Russell: Fühlt sich so an, als würden Fahrer und FIA gegeneinander kämpfen
George Russell findet es schade, dass Carlos Sainz sen. nicht als FIA-Präsident kandidieren wird, und sagt, was er sich von der zweiten Sulayem-Amtszeit erwartet
(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz sen. wird nicht neuer FIA-Präsident. Der Spanier hat seine Kandidatur am gestrigen Mittwoch zurückgezogen und erklärt, er werde sich nicht gegen Amtsinhaber Mohammed bin Sulayem zur Wahl stellen. Damit steht die Wiederwahl des Emirati im Dezember im Grunde fest, denn einen Gegenkandidaten gibt es derzeit nicht und gilt auch als unwahrscheinlich.

© LAT Images
George Russell ist mit dem FIA-Dialog nicht immer zufrieden Zoom
Für George Russell, den Chef der Fahrervereinigung GPDA, ist diese Nachricht äußerst schade: "Carlos Sainz sen. ist jemand, der im Motorsport enorm viel Respekt genießt", sagt der Brite und ist überzeugt: "Er wäre sicher eine großartige Wahl gewesen und jemand, der diesen Bereich sehr gut führen könnte."
Auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc hätte es befürwortet, wenn sich der Vater seines früheren Teamkollegen zur Verfügung gestellt hätte. "Ich finde, dass er sehr viel gesunden Menschenverstand hat, und es wäre gut gewesen, ihn in diesem Prozess zu sehen", sagt er.
Aber: "Offenbar gab es Gründe, die ihn dazu bewegt haben, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist", sagt der Monegasse, ohne die genauen Beweggründe des Spaniers zu kennen.
Sainz hatte in seiner Mitteilung lediglich die aktuellen Umstände als "nicht ideal" bezeichnet und war dabei auch auf sein Engagement für die Rallye Dakar eingegangen, das er nicht beeinträchtigen wollte.
Aber vermutlich wäre es auch politisch schwierig geworden. Denn zuletzt hatte Sulayem ein Unterstützerschreiben erhalten, das von 36 Mitgliedsverbänden - die Mehrheit davon aus Amerika - unterzeichnet worden war.
Russell: FIA und Fahrer kämpfen zu häufig
Womöglich würde ein Gegenkandidat ohnehin auf verlorenen Posten stehen, sodass sich derzeit niemand gegen Sulayem stellen möchte. Gefragt, ob er es bedenklich findet, dass es so schwierig scheint, einen Gegenkandidaten zu finden, antwortet Russell: "Ja, das ist eine berechtigte Frage."
"Man könnte auch fragen: Wer möchte diesen Job überhaupt machen? Das ist sehr viel Arbeit, die man wahrscheinlich nur aus Liebe zum Sport auf sich nimmt. Ich glaube nicht, dass es jemals leicht war, diese Position zu besetzen. Viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen."
Damit müssen er und seine Fahrerkollegen wohl vier weitere Jahre mit Sulayem auskommen, mit dem es zuletzt immer wieder Reibereien gegeben hatte und der im Formel-1-Lager nicht unumstritten ist. "Momentan fühlt es sich manchmal eher so an, als würden Fahrer, Formel 1 und die FIA gegeneinander kämpfen, und das ist nicht ideal", meint Russell über die derzeitige Stimmung.
Was sich Russell von der zweiten Amtszeit wünschen würde
Sollte Sulayem wiedergewählt werden, wonach es aussieht, dann hofft der Mercedes-Pilot darauf, dass "der Austausch zwischen uns Fahrern und der FIA besser wird. Ich würde mir mehr Transparenz und einen offeneren Dialog wünschen, damit wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen."
Russell betont aber auch, dass er in den vergangenen Monaten "kleine positive Veränderungen bemerkt" habe. "Und ich hoffe sehr, dass diese Entwicklung anhält - besonders wenn der Präsident wiedergewählt wird", sagt er. "Die vergangenen Wochen und Monate gehen jedenfalls in die richtige Richtung, aber es muss auch so weitergehen."
Was sich Russell dabei auch wünschen würde: Dass seitens der FIA eine größere Bereitschaft zur Zusammenarbeit vorhanden sein würde, bei Themen, die den Fahrern wichtig sind. Denn: "Bisher habe ich da noch keinen großen Unterschied festgestellt."
"Das ist etwas, was wir definitiv ansprechen müssen, wenn der richtige Moment da ist", betont er. "Falls Mohammed wiedergewählt wird, dann werden wir uns ohne Zweifel alle mit ihm zusammensetzen und schauen, dass wir alle auf derselben Seite stehen."


Neueste Kommentare
Erstellen Sie jetzt den ersten Kommentar