Red Bull nutzt Wetterchaos, um passives DRS zu testen

Weil das wechselhafte Wetter ohnehin keine wahren Aufschlüsse ermöglicht, probierte Sebastian Vettel das passive DRS aus - Und ist mit dem Auto zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn Red Bull selbst kein Wort darüber verliert, verriet heute ein Blick auf das Heck des RB9, was beim Weltmeister-Team auf dem Programm stand: Sebastian Vettel nutzte die wechselhaften Bedingungen für Versuchsfahrten mit einem passiven DRS, wie es auch bei Lotus in der vergangenen Saison im Training immer wieder ausprobiert wurde. Das österreichische Team mit Sitz in Milton Keynes hatte das System, das beim Heckflügel ab einer gewissen Geschwindigkeit für einen Strömungsabriss sorgen soll, beim Young-Driver-Test in Abu Dhabi enthüllt - die Barcelona-Version unterscheidet sich optisch nicht großartig vom Prototypen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Der Steg zwischen Heckpartie und Flügel verriet Vettels DRS-Tests Zoom

Seine schnellste Runde fuhr der Heppenheimer allerdings ohne das System - der Bolide war aber dabei mit Medium-Reifen und viel Sprit unterwegs, Red Bull optimierte das Setup des RB9. Die Runde in 1:23.743 Minuten, die Vettel auf trockener Strecke absolvierte, reichte schließlich für Platz vier - etwas mehr als eine Sekunde hinter der Tages-Bestzeit von Romain Grosjean.

Insgesamt fuhr Vettel nur 65 Runden - er hätte gerne mehr Kilometer abgespult. So oder so bot der Tag aber wegen der wechselhaften Bedingungen nicht viele Aufschlüsse, wie er am Abend klarstellt: "Die Ergebnisse waren für alle recht bescheiden, denn an einem Tag wie heute kann man nicht viel probieren - es war nicht nur kalt, sondern auch windig. Am Nachmittag war es kurz noch mal trocken, ehe es dann wieder regnete. Da konnten wir gewisse Sachen probieren. Leider sind wir nicht so viel gefahren wie wir wollten, aber das gehört auch dazu."

Red Bull versteht den RB9

Die Temperaturen pendelten sich wie gestern im Bereich von zehn Grad ein, wodurch auch die Reifen nicht warm wurden: "Gerade wenn es so kalt ist und die Sonne sich nicht zeigt, dann tun sich alle schwer, den Reifen über mehr als eine Runde zu bringen. Deshalb ist auch ein Vergleich von Setups und verschiedenen Teilen schwierig - ein teamübergreifender Vergleich ist fast unmöglich."

Dennoch rechnet er damit, dass der RB9 2013 von Anfang an zu den Topautos zählt. "Hoffentlich befinde ich mich ganz vorne", grinst Vettel. Er glaubt, dass die üblichen Verdächtigen an der Spitze liegen werden: "Man muss kein Genie sein, um eine Ahnung zu haben, wer die Favoriten sind. Soweit man es beurteilen kann, ist das Mittelfeld vielleicht ein bisschen näher aufgerückt. Deswegen spricht alles dafür, dass es wieder eng wird."


Fotos: Red Bull, Testfahrten in Barcelona


Dass er wie im Vorjahr einen harten Saisonstart erlebt, gilt derzeit als unwahrscheinlich, denn Red Bull versteht den RB9, der im Gegensatz zum letztjährigen Auto eine Evolution ist. "Das Auto fühlt sich gut an, macht das, was ich will", zieht er ein positives Fazit der bisherigen Tests. "Ich glaube, wir kommen bis jetzt gut damit zurecht. Wir hatten ein, zwei Kleinigkeiten, was die Zuverlässigkeit betrifft, aber das sortieren wir lieber jetzt aus als während der Saison."

Schlechtwetter sorgt für Premiere von passivem DRS

An den letzten zwei Tagen der Wintertests erhofft er sich Aufschlüsse, wo man im Vergleich zur Konkurrenz steht: "Vielleicht hat man noch ein bisschen mehr Zeit, einen Vergleich zu den anderen zu ziehen, wenn der eine oder andere vielleicht einmal die Hosen runterlässt. Das große Geheimnis wird sich dann spätestens in Melbourne lüften, aber selbst bei den ersten ein, zwei Rennen kann man bestenfalls den Trend erkennen, mehr noch nicht."

Sebastian Vettel, passives DRS, Red Bull

Um das System zu verstehen, nutzte man eine ordentliche Portion FloViz-Farbe Zoom

Renningenieurs-Koordinator Andy Damerum spricht am Abend von einem "langsamen Start für alle" - wegen des schlechten Wetters. "Die Strecke war heute Morgen ziemlich rutschig. Und weil der Wind nicht so stark wie gestern war, blieb es den ganzen Morgen lang ziemlich feucht. Dadurch waren die Bedingungen irgendwo zwischen Intermediate- und Regenreifen-Wetter, was knifflig ist."

Genau diese Bedingungen erlaubten es Red Bull aber, das passive DRS einzubauen: "Auf seltsame Weise gaben uns die Bedingungen heute Morgen die Gelegenheit, die Zeit in der Garage zu verbringen ohne etwas zu verpassen, schließlich hatten wir ein paar Teile dabei, die wir ohnehin testen wollten." Als der Asphalt am Nachmittag abtrocknete, konzentrierte man sich auf Setup-Arbeiten: "Der Wind war aber teilweise so stark und wie bei Mark gestern hat das Sebastians Leben nicht unbedingt leicht gemacht. Dennoch denke ich, dass wir heute ziemlich viel Arbeit bewältigt haben, vor allem in Hinblick auf die Elemente, die wir testen wollten. Morgen rechnen wir mit deutlich besserem Wetter, die Vorhersage geht von 14 Grad aus. Hoffentlich hat Mark morgen einen problemlosen letzten Testtag."