Vettel: "Bin der Letzte, der das Recht hat, herumzuzicken"
Als dreifacher Weltmeister ist es manchmal nicht so einfach, den Hype auszublenden - Wie Sebastian Vettel das schafft, und was er zuhause macht, das erzählt er hier
(Motorsport-Total.com) - "Ich frühstücke, trainiere zweimal am Tag, lege mich mittags hin, wenn es geht. Dann surfe ich zwei Stunden im Internet oder verplempere meine Zeit mit anderen Dingen, die man zu Hause halt so macht." So ungefähr schaut der Tagesablauf von Sebastian Vettel aus, wenn er nicht gerade für die Formel 1 unterwegs ist. Gegenüber 'Sport Bild' gewährt der Deutsche einen seltenen Einblick in sein Privatleben. Doch Moment, hat Vettel gesagt, er "verplempere" Zeit? "Nein, ich meine nur, es ist nicht produktiv", relativiert der 25-Jährige.

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Sebastian Vettel redet privat nicht gerne über die Arbeit - und umgekehrt Zoom
"Es ist kein Problem, weil ich ja vielleicht gerade deshalb entspannen kann", versucht er zu erklären. "Abends bin ich meistens so müde, dass ich nur noch eine oder zwei Stunden auf der Couch liege und in die Glotze gucke." Was, das kommt immer auf den Tag an: "Es ist im Fernsehprogramm heutzutage schwierig, etwas zu finden, das meinem Geschmack entspricht", so Vettel. Deswegen schaue er lieber Filme auf DVD - am liebsten etwas in der Art von Forrest Gump.
Abseits des Formel-1-Zirkus versucht der Heppenheimer ein gewöhnliches Leben zu führen. Auch in Gesprächen mit Freundin Hanna oder seinen Eltern ist die Königsklasse eher kein Thema. Diesen Ausgleich brauche der Red Bull-Pilot und hat dafür auch ein Geheimnis entwickelt: "Nimm den Hype um dich herum nicht so ernst, wenn es gut läuft. Und falle in kein tiefes Loch, wenn man versucht, dich niederzumachen", lautet sein Tipp an sich selbst. "Die innere Balance zu bewahren, beide Extreme nicht zu ernst nehmen, das ist entscheidend."
"Man kann nicht immer stehen bleiben und ein Autogramm geben, klar", fügt er an. "Weil man sich die Zeit für sich selbst einfach nehmen muss. Wie man es schafft, trotzdem auf dem Boden zu bleiben? Mir hilft, dass ich die Ohren und Augen offenhalte, in jeder Beziehung." Dazu müsse er sich nur in seinem Team umschauen. Schließlich mache der Fahrer nur einen Teil des Erfolgs aus. Viele Rädchen müssen ineinandergreifen, um eine Saison zufriedenstellend abzuschließen.
"Mir ist sehr wohl bewusst, wie hart und wie lange unsere Mechaniker oder Ingenieure, auch die in der Fabrik, arbeiten", wird Vettel ein wenig ernster. "Oft sitzen sie bis tief in die Nacht zusammen, haben kaum Schlaf und sind trotzdem extrem motiviert. Sie sind ein großer Teil des Erfolgs, aber stehen im Hintergrund. In England gibt es einen schönen Begriff für solche Helden des Alltags: 'Unsung Heroes'. Also Helden, über die keiner spricht. Also, wenn diese Jungs und auch Mädels bei all dem Stress noch so gut gelaunt sind, dann bin ich der Letzte, der das Recht hat, irgendwie herumzuzicken."

