussionen, so führen wir diese mit den anderen Herstellern und mit der FIA. Dabei machen wir Fortschritte. Und wie wir alle wissen, ist es nicht unser Stil, abseits davon offizielle Statements abzugeben."

"Wir wollen vielmehr mit allen Beteiligten auf konstruktive Art und Weise daran arbeiten. Mark nannte einen fundamental wichtigen Punkt. Wenn ich daran anknüpfen darf: Ferrari braucht keine neuen Kunden, denn unsere Struktur ist bereits auf die Zukunft ausgerichtet. Wir werden unsere Motoren einerseits bei uns selbst einsetzen, andererseits bei maximal zwei Kundenteams - nicht mehr."

Caubet: "Auf Seiten von Renault sind die Dinge sehr klar. Wir stehen vollkommen hinter dem Motor für 2013. Dieses Aggregat passt strategisch perfekt zum Markt. Wir hatten eine Langzeit-Studie zum künftigen Markt für Straßenautos vorgenommen und glauben, dass der Markt in fünf bis sechs Jahren zu 60 bis 70 Prozent aus Hybrid- oder Elektroautos bestehen wird."

"Es ist daher vorn strategischer Wichtigkeit, einen entsprechenden Motor zu haben. Was die Kosten anbelangt, rechnen wir nicht damit, dass es einen großen Unterschied zwischen den aktuellen Triebwerken und den künftigen Motoren geben wird. Die Batterien sind dabei wahrscheinlich ausgenommen."¿pbvin|512|3683|inside|0|1pb¿

Frage: "Stefano, am Freitag gab es gewisse Beschweren über die Reifen. Ist die Situation wirklich so schlimm, wie sie von Lewis dargestellt wurde?"

Domenicali: "Ich weiß nicht, was Lewis gesagt hat."

Frage: "Er sprach von 'schrecklichen Pneus'..."

Domenicali: "Schreckliche Pneus, okay. Das sind aber nun einmal die Reifen, mit denen wir fahren müssen. Leider ist das die Situation. Der fehlende Grip war am Freitag sicherlich ein Problem. Ich sagte unseren Fahrern und unserem Team aber, dass wir das uns zur Verfügung Stehende maximieren müssen. Die Lage ist diesbezüglich nicht so toll."

"Wir haben aber nun einmal diese Reifen hier und müssen zusehen, dass wir sie bestmöglich nutzen. Wie ich schon sagte: Da wird sich jetzt oder kurzfristig nichts verändern. Wir müssen das Maximum herausholen. Das gilt für die Qualifikation. Das Rennen dürfte sehr schwierig werden. Für die Fahrer und ihre Teams stellt das sicherlich eine weitere Herausforderung dar."

"Wie ich schon sagte: Da wird sich jetzt oder kurzfristig nichts verändern." Stefano Domenicali

Frage: "Adam, es heißt, Williams schlug der FIA vor, sich die Situation um den auspuffangeströmten Diffusor einmal genauer anzusehen. Stimmt das?"

Parr: "Wie ich schon vorhin sagte: Wir arbeiteten schon seit Spa 2010 damit, doch die Teams nutzen dieses System nun auf einem anderen Niveau. Stefano sagte ja, dass diese Rennställe clever genug waren, um es so anzupacken. Bevor wir uns auf eine derart große Investition einlassen, würden wir es in jedem Fall befürworten, dass die FIA die Situation überprüft."

"Die Legalität dieser Systeme steht nämlich zur Debatte. Das liegt vor allem an einer Regeländerung für diese Saison. Ja, wir wendeten uns in dieser Sache an die FIA, um sicherzugehen, bevor wir viel Geld ausgeben. Ich weiß aber nicht, ob wir das einzige Team sind."

Frage: "Stefano, ich möchte noch einmal zum Thema Lewis Hamilton nachhaken: Fernando würde Lewis doch sicherlich nicht im Team haben wollen, oder? Er würde es dem Team bestimmt nicht gestatten..."

Domenicali: "Weshalb macht ihr euch so viele Sorgen darum? Unsere Situation hatte nun eben Priorität. Wenn ich schon darüber reden soll, dann empfinde ich das als nicht korrekt gegenüber unserem anderen Fahrer, Felipe. Als Teamchef geht es mir darum, dass meine beiden Piloten das Gefühl haben, die beste Unterstützung des Teams zu genießen."

"Für uns ist wichtig, unsere beiden Fahrer in der besten Arbeitsumgebung überhaupt zu wissen. Um auf die Frage zurückzukommen: Wie ich schon sagte: Im Leben sollte man niemals nie sagen. Was ich damit nicht sagen will, ist, dass es eine Möglichkeit ist. Ich möchte eine solche Möglichkeit aber nicht ausschließen - auch nicht im Hinblick auf andere starke Piloten. Sebastian Vettel ist beispielsweise ein weiterer sehr starker Fahrer."

"Im Leben sollte man niemals nie sagen..." Stefano Domenicali

"Es gibt viele Piloten. Nun, 'viele' ist ein großes Wort. Es gibt jedenfalls ein paar richtig gute Piloten. Ich denke aber nicht, dass es richtig ist für das Team, wenn ich jetzt über dieses Thema rede, denn ich konzentriere mich vollkommen darauf, die maximale Leistung aus unseren aktuellen Fahrern herauszuholen. Und Ferrari ist zufrieden mit den beiden."


Fotos: Großer Preis von Spanien, Freitag


Frage: "Du meintest, Lewis sei eine Möglichkeit. Felipe ist ebenfalls eine Möglichkeit, denn er wird sich ebenfalls Gedanken machen über seine Karriere. Würdest du Mark Webber ebenfalls als Möglichkeit bezeichnen, denn auch sein Vertrag läuft aus?"

Domenicali: "Ich kann sagen, dass jeder eine Möglichkeit darstellt. Ich sagte aber nicht, dass er eine Möglichkeit sein würde. Ich sagte: Sag niemals nie zu sehr schnellen Fahrern. Wie ich schon vorhin zu Protokoll gab: Ich halte Lewis derzeit für einen der drei Toppiloten."

Frage: "Jose, dein Team ist als einziges im Fahrerlager nicht Mitglied der Teamvereinigung (FOTA). Gibt es Pläne, der FOTA wieder beizutreten? Falls nicht: Was sind die Vorteile, nicht in dieser Vereinigung organisiert zu sein?"

Carabante: "Okay, zunächst einmal möchte ich betonen, dass die FOTA nicht unser Feind ist. Im vergangenen Jahr trafen wir aber halt die Entscheidung, einen anderen Weg zu wählen. Wir halten das für die richtige Entscheidung im Interesse des Hispania-Teams. Okay, Stefano sagt, man soll niemals nie sagen. Ich kann daher nicht sagen, was in der Zukunft passiert. Im Augenblick glaube ich aber, dass wir die beste Entscheidung im Interesse des Teams getroffen haben."

Frage: "Eine Frage an die Anwesenden, die keinem Motorenhersteller angehören: Wie lauten eure Eindrücke zum neuen Motorenformat ab 2013? Was sagt ihr dazu, dass sich die Preise bis auf das Fünffache erhöhen könnten, wenn die Hersteller die neuen Motoren nicht subventionieren?"

Carabante: "Das ist sehr, sehr wichtig - speziell aufgrund der Kosten. Für ein kleines Team, wie wir es sind, ist das Budget von sehr großer Bedeutung. Wir müssen versuchen, sicherzustellen, dass die Kosten auf einem Niveau sind, das man sich leisten kann. Das ist uns wichtig. Letztendlich werden wir uns den Regeln fügen. Das Beste für uns und alle anderen Teams wäre aber, wenn wir gute und günstige Motoren hätten. Ich denke, so sollte die Zukunft aussehen."

"Das ist sehr, sehr wichtig - speziell aufgrund der Kosten." Jose Carabante

Parr: "Ich sagte vorhin schon, dass wir leidenschaftlich daran glauben, dass wir 2013 neue Technologien in die Formel 1 einführen sollten. Meine persönliche Sicht und die Sicht des Teams ist, dass es im Hinblick auf die Sponsorensituation in der Formel 1 nur sehr wenige Teams gibt, die neue Sponsoren in die Formel 1 bringen."

"Der fundamentale Grund dafür ist zweifelsohne die Nachhaltigkeit des Sports. Man muss sich nur einmal die weltweiten Zuschauerzahlen, die globale Präsenz der Rennserie und die Qualität des Rennsports - vor allem mit diesen Reifen - ansehen. Der Sport ist absolut fesselnd. Die Formel 1 erfreut sich im Augenblick bester Gesundheit."

"Es gibt aber nur den großen Makel, dass sich viele Unternehmen derzeit einfach nicht mit der Formel 1 in Verbindung bringen lassen wollen - weil sie den Eindruck haben, die Formel 1 wäre nicht 'grün' genug. Es gibt kein einziges Unternehmen auf dieser Welt, für das Nachhaltigkeit kein Kernwert wäre. Für die Zukunft des Sports und für das Anziehen neuer Geldgeber sowie eines jüngeren Publikums, müssen wir das tun. Was die Kosten betrifft, stimme ich Mark und Stefano zu."

"Die Regeln stehen fest, sie müssen nur noch ein wenig verbessert werden. Das sind Kleinigkeiten, die eine deutliche Reduzierung der Kosten bei der Entwicklung und Lieferung zur Folge hätten. Mit einer intelligent geführten Diskussion, wie wir sie im Augenblick führen, kann man alles erreichen, was die jeweiligen Parteien wollen."

"Die Regeln stehen fest, sie müssen nur noch ein wenig verbessert werden." Adam Parr

Frage: "Stefano, du sagtest vorhin, Lewis zählt zu deinen Top-3-Piloten. Fernando ist sicherlich ebenfalls in dieser Kategorie enthalten. Wer wäre denn der Dritte?"

Domenicali: "Sebastian Vettel."

Frage: "Weshalb droht Ferrari eigentlich immer damit, der Formel 1 den Rücken zu kehren, wenn die Motoren zur Debatte stehen? Schwächt das unterm Strich nicht die Position von Ferrari?"

Domenicali: "Vielleicht verstehe ich das nicht richtig? Wer denkt darüber nach... hast du das von mir gehört, dass wir darüber nachdenken, die Formel 1 zu verlassen?"

Frage: "Nicht von deiner Seite, nein, aber in der vergangenen Woche von Luca di Montezemolo..."

Domenicali: "Nun, nein. Ich denke nicht, dass er das sagte. Bei allem Respekt: Ferrari ist der einzige Rennstall, der schon immer in der Formel 1 vertreten war - von Anfang an. Alle anderen können ihre Meinung äußern, doch sie kamen und gingen. Das ist eine Tatsache. In Italien gibt es ein Sprichwort, das in etwa Folgendes aussagt: Man kann vieles sagen, wenn der Tag lang ist, doch unterm Strich zählen nur Tatsachen."